In zerbrochenen Spieglein

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mit "Autorinnen feiern Autorinnen" ruft Wien heuer Mela Hartwig in Erinnerung. Gekürzte Festrede von Julya Rabinowich am 27. April.

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mit "Autorinnen feiern Autorinnen" ruft Wien heuer Mela Hartwig in Erinnerung. Gekürzte Festrede von Julya Rabinowich am 27. April.

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Mela Hartwigs Leben gleicht herabregnenden Spiegelbruchstücken, in denen man einmal einen Aspekt des Zeitgeschehens sieht, dann wieder einen anderen. Einmal sind es jene Aggregatzustände von Frauenschicksal, die Mela Hartwig in ihren Figuren ein ums andere Mal vorführt, einmal ist es ihr eigener Höhenflug und ihr eigenes Scheitern. Ihr Werk mäandert, einmal ist es ein Spiegel ihrer Zeit, einmal ein Zerrspiegel, einmal ein gnadenloses Vergrößerungsglas, dann wieder der Spiegel eines verruchten Boudoirs, dann wieder die spiegelnde Oberfläche einer schmutzigen Pfütze auf der Straße derer, die sich keine anderen Spiegelbilder leisten können als jene, die sie aus dem Dreck heraus anstarren [...].

Legen wir allerdings all diese Bruchstücke aneinander, erkennen wir Mela Hartwigs Werk und ihr Schicksal wenigstens zum Teil erneut. [...] Fangen wir also an - zunächst mit einem ersten kleinen Bruchstück: Eines kann man über Mela Hartwig nicht behaupten: dass sie zurückhaltend gewesen wäre. Nicht wagemutig. Nicht intensiv. Ihre Werke haben allesamt eine ekstatisch verwirrende Komponente, und, wiewohl sie mit dem Attribut "fiebrig" in Bezug auf ihre Heldinnen sehr großzügig umgeht, lässt sich dieses Fiebrige auch auf sie selbst übertragen [...]. Mela Hartwig durchlebt selbst Metamorphosen, die ab und zu auch ihren Frauenfiguren abverlangt werden. Abverlangt wird diese Wandlungsfähigkeit beispielsweise Bibiana in Hartwigs größtem Erfolg, dem Debütroman "Das Weib ist ein Nichts". Ein perfektes, formvollendetes Gefäß, das jeder Mann auf eigene Art und Weise befüllen will - mit Samen, Begabungen, Rollen und Erscheinungsbildern. [...]

Auf den zweiten Blick ist dieses leere, stets zum Empfangen bereite Gefäß nichts anderes als eine widerstandsfähige Hülle, in deren Inneren ein Amalgam aus Begierde, Lebenslust, Verzweiflung und kraftvoller Lernfähigkeit brodelt. Da enden allerdings auch wieder die Ähnlichkeiten. Mela Hartwig selbst ist natürlich nie das Gefäß, das wartet, weder auf den ersten, noch auf den zweiten Blick ist sie ein Gefäß. Eher noch ist sie die Schöpferin, die Wandlungsbereite, die Leidende, die sich immer wieder gegen das Vergessen in ihrem Exil aufbäumt -kraftvoll, gewiss, und auch so entschlossen wie verzweifelt -, aber letzten Endes vergebens. [...]

Schauspielerin, Autorin, Malerin

Und das nächste Spiegel-Bruchstück: Mela Hartwig -erst die Schauspielerin, dann die Autorin, noch später die Malerin und die Übersetzerin. Ehefrau Robert Spiras, die nach der Eheschließung die Bühne verließ, und Lehrerin im Exil. Mela Hartwig häutet sich wie eine Schlange, immer auf der Suche nach dem Schnittpunkt zwischen den Ekstasen, die titelgebend für ihre erste Publikation werden, und der analytischen, zuweilen grausam genauen Betrachtung der sie umgebenden Welt. Der Welt jener Abgründe und Wunder, die sich zwischen Mann und Frau manifestieren können, aber auch jene der politischen Verhältnisse, der gesellschaftlichen Normen und Zwänge, die Bedeutung, die der Frau und ihrem Körper in seinen unterschiedlichen Erscheinungsformen zugemessen, aufoktroyiert und ins Fleisch eingebrannt werden, wie der Siegel auf die Flanken eines Nutztieres eingebrannt wird: bleibend, prägend, die Besitzverhältnisse ein für alle Mal klarstellend und festlegend. Dieser grausam genaue und ungeschönte Blick entfaltet seine volle und fatale Wirkung vor allem in "Das Verbrechen". [...] Es ist quasi Hartwigs Alpha. [...]

"Das Verbrechen" - ein sehr doppeldeutiger Titel, dessen Zweischneidigkeit sich erst im Crescendo des Finales in aller Deutlichkeit zeigt, denn das vordergründig geschilderte Verbrechen steht hier einem abgründigeren, versteckten Verbrechen gegenüber -stellt eine schonungslose Vivisektion eines missbräuchlichen Verhältnisses zwischen einem Vater und seiner fünfzehnjährigen Tochter Agnes dar. Dass dieser Vater ein Psychoanalytiker ist, dreht an einem weiteren, abstoßend perfiden Rädchen der Erzählung. Eine Perfidie, die Mela Hartwig einen so komplizierten wie wirkungsvollen Kunstgriff erlaubt: Es ist die Analyse einer weiteren missbräuchlich eingesetzten, einer unrechtmäßigen Analyse, die die Manipulation, ja Vernichtung der Tochter zum Ziel hat, indem der (vom Vater reflektierte und dem Vater durchaus bewusste) Besitzwunsch über das junge Mädchen eine weitere Spiegelung durch den sezierenden Blick der Autorin erfährt, es ist ein düsterer Spiegel im Spiegel. [...]

Ein weiteres Spiegelstückchen: die beständige Reflexion der Frauenrollen, Frauensehnsüchte, Frauenpflichten, die Hartwig nicht loslässt, oft geschildert in tatsächlichen Spiegelbildern ihrer Heldinnen, die sich auffällig oft im Spiegel betrachten: zwanghaft. Oder voller Zufriedenheit. Oder voller Verzweiflung. Der utilisierte Frauenkörper steht ihnen in ihrer Entwicklung oft genug im Weg. Überhaupt, mehr oder minder durchgehend testet Mela Hartwig Grenzen und Gesellschaftsnormen aus, ein gewagter Parcours zwischen dem, was unter den Teppich gekehrt werden soll, dem, was auf der Oberfläche darüber sichtbar werden darf und dem, was man heimlich begehrt, an dem man sich gar heimlich begeilt. In dieser Brutalität und Schonungslosigkeit erscheint Mela Hartwig wiederum als eine Vorgängerin der Elfriede Jelinek, allerdings als eine ungezügeltere, exaltiertere und ekstatische, vielleicht eine weniger trocken stilsichere Schwester im Geiste.

Dieses Begehren, einmal offen, einmal verheimlicht, reißt Hartwigs Figuren auseinander, zieht sie durchs Elend, lässt sie zu manischen Höhenflügen abheben. [...] Aber dieses Ekstatische hat auch ein Gegengewicht: Mela Hartwigs politischen Anspruch. Im Dazwischen entfalten sich schmerzlich intensive Werke. Bibianas Ende während der dem Börsenkrach folgenden Unruhen stellt ein einzigartiges Zeitzeugnis dar, ebenso wie die Schilderung des Beginns des Zweiten Weltkrieges in "Bin ich ein überflüssiger Mensch?".

Weibliche Begierden

In Mela Hartwigs Werk gespiegelt, kann man das sexuell aufgeladene, wilde Weib der Zwanzigerjahre erkennen ebenso wie die kleine Büroangestellte der Dreißigerjahre, die unauffällige Krankenschwester, die Frau ohne Eigenschaften, bereit, sich dem dominierenden Herrscher der Arbeitsstätte anzubieten als Wortfesthalterin, Kaffeekocherin, Ordnerin seines kreativen Chaos, als in die Waagschale geworfene Arbeitskraft, die weder gesellschaftlichen noch erotischen Mehrwert besitzt, ausgeliefert an die männliche Willkür, wie die glücklose, unscheinbare Aloisia oder die unglücklich Verliebte in "Aufzeichnungen einer Hässlichen" oder das somnambule Verlorengehen der alleinstehenden Sabine in dem absurd kafkaesken Text "Der phantastische Paragraph" [...].

Eine neue Spiegelfacette: Hartwig als junge, aufstrebende Autorin, die das Dargestellte mit dem selbst verfassten Wort getauscht hat, die nun, gestärkt durch die Aufmerksamkeit, die auf den "Ekstasen" gebündelt wurde, kurz darauf ihr Romandebüt veröffentlicht. Ihr Ziel: einerseits die vertiefte, analytische Darstellung der von ihr auf der Bühne verkörperten Grenzgängerinnen wie Wedekinds Lulu, wie Wildes Salome. Andererseits schamloses, emotionales Eintauchen in weibliche Begierden, weibliche Lust und weibliche Ängste. 1929 erscheint "Das Weib ist ein Nichts". Der Titel ist eine boshafte Paraphrase der Misogynie Friedrich Hebbels, die in der Behauptung: "Das Weib ist ein Nichts, nur durch den Mann kann sie etwas werden" einen traurigen Höhepunkt findet. Dieser Roman ist der größte Erfolg im Leben der Autorin, aber auch ein handfester Skandal. [...] Wie schon erwähnt, ist die Heldin - oder auch, je nach Blickwinkel, durchaus eine Antiheldin - die junge, attraktive Bibiana. Naiv und vordergründig schwach, zeugt ihre Entwicklung von großer, nahezu erschreckender Zähigkeit, vom Widerstand, der sich als Aufgeben ihrer selbst tarnt, von größter Lernkapazität und Wandlungsfähigkeit und damit absurderweise von ebenjener Willenskraft, die sie nicht und nicht an sich entdecken kann. [...] Der Roman ist fiebrig, taumelnd, expressionistisch, ab und zu so exaltiert, dass man ihn kaum ertragen kann, manchmal allerdings auch übertrieben. [...]

"Abseitiges Werk"

Und wieder Spiegelsplitter, silbern aufglänzende Bruchstücke, ein Teil des gesamten Bildes, im Zerfall noch erkennbar. Ein Sittenbild und ein Zeitzeugnis. "Sie wissen, sehr verehrte gnädige Frau, dass das Weltbild des deutschen Lesepublikums und besonders der deutschen Frau heute ein anderes ist als die Lebensanschauung, die aus Ihrem Werke spricht." Der Zsolnay Verlag ist 1933 nicht mehr bereit, ihren nächsten Roman "Bin ich ein überflüssiger Mensch?" zu veröffentlichen (den ich für ihren besten halte). Als "Absolut (..) abseitiges Werk" wird das Manuskript bezeichnet. Auch alle weiteren Manuskripte werden abgelehnt.

Das nächste Teilchen, das eine Summe ergeben wird, reiht sich nahtlos an das vorangehende. Dieses Spiegelbruchstückchen zeigt nun Exil und Fremde, Sprachverlust und Überleben im Ungewohnten. In diesem Exil, begonnen 1938, zerbricht Mela Hartwigs Welt. Dieses Zerbrechen aber geschieht nicht plötzlich und unerwartet. Ein Riss gesellt sich zum nächsten, bis die Spannung der Fläche nichts mehr aushält und den Rahmen sprengt. Aus Worten werden Bilder.

Diesen Prozess der Umwandlung von einem künstlerischen Medium in ein anderes ist mir wohlbekannt, wenn auch in umgekehrter Reihenfolge. Auch meine Exilerfahrung ist ein Gegenpart zu der Erfahrung Mela Hartwigs. Ihre Karriere endet gewissermaßen dort, wo meine begann. Wurde ich ins Exil nach Wien geschickt, um dort neu eingetopft zu werden und aufzublühen, so ging Mela Hartwig ins Exil in London, um dort ihre Wurzeln zu verlieren und gleichzeitig als Schreibende langsam zu verwelken, zuerst ungläubig, dann unter großem Widerstand und Kraftaufwand, mit einem langjährigen, langatmigen Aufbäumen, schließlich bitter und vergessen. Wurde mir die Sprache geschenkt, um in der Fremde neue Heimat zu finden und mir neue Welten zu schaffen, so wurde Mela Hartwig ihre Sprache genommen, in der sie ekstatisch, grenzenlos, provokant und feinfühlig sein konnte.

Ihr Blick war noch da, allein es fehlten die Worte des Exillandes, die schwerfälliger schienen als ihre gewohnten, nicht ihre Worte waren das. Es waren Exilworte, Übertragungen der Fremde, Worte, mit denen sie als Übersetzerin, als Freundin der großen Virginia Woolf, die ihr zu Arbeit verhalf, als PEN-Mitglied die Abgründe nur überdecken, sie aber nie auffüllen konnte. Die Schreibsprache, die Sprache der Ekstase, der Arbeit, der Berufung, war und blieb Deutsch, und mit dem Verlust der gewohnten Umgebung ging auch die Verbindung in die ehemalige Heimat verloren. Deutschsprachige Werke waren in England nicht zu veröffentlichen, und in Österreich und Deutschland war zu diesem Zeitpunkt an keine Veröffentlichung mehr zu denken. Mela Hartwig verliert also nicht nur Freunde und Vertraute, Heimat und Haus, sie verliert ihre Existenz als Autorin, denn eine Autorin, die schreibt, aber nicht veröffentlicht, nicht gelesen wird, ist nur ein Bruchstück ihrer Identität, eine Spiegelscherbe des großen Splitterns. [...]

Die wilden Zwanziger münden in die düsteren Dreißigerjahre. Mela Hartwigs Umgebung beginnt, sich zu wandeln, erst unmerklich, dann immer schneller. Bald ist Mela Hartwigs Welt Teil eines Vergehens. Was sich in der Absage des Verlages widerspiegelt, wird stärker, eindeutiger, nicht länger eine Ahnung, nicht länger eine nur latente Gefahr. Eine Jüdin voller Widersprüche und Extravaganzen, voller kritischer Aussagen und schamloser, beunruhigender Offenheit, voller Lust und dem Interesse an Freuds Psychoanalyse ist nicht länger erwünscht oder willkommen. Eine Jüdin, deren expressionistische, fiebrige Werke als entartet angesehen werden, deren Mann politisch als äußerst missliebig aufgefallen war, so einer blieb nur übrig, rechtzeitig zu fliehen, um ihr nacktes Leben zu retten. [...]

Dieses Land schlug ihr seine Ablehnung ins Gesicht als eine schallende Ohrfeige, und das Exil nach dem Fall des doch nicht tausendjährigen Reiches wurde mit einer weiteren schallenden Ohrfeige verlängert, als die Autorin gemeinsam mit ihrem Ehemann nach zehn Jahren der Entfremdung nach Graz zurückkehrte, um ihren Besitz und ihre innere Heimat zurückzubekommen. Beides wollte nicht so recht gelingen, das geflohene Ehepaar war nicht erwünscht und blieb nicht erwünscht. Geschreckt hätte man sich, als man der Wiederkehrer ansichtig wurde, erinnerten sie sich. Die Restitution zog sich, die Wunden wurden tiefer. [...]

Mela Hartwig kehrt nach dieser traumatischen, schmerzlichen Erfahrung 1948 ihrer ehemaligen Heimat endgültig den Rücken, was gleichzeitig das auch endgültige Versickern ihrer anfangs so vielversprechenden Karriere bedeutet. [...] Wo die Worte verhallen, werden Bilder geweckt. Ihrer Sprachmöglichkeiten beraubt, weigert sich Mela Hartwig zu verstummen. Sie sucht ein weiteres Mal nach neuen Winkeln ihrer Identität. Ja, sie ist wandelbar, so, wie sie die Bühne verließ, um der Körperlichkeit die Worte folgen zu lassen, so greift sie nun erneut nach Ausdrucksmöglichkeiten, die ihr noch offenstehen: sie malt. [...] Den Namen Hartwig, den Namen ihrer Literaturidentität, legt sie in der Malerei ab, und nennt sich Mela Spira, wie um eine völlig neue Mela zu entdecken. [...]

Was ist aber das Omega einer Autorin, die nach ihrer letzten Veröffentlichung noch so verzweifelt viel schrieb? Ist das die Novelle "Das Wunder von Ulm", die vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges im Pariser Exilverlag "Editions du Phenix" veröffentlicht wurde? Sind es die bis heute unveröffentlichten Manuskripte "Der verlorene Traum" und "Das Inferno"? Sind das die Fragmente ihres letzten, 1967 begonnenen, jedoch nicht fertiggestellten Romans "Die andere Wirklichkeit"? Ist das das letzte Gedichtbändchen, das sie "Spiegelungen" nennt und das bei Gurlitt 1953 erschien? Oder ist es ihr Verstummen im Exil?

In der Heimat nicht mehr Fuß gefasst

Wir können natürlich nur über das uns Bekannte sinnieren, denn das, was nicht erschien, bleibt uns verborgen. Die interessanteste Stilwandlung ist der Roman "Bin ich ein überflüssiger Mensch?", lange nach Mela Hartwigs Tod, fast 70 Jahre nach Ablehnung durch Zsolnay bei Droschl erschienen. Vielleicht ist dies nicht ihre letzte offizielle Publikation, aber es ist dies ein Roman, der ihre Entwicklung vielleicht am anschaulichsten verdeutlicht. Der Stil ist knapper, strenger, noch erbarmungsloser in seiner Interpretation. Der Anspruch geht vom Ekstatischen weg ins Existenzialistische. Hier geht es nicht um Höhepunkte, sondern um Tiefschläge. Über sich selbst sagt die Heldin Aloisia Schmidt ohne jede Gnade: ""Wozu lebt ein Mensch wie ich eigentlich, wozu, fragte ich mich hoffnungslos, ein Mensch, der zu nichts taugt, weil er nicht an sich glaubt, und der nicht an sich glaubt, weil er zu nichts taugt, ein vollkommen überflüssiger Mensch." [...] Das Dramatische, Theatralische tritt in den Hintergrund, wird nur noch durch die Theaterbesuche der Romanheldin Aloisia gestreift, durch ihre Freundschaft mit der Schauspielschülerin Elisabeth, wird abgelöst durch Mittelmäßigkeit und "träges Herz" der Protagonistin.

Aber, auch hier: Weibliche Entblößung und Hysterie, sogar ein Selbstmord, aber nicht jener Aloisias, die den ihren nur ankündigt, um beim Mann, den sie begehrt, Eindruck zu schinden. Nicht nur zeigen sich da die sozialen Gefälle der Gesellschaft besonders deutlich. Auch die Machtgefälle zwischen Männern und Frauen treten besonders klar hervor: die begehrten Männer sind Schauspieler und Ingenieure, sie haben Macht und eine gute Position, während die Frauen, nun durch den gesellschaftlichen Wandel zum Selbsterhalt gezwungen, sich in minderwertigen Beschäftigungsverhältnissen wiederfinden, immer noch abhängig von den Männern, aber nicht mehr durch deren pekuniäre Verantwortung geschützt, das übelste aus beiden Welten sozusagen. [...]

Nach Jahren der vergeblichen Versuche, in der Heimat Fuß zu fassen -in der Realität wie literarisch -, stirbt Mela Hartwig am 24. April 1967 in ihrem Exil in London. Ihr Mann folgt ihr nur Tage später - er wählt den Freitod. Davor schreibt er noch an seinen Freund, den Schriftsteller Felix Braun: "[...] Sie haben unsere tiefe Verbundenheit gekannt und werden wissen [...] was das für mich bedeutet. Man kann da nicht klagen, nur schweigen."

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