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Macmillans großes Massaker

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In einigen historischen Abhandlungen über die „Ära Macmillan“ wird der Freitag, der 13. Juli 1962, wahrscheinlich mit dem Kennzeichen „schwarz“ versehen werden. An diesem Tag hat bekanntlich Premierminister Macmillan sieben seiner Minister, ein Drittel des Kabinetts, entlassen und durch teilweise neue, jedenfalls aber jüngere Politiker ersetzt. „Die Axt“, um ein Wort des „Daily Express“ zu verwenden, hat nicht die ältesten und engsten Freunde geschont. Die Opfer und Nutznießer dieser radikalen Regierungsumbildung sind folgender Tabelle zu entnehmen:

Entlassen:

Viscount K i 1 m u i r, 62 Jahre, Lordkanzler; Selwyn Lloyd, 57, Schatzkanzler; Harold Watkinson, 52, Verteidigting; Dr. Charles Hill, 58, Wohnungsfragen und örtliche Verwaltung; Sir David E c c 1 e s, 57, Erziehung; John M a c 1 a y, 56, Minister für Schottland; Lord Mills, 72, ohne Portefeuille.

Neu ernannt':

Sir Reginald Manningham-Buller, 56, Lordkanzler (früher Generalanwalt); Richard Butler, 59, Stellvertretender Premierminister (Inneres, behält Verantwortung über Zentralafrika und den Vorsitz des Verhandlungskomitees mit der EWG bei); Henry B r o o k e, 59, Inneres (Erster Staatssekretär im Schatzamt); Reginald Maudling, 45, Schatzkanzler (Kolonien); Duncan Sandys, 54, Commonwealth und Kolonien (nur Commonwealth); M. A. C. Noble, 49, Minister für Schottland (Lord Com-misioner im Schatzamt); J. A. B o y d-C a r p e n t e r, 54, Erster Staatssekretär im Schatzamt (Pensionen und Altersrenten); Peter Thorney-croft, 52, Verteidigung (Luftfahrt); Sir Keith Joseph, 44, Wohnungsfragen und örtliche Verwaltung (Staatssekretär im Handelsministerium); WilhamssE) e e d e«?ü««, .idhrttfiiPorttKi feuiHe,«Tlfffermatiott--3(kein “--Mheres Regfiä&hgeWmt); Mpltdtwfrd try liv« 38, Erziehung (Staatssekretär im Schatzamt).

Wer etwa noch Zweifel hegte, daß die Konservativen den Fehlschlag ihrer Wirtschaftspolitik nicht erkannt hätten, wird durch das letzte Revirement eines Besseren belehrt. Das Spitzentrio im Schatzamt, das für alle Wirtschaftsfragen zuständig ist, wurde vollständig ausgewechselt; der verantwortliche Minister, Selwyn Lloyd, ist beinahe buchstäblich in die Wüste ge schickt worden. Der Photograph de „Sunday Times“ hat den Sachverhal vielleicht am besten ausgedrückt, in dem er die Wachsabbildungen de britischen Kabinetts im Panoptikun der Madame Tussaud aufnahm, dii Köpfe der entlassenen Minister stehen< in den Vordergrund rückte, den Kop Mr. Selwyn Lloyds aber auf der Unter läge rollen ließ. Denn zweifelsohni dient der frühere Schatzkanzler dei Konservativen als Sündenbock. &#9632; Si< kreiden ihm an, daß er die Politik de: „Lohnbremse“ bei den Wählern nich populär gemacht hat. Selwyn Lloyc tvird künftig nur ein einfache; Parlamentsmitglied sein, ein „back bencher“. Seine engsten Mitarbeite scheiden zwar aus dem Schatzamt aus rücken aber in verantwortungsvollen Positionen vor, der eine übernimmt da Innenministerium, der andere das Er Ziehungsministerium.

Ein anderes früheres Mitglied de; Regierung wird in Zukunft ebenfall; als „back-bencher“ im Parlament sit zen, Mr. Harold Watkinson, der übe: seine Mißverständnisse mit den Arne rikanern strauchelte. Er verteidigte zäl den Wunsch der Briten nach eigener Atomwaffen, was nach hiesiger An sieht den Plänen der amerikanischer Regierung zuwiderläuft. Nationale bri tische Atomwaffen werden allgemeii als Hindernis für ein Übereinkommer mit Präsident de Gaulle angesehen.

Viele Kommentatoren machen siel Gedanken über den Zeitpunkt de; „politischen Massakers“. Zweifello: plante der Premierminister schon sei Einigen Wochen, die Regierung um zubauen; aber noch vor zehn Taget Erwartete man dieses Ereignis für dii Herbstmonate. Die neuerliche Vernich tende Niederlage der Tories in dei Sfachwahl von Leicester-Nordost ha die Entscheidungen Macmillans be &#9632;chleunigt, nach einem Leitartikel de; Times“ vom 16. Juli sind sie soga; in einer,Panikstimmuog getroffen wor ier^aKllgemein erwartete man, 4n die fermseto. langem sorfalistisAi'wählen den Wahlkreis einen Laboursiej [11.274 Stimmen gegen 19.421 voi 1959), das Ausmaß des Erfolges de Liberalen, die seit zwölf Jahren ii diesem Wahlkreis nicht kandidierten überraschte aber wohl selbst den Füh rer der Liberalen Partei, Mr. Grimond Der junge liberale Kandidat erzielti ?326 Stimmen, der konservative Kan didat lag weit hinten im geschlagener Feld (6578 gegen 17.990).

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