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Gegen die „Domino-These”!
Die Feststellung „Der Prophet gilt nichts im eigenen Lande” erfüllt sich auch in bezug auf die amerikanischen Gegner des Krieges in Vietnam. Ihre konformistischen Mitbürger halten sie — auf Grund der Ergebnisse einer kürzlichen demosko- pischen Umfrage — entweder für kommunistisch infiziert (32 Prozent) oder für Drückeberger von der Wehrpflicht (31 Prozent). Nur 24 Prozent billigen ihnen Aufrichtigkeit zu. Das offizielle Amerika disqualifiziert sie als „emotionell, moralisch und politisch unreif”, wie J. Edgar Hoover es formulierte.
Um so wichtiger ist es, daß man außerhalb der Vereinigten Staaten erkennt, worauf der konstruktive Teil der Opposition abzielt. Einer der artikuliertesten Kriegsgegner ist der junge außerordentliche Professor der Staatswissenschaften an der Universität von Colorado, Richard Wilson. Auszüge aus einer Rede, in der er seine Einwände gegen den Krieg zusammenfaßt, sind daher von Allgemeininteresse.
Seine Behauptung, daß die amerikanische Intervention in Vietnam aus zu vielen irreführenden Vorspiegelungen, aber zu wenig Verankerung in der Realität bestünde, stützte sich auf vier Thesen. Die Regierung bemühe sich, sagte er, Abbilder ihrer selbst vorzutäuschen, die verlogen, verzerrt und verdorben seien. Daraus müsse unvermeidlich ein zerbrochenes Gesamtbild entstehen. Allen diesen Abbildern sei die Grundlage einer unwahren Außenpolitik gemeinsam.
Nach Aufzählung verschiedener Beispiele für diese Unwahrheit, ging er auf die von der Kennedy-Regierung vorgebrachte Entschuldigung für die Erhöhung der amerikanischen Truppenstärke in Vietnam ein. Es hieß damals, die Nordvietnamesen hätten das Genfer Übereinkommen von 1954 unzählige Male verletzt, was durch den Bericht der Internationalen Kontrollkommission aus dem selben Jahr widerlegt wurde.
Amerikanischer Protest
Hinsichtlich der jüngsten Zeit kritisierte der Professor das Weißbuch des Staatsdepartements vom Vorjahr, in dem Hanoi allein für den Krieg verantwortlich gemacht wird, an Hand von Zitaten aus dem Anhang des Dokumentes selbst. Die angebliche Bereitwilligkeit der US-
Regierung zu Verhandlungen schien ihm sowohl auf Grund der Klagen Adlai Stevensons als auch späterer Ergeignisse fragwürdig. Es erhöhte in seinen Augen die Glaubwürdigkeit der Regierung nicht, daß sich ihre Rechtfertigung der Intervention in Santo Domingo als im Widerspruch mit den Tatsachen befindlich heraugestęllt hatte.
Die Charakterisierung des falschen Abbildes endete mit diesen Sätzen: „Wir sind uns bewußt, daß sogar demokratische Regierungen gezwungen sind, gelegentlich weniger als die ganze Wahrheit zu sagen, wenn sie sich einer Notlage gegenübersehen. Jedoch ich behaupte, daß diese und zahlreiche andere Beispiele von Verschweigungen, Ver drehungen und direkter Verfälschung der Tatsachen sich zu einer mehr als taktisch notwendigen Übertreibung summieren… Keine andere Schlußfolgerung ist zulässig, als daß drei aufeinanderfolgende Regierungen sich planmäßig und berechnend bemühten, die Grundlagen, auf denen die ausschlaggebenden Ansichten über unsere Politik beruhen, zu verfälschen. Sobald die Regierung es notwendig findet, zu täuschen, fällt es dem Volk schwer, zu glauben…” Hier sei eingefügt, daß bei der anfangs erwähnten demoskopischen Umfrage 67 Prozent meinten, die Regierung lüge zeitweilig, 15 Prozent auf ihre immerwährende Wahrheitsliebe vertrauten und 13 Prozent ihr nichts glaubten.
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