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Spanische Forschungen

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GESAMMELTE AUFSÄTZE ZUR KULTURGESCHICHTE SPANIENS. Spanische Forschungen der Görres-Gesellschaft, Band 19 und 20. Georg Schreiber zum 80. Geburtstag. Aschcndorffsche Verlagsbuchhandlung, Münster, 1962. 308 und XII Seiten. Preis 28.50 DM.

Wenn die Sammelbände, die einen Forscher nach Gebühr ehren sollen, ihren Platz in einer wohlbekannten Reihe finden, dann ist dies freudig zu begrüßen. Dem Forscher bleibt der leidige Zeitverlust erspart, mit dem er 60nst, in bibliographischen Knatter- toniaden, das benötigte Material in der „Festschrift Soundso” aufspüren muß. Auch dann freilich ist es unmöglich, die nur durch eine verwandte Thematik verbundenen Beiträge zusammen zu rezensieren. Da die vorliegenden, in der Ausstattung äußerst gefälligen Bände ja ein Dutzend Arbeiten von sehr verschiedener Ausdehnung enthalten, würde auch eine Inhaltsangabe allzuviel Raum verlangen. Es sei daher gestattet, nur auf einzelne Beiträge hier einzugehen.

Im I. Band schildert Wolfgang Baunach „Die Abtwahl in den Königsklöstern der Spanischen Mark”. Wir sehen hier, wie die Karolinger auf dem heute spanischen Gebiet ihrer Botmäßigkeit die großen Klöster ebenso ihrem Herrschaftssystem eingliedern, wie wir das im übrigen Frankenreich kennen — mit jenen Abwandlungen, die in der Etappe der islamischen Front eben notwendig sind. Wir sehen auch, wie mit dem Ende der westfränkischen Karolinger dieses Verhältnis fast gänzlich aufhört, dessen Reste nicht lange überleben und die königlichen Rechte den örtlichen Grafen zufielen. Wir sehen auch jene direkte Bindung an den Papst, die in der betreffenden Zeit überall 60 wichtig ist.

„Der Vertrag von Corbeil” von Odilo Engels bespricht nun eben den Akt, der dem Übergreifen eines politischen Systems über die Pyrenäen ein Ende machte und zwischen Frankreich und dem spanischen Staat der Krone Aragon eine Grenze zog. Wie im Mittelalter nicht anders denkbar, beruhte sowohl die vorhergegangene Verflechtung von Rechten und Ansprüchen als die erfolgte Regelung auf genealogischen Verhältnissen. Diese hätten doch wohl in Gestalt einer Tafel dargestellt werden müssen; man kann es dem Leser nicht zumuten, das Buch auf einem Knie, ein genealogisches Nachschlagewerk auf dem zweiten zu balancieren und auf dem Tisch mit Papier und Bleistift die erwünschte Tafel selbst zu verfertigen.

„Der Einzug Philipps III. in Lissabon 1619” von Ewald M. Vetter beschreibt und kommentiert mit reichen Illustrationen den Schmuck, den die portugiesische Hauptstadt zum Einzug ihres zweiten habsburgischen Königs anlegte. Es ist dies vielleicht der interessanteste Artikel des Sammelwerkes; wir lernen ein Stück Ideengeschichte des Barocks und sehen auch die Technik der literarischen und künstlerischen Anleihen bei solcher Programmkunst. Es bedarf der Hervorhebung, daß dieser überschwengliche Aufwand im zweiten Jahr eines Weltkriegs angemessen schien: die Forderungen von Kunst und Aufrüstung hatten damals eine eigene Rangordnung .. .1

Im Band II wird dem österreichischen Leser wohl am meisten Anton Dörers „Die Kümmernis als bräutliches Symbol zu Oswald, dem englischen König der altdeutschen Spielmannsdichtung, im europäischen Dreieck: Niederlande, Alpen und Iberien” interessieren — eine gründliche Untersuchung aus Ikonographie, Volkskunde und Kunstgeschichte; ein eigenes reichhaltiges Kapitel bespricht „Die Reihe der Tiroler KOmmernisdarstellungen”.

Das Sammelwerk enthält auch Aufsätze in französischer und spanischer Sprache: und weil dasselbe ja eben Teil eines Fach- Periodicums ist, kann dagegen nichts eingewendet werden.

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