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Enttäuschung und Hoffnung
Vom S. bis 5. Jänner 1968 fand im Seminar in Noordwijkerhout die erste Plenarversammlung des holländischen Pastoralkonzils statt Bisher sind nur wenige — meist farblose — Berichte über dieses für den holländischen Katholizismus sehr wesentliche Ereignis bekannt geworden. Der nebenstehende Beitrag von A. Th. Jos van Dijk gibt eine unmittelbare, jedoch auch sehr pointierte Information über die Beratungen in der ersten Versammlung. Der Autor ist einer der maßgeblichen Mitarbeiter des von den holländischen Bischöfen zur Pflege der Kommunikation von Kirche und Welt eingesetzten Institutes De Horstink. Wenn man auch manchen Überlegungen in der holländischen Kirche vielleicht nicht zu folgen vermag beziehungsweise sich nicht mit ihnen identifizieren kann, so erscheint es doch notwendig, sich mit den Gedanken dieser für die Entwicklung der Gesamtkirche doch sehr bedeutsamen Ortskirche von Holland auseinanderzusetzen.
Die Redaktion
Vom 3. bis 5. Jänner fand im Seminar in Noordwijkerhout die erste Plenarversammlung des Holländischen Pastoralkonzils statt. Als stimmberechtigte Glieder nahmen an dieser Sitzung teil: die neun holländischen Bischöfe, die sogenannte Zentrale Kommission (gebildet aus zwei Bischöfen und fünf vom Episkopat benannten Mitgliedern; diese Kommission sorgt für einen guten Verlauf des ganzen Konzils), weiter Abgeordnete der sieben Bistümer (alle vom gläubigen Volk gewählt, 70 insgesamt), dann folgt die auch stimmberechtigte Repräsentation der verschiedenen Gruppen der Orden: männliche und weibliche Religiösen, Priesterreligiosen und auch Vertreter der Säkularinstitute; schließlich 15 Personen, die vom Episkopat ernannt werden, um sonst nicht vertretene Gruppen zu repräsentieren. In dieser letzten Gruppe war das Durchschnittsalter 31 Jahre, so daß die bischöfliche Entsendung die Versammlung besonders verjüngt hat. Eingeladen waren, aber ohne Stimmrecht, Abgeordnete der nichtkatholischen Kirchen, der Glaubensgemeinschaften und ein Beobachter des Bundes der Holländischen Humanisten. Die Versammlung stand unter der Leitung von Prof. Dr. J. G. Snij-
ders aus Groningen, assistiert voi\ einem männlichen und einem weiblichen Vorsitzendenstellvertreter. Es gab auch einige Beobachter Europäischer Bischofskonferenzen, leider fehlte Msgr. Etchegaray aus Frankreich wegen dringender Geschäfte.
Erstes Thema: Autorität in der Kirche
Das Thema dieser Versammlung war ein Bericht über Autoritätsauffassungen, verfaßt von einer Kommission unter Leitung von Professor Loeff aus Tilburg. Dieser Bericht war Anfang November den diözesa- nen Pastoralen Räten und Ordensinstituten zugegangen, so daß alle Sektionen dieser Versammlung sich bereits einen Eindruck und ein Urteil über den Inhalt dieses Berichtes bilden konnten. Man hatte auch um kritische Anmerkungen gebeten. Diese kamen und sogar in überreichem Maße. Bald zeigte sich jedoch ein theologisches Manko in diesem Bericht, das durch eine dazu eingesetzte theologische Kommission beseitigt wurde. Somit ergaben sich bereits zwei Dokumente für diese Versammlung.
Die organisatorische Leitung hattealle Anmerkungen, Kritiken, Notizen usw. zu diesem Bericht in einer sogenannten „Hilfeleistung für die Diskussion“ zusammengefaßt. In dieser „Hilfeleistung“ war auch der schon genannte theologische Ergän- zungsvorsehlag — welcher meiner Meinung nach den Bericht in seiner Wirklichkeitsnahe abgewertet hat — verarbeitet. Ferner lagen als Grundlagen die Eröffnungsrede Kardinal Alfrinks und schließlich die sehr breite Erläuterungsrede von Prof. Loefif vor, der am ersten Morgen dieser Versammlung den Bericht seiner Kommission erläuterte; das waren die Akten dieses Kongresses.
Nach guter demokratischer Sitte teilte der Vorsitzende am Anfang der Versammlung mit, daß Resolutionen zu jedem Thema vorgelegt werden können. Einige benützten diese Ge legenheit. Nachdem man während der zwei Tage über diese Resolutionen diskutiert hatte — nur einige Stunden lang —, kam man zu folgendem Resultat: Die Versammlung übernahm eine Resolution, worin die Überzeugung ausgesprochen wurde, daß die letztes Jahr vom Episkopat publizierten „Pastoralen Amtsführungslinien für den Priester dieser Zeit“ voll durchgeführt werden sollen (eine sehr bescheidene Mahnung an die Adresse des Episkopats, aber keinerlei Mißtrauensvotum). Punkt b dieser Resolution lautet wörtlich: „In der niederländischen Kirchenprovinz sollen weitere und bestimmtere Möglichkeiten gesucht werden, um Priester, die heiraten oder schon verheiratet sind, in kirchlichen Funktionen wirksam sein zu lassen.“
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