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. hin in aller Welt“

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Während des ersten Dezenniums dieses Jahrhunderts drang der Name eines Linguisten und Ethnologen in immer weitere Kreise: P. W. Schmidt. St. Gabriel zu Mödling war Ausgangspunkt und zugleich Zeuge dieses wachsenden Rufes. Zeugen waren vor allem auch seine Schüler. So auch Wilhelm Köppers. Tief mußte der Eindruck dieses Pioniers der Wissenschaft sein, zumal sich die Gesellschaft des göttlichen Wortes gerade erst aus sehr bescheidenen Anfängen entwickelte und knapp dreißig Jhre bestand. So wissen ''wär ' aÜs. ' eSher ■ Nottž 'VoÖ W. Koppęrs, daß er lį?05 die ersten Vorlesffitisfeh BSr W/Säftntdf' höfte und-

für die von ihm vertretene Wissenschaft begeistert wurde. 56 Jahre später erlag W. Köppers in der Nacht vom 22. zum 23. Jänner einem voraufgehenden Herzinfarkt.

Am 8. Februar 1886 in Menzelen bei Xanten (Rheinland) geboren, trat er früh der Missionsgesellschaft des göttlichen Wortes bei. Nach der philosophischen und theologischen Ausbildung zu St. Gabriel, Mödling bei Wien, wurde er 1911 zum Priester geweiht. Für die Wissenschaft freigegeben, ging er hierauf zum Studium nach Rom. 1913 berief ihn W. Schmidt in die Redaktion seiner internationalen Zeitschrift für Völker- und Sprachenkunde „Anthropos“; zuerst als Mitredakteur, von 1929 bis 1932 als Herausgeber. Voraus, zum Teil auch Hand in Hand damit, ging das Studium an der Universität Wien: Völkerkunde,

organisatorischen und wissenschaftlichen Leistung verdankt es wesentlich die Entwicklung zu einem international anerkannten Lehr- und Forschungszentrum. 1935 Ordinarius, „pensionierte“ ihn bereits das Jahr 1938. Er verließ Wien, nutzte aber die aufgezwungene Muße wiederum zur Feldforschung in Indien. 1940 kehrte er nach Europa zurück und fand gastliche Aufnahme in der Schweiz, wohin auch das Anthroposinstitut emigriert war. Hier konnte Professor Köppers gut das neue Forschungs-

material für die' Veröffentlichung t bereiten. Nąch Kriegsschluß kehrte er, auf seihen früheren Tėšferi'nach AViei?' zurück. Mit unermüdlicher Sorge, Umsicht und Tatkraft baute er das Institut aus.

Neben seiner 14monatigen Forschungsreise zu den zentralindischen Dschungelvölkern ist vor allem die Forschungsexpedition 1921/22 bemerkenswert. Mit P. M. Gusinde führte sie zu den Feuerland-Indianern an der Südspitze Südamerikas. Knapp vor dem Aussterben dieser primitiven Jäger und Sammler gelang es, wertvolle Menschheitsdokumente zu retten.

Unermüdlich war sein Schaffensdrang. Rund 200 Publikationen zeugen von der wissenschaftlichen Produktivität. Prof. Köppers ging von der ethnologischen Wirtschaftsforschung aus und wandte sich im Laufe der Jahre auf dem weiten Gebiet der Völkerkunde den verschiedensten Themenkreisen zu. So bleiben stets erwähnenswert: die Arbeiten über die Indogermanenfrage, das Pferdeopfer, die ältesten Gesellschaftsformen, kul- tur- und religionsgeschichtliche Probleme Indiens, historisch-ethnologische Australienforschung und zahlreiche Untersuchungen über die Methode der historischen Ethnologie.

Fest stand er auf der Basis der Philosophia perennis. Gerne bezeichnete er sie als eine Verdoppelung des gesunden Menschenverstandes, ohne die eine Tiefensicht in methodologisch-geisteswissenschaftliche Fragen nicht möglich ist.

Prof. Köppers war Priester, auch als Forscher. Seine erstaunliche Arbeitskraft und sein Drang zur Tat zeugen davon. Er wußte, daß es letztlich überall darum geht: damit E r herrsche! Der Gelehrte nahm Abschied von seinem Werk. Aber er lebt weiter in seiner bleibenden Leistung und vor allem in der stattlichen Schar der Schüler, die unter seiner Leitung die wissenschaftliche Ausbildung erhielten und heute in aller Welt tätig sind.

Sein grundlegendes, in fünf Sprachen übersetztes Werk „Der Urmensch und sein Weltbild“ erschien 1949 im Herold-Verlag. Für die in vier Bänden ebenfalls in diesem Verlag erschienenen „Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte und Linguistik“ zeichnete er als Herausgeber.

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