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Blätterstimmen, die wir an dies Stelle zur Beurteilung unserer Stellung im Ausland veröffentlichen, stellen nicht die Meinung der Redaktion dar, sondern dienen lediglich zur Information unserer Leser.

„Die Oesterreichische Furche*

„Münchner Merkur“, 21. Juli 3953.

„Seit etwa zwei Monaten wird in Oesterreich wieder vom Osthandel gesprochen“ — heißt es in einem Eigenbericht des Blattes aus Wien. Es sei kein Geheimnis, daß sowohl Bundeskanzler Ingenieur Raab als auch Handelsminister DDDr. Ulig und weite Wirt-schaitskreise seit Anlang Juni, als die Sowjets in Oesterreich mit einer entgegenkommenden Politik begannen, die Mittlerstellung Oesterreichs zwischen Ost und West, auch auf wirtschaftlichem Gebiet, stärker betonen. Dazu kommt, daß man in Wien erwartet, die Aenderung des Wirtschaltskurses in den Satellitenländern zugunsten der bisher vernachlässigten Landwirtschaft werde die Agrarexporte aus jenen Ländern wieder beleben und anderseits dort den Wunsch nach Fertigwaren aus dem Ausland verstärken. Den gegenwärtigen Zustand, daß Oesterreich mit dem Südosten nur etwa 10 bis 15 Prozent'seines Warenaustausches bewältigt, während vor dem Kriege gut ein Drittel des Handelsvolumens auf das Konto der Südostländer entfiel, empfindet man als unnatürlich. Besonders interessiert zeigt man sich in Wien'gegenwärtig für den Abschluß eines Handelsvertrages mit der UdSSR. Nicht, daß die Sowjetunion ein besonders wichtiger Handelspartner Oesterreichs wäre oder jemals gewesen ist: Aber tatsächlich gehen unter sowjetischer Flagge sehr große Warenmengen aus Oesterreich illegal, unter dem Schutz der Besatzungsmacht, nach dem Osten. Nicht nur die US1A liefern einen erheblichen Teil ihrer Produktion nach Osten, auch wertvolle Waren, die die Oststaaten durch Mittelsmänner in Westeuropa und Oesterreich aufkaufen lassen, gehen durch das „Loch im Eisernen Vorhang“ zum Schaden der österreichischen Wirtschaft und Staatsfinanzen nach Osten. Umgekehrt kommen verschiedene Produkte aus den Satellitenstaaten illegal nach Oesterreich, wo sie billig verschleudert werden und abermals der österreichischen Wirtschaft Schaden zufügen. Kommt es nun zu einem Handelsvertrag zwischen Wien und Moskau, dann müßte dieser illegale Handel aufhören oder in die Handelsverträge eingebaut werden. Oesterreich will die Oststaaten nicht durch Lieferkredite oder Clearingspitzen, die ja getarnte Kredite sind, außenhandelspolitisch finanzieren, es fordert auch, daß annähernd gleichwertige Waren eingetauscht werden und nicht .etwa Stahl gegen Marmelade.“

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