6755001-1967_43_02.jpg
Digital In Arbeit

Studenten

Werbung
Werbung
Werbung

Österreichs Studenten machen von sich reden. Nach den diversen „Sit-ins“ ä la USA und Berlin machen Aufmärsche und Transparente Schlagzeilen. Der VSStö machte den Anfang, und manche Revoluzzer im CV wollten ihm offensichtlich an Radikalität nicht nachstehen. Zuerst versuchte man ein „Minister-Go-in“ anläßlich der Rektorsinauguration. Der Unterrichtsminister empfing noch am selben Tag eine Delegation zur Aussprache, bei der sowohl die Höhe der Hochschulgebühren als auch die Frage der „Spitzelakten“ zur Debatte standen: die Studiengebühren von rund 800 S wurden von Dr. Piffl-Percevic ab Vorentwurf des Ministeriums an die Adresse der Professoren bezeichnet, in Sachen Statistiknationale ein „wissenschaftlich fundierter Alter-natiworschlag“ angefordert; das Ministerium scheint bereit, in dieser Frage die echten Einwände der Studentenschaft — Forderung nach Anonymität und nach Aufhebung des Zwanges zum Ausfüllen — zu berücksichtigen.

Der neu konstituierte Zentralausschuß beschloß dennoch, Demonstrationen auf dem Ballhausplatz und vor dem Parlament zu organisieren — wegen der diesjährigen Höhe des Hochschulbudgets (das in Anbetracht der übrigen Budgetlage noch glimpflich davongekommen ist), mehr noch als allgemeinen Protest gegen den Notstand der Bildung und Forschung in Österreich. Bemerkenswert an diesen neuerlichen Demonstrationen scheint

mehreres: die einzelnen Fraktionen haben beschlossen, nicht gegeneinander zu arbeiten, ja es kam sogar zu einer Mitarbeit des VSStö in der Exekutive (im Ausschuß für Hochschulreform) — dies allerdings, wie man hört, gegen die ausdrückliche Weisung des Parteivorsitzenden, der für ein Bündnis mit dem RFS eintrat.

Die Aktion versucht auch die Professoren einzubeziehen — der Rektor wurde eingeladen, an der Demonstration teilzunehmen. Dagegen scheint die früher so oft kritisierte Harmonie zwischen Ministerium und ÖH einige Dissonanzen aufzuweisen. Der Verlust der absoluten Mehrheit dürfte im Wahlblock in diesem Punkt seine Folgen gezeitigt haben.

Bis jetzt beschränkt sich der Protest gegen den Bildungsnotstand Österreichs auf die allgemeine Ablehnung der derzeitigen Bildungspolitik mit Transparenten wie „Habt ihr dort oben vergessen auf uns?“, „Österreichs Jugend — Österreichs Zukunft“, „Billig, billiger, Bildung“ und anderen. Wie diesem Notstand abzuhelfen wäre (die Zahlen aus dem OECD-Bericht über den Bedarf Österreichs an Akademikern sind auch im Ministerium nicht unbekannt), darüber konnten sich die Fraktionen noch nicht einigen. Erst die kleine Gruppe der „Aktion“ wagte sich mit konkreteren Vorschlägen, wie einer Kürzung des Verteidigungs- und Agrarbudgets, in die Diskussion.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung