#Wenn ich nach Hause geh#, dann scheint der Mond so schön#

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Gottfried von Einems #Dantons Tod# hat nichts von seiner Aktualität verloren. Das beweist die gelungene Aufführung der Neuen Oper Wien im MuseumsQuartier. Ein packender Abend mit kraftvollen Akzenten.

Bis heute nimmt #Dantons Tod# im Schaffen Gottfried von Einems eine Sonderstellung ein. Es war die erste zeitgenössische Oper, die bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt wurde. Sie machte den jungen Komponisten weltberühmt und lenkte gleichzeitig den Blick auf den jungen Dirigenten Ferenc Fricsay, der damit ebenfalls seine Weltkarriere einleitete. Mit Einems Musiktheaterwerken #Der Prozess#, #Kabale und Liebe# und der #Zerrissene# weist #Danton# eine Gemeinsamkeit auf: das Gericht. Für von Einem #immer ein wichtiges, dramaturgisches Moment#. Und auch in dieser, in dunkles Licht getauchten Szenerie (Gabriele Attl) der Neuen Oper Wien # im Wesentlichen eine die Bühne in zwei Spielebenen trennende Treppe, dahinter in den Bühnenrund ragende Blöcke # verfehlt das Bild des Revolutionstribunals nicht seine Wirkung.

Nicht minder die Schlussszene, wenn die beiden Henker nach Verrichtung ihrer Arbeit singen: #Wenn ich nach Hause geh#, dann scheint der Mond so schön.# Keinesfalls, wie selbst opernerfahrene Psychoanalytiker meinten, der melodieseligste Teil der Oper, sondern vielmehr eine (noch dazu in Art eines Wienerliedes formulierte) hintergründige Metapher, dass selbst in grausamst agierenden Menschen Gefühle, so verschüttet sie mitunter bleiben mögen, lebendig bleiben. Treffender lässt sich die Doppelbödigkeit scheinbar freundlicher Diktaturen nicht zeichnen.

Von zündender Dramatik

Überhaupt hat dieser, in seiner Rhythmik von Strawinsky, in seiner Melodik von Puccini # dessen #La Bohème# der Komponist als eines der bedeutendsten Musiktheaterwerke schätzte # inspirierte Einem im Laufe der Jahre keinerlei Patina angelegt. Im Gegenteil, wie Einem hier # basierend auf Büchners literarischer Vorlage, die er mit seinem Lehrer Boris Blacher zu einem hervorragenden Libretto formte # die Geschehnisse der französischen Revolution, das Mit- und Gegeneinander der führenden Protagonisten, den Ruf des Volkes, Blut sehen zu wollen, schildert, ist von zündender Dramatik, bringt die Schärfe der Auseinandersetzungen mit unmittelbar berührender Klarheit zur Sprache.

Mathias Hausmann als leidenschaftlicher Danton, Alexander Kaimbacher als brutaler Robespierre (später erster Henker), Markus Miesenberger als mit seinem Schicksal nicht fertig werdender Camille, Rupert Bergmann als intriganter St. Just, Andreas Kammerzelt als unschlüssiger Tribunalpräsident und Jennifer Davison als herzhaft um ihren Camille kämpfende Lucile stehen an der Spitze der von Regisseur Leonard Prinsloo effektvoll geführten, auch vokal zumeist überzeugenden Protagonisten. Walter Kobéra, der spiritus rector der Neuen Oper Wien, hebt an der Spitze des engagiert musizierenden amadeus ensembles und des vorzüglichen Wiener Kammerchors (Einstudierung: Michael Grohotolsky) vor allem die dramatischen Züge des Werks hervor, setzt kraftvoll Akzente. So manche lyrischen Momente hätte man sich allerdings feinsinniger gewünscht. Dennoch: ein packender Abend.

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