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Israel vor dem vierten Krieg?

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Hinter der Tür der arabischen Tankstelle verschwindet scheu ein verhülltes Mädchen: Ängstlich flüchtet sie vor den Kameras lachender Europäer und Juden. Der Blick der umstehenden Araber wird hart, feindselig. Der Ort: 60 km östlich von Tel Aviv, nur wenige Kilometer vor der Grenze, die bis zum Juni 1967 Israel vom Königreich Jordanien trennte. Juden und Araber leben seit dem Blitzkrieg noch enger beisammen als vorher. Und sind sich dennoch kaum nähergekommen. Zwischen den beiden Gemeinschaften, die nun diesseits der Feuereinstellungslinie leben, haben sich keine Kontakte ergeben. Konfession, Mentalität, Sitte, Tradition bilden unüberwindliche Gräben.

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Hinter der Tür der arabischen Tankstelle verschwindet scheu ein verhülltes Mädchen: Ängstlich flüchtet sie vor den Kameras lachender Europäer und Juden. Der Blick der umstehenden Araber wird hart, feindselig. Der Ort: 60 km östlich von Tel Aviv, nur wenige Kilometer vor der Grenze, die bis zum Juni 1967 Israel vom Königreich Jordanien trennte. Juden und Araber leben seit dem Blitzkrieg noch enger beisammen als vorher. Und sind sich dennoch kaum nähergekommen. Zwischen den beiden Gemeinschaften, die nun diesseits der Feuereinstellungslinie leben, haben sich keine Kontakte ergeben. Konfession, Mentalität, Sitte, Tradition bilden unüberwindliche Gräben.

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Israel läßt den Arabern ihre Bürgermeister, ihre Lehrer, ja selbst ihre Polizisten. In den besetzten Städten und Dörfern im Westen des Jordans, auf den Golanhöhen, im Gazastreifen und in der Wüste sieht man kaum Juden, ja kaum Soldaten. Verteidigungsminister Mosche Dayan, der der Militärverwaltung der besetzten Gebiete vorsteht, konzentriert seine Israeli mit dem Davidstern am Helm in den Kasernen und entlang der Grenze. Die Araber leben ihr Leben, als wären sie nach wie vor treue Bürger ihres Wüstenkönigs Hussein.

Israels Hoffnung auf eine vertragliche Friedenslösung schwindet mehr und mehr. Der einfache Bürger in Tel Aviv oder Haifa glaubt nicht mehr an eine Änderung des Zu-stands in den nächsten Jahren — und immer größer wird die Zahl derer, die einen neuen Konflikt für unausbleiblich halten. Aber trotz der fast täglichen neuen Artillerieduelle am Suezkanal und am Jordan sind es innerarabische Probleme, die die Aufmerksamkeit der israelischen Militärs primär beanspruchen. Seit man einen Mann der El-Fatah fing,' der gestand, in China ausgebildet worden zu sein, hat der Nahostkonflikt einen neuen Akzent erhalten. Die Geheimörgani-sationen und Terrorverbände, die sich die Befreiung Palästinas zur Aufgabe gemacht haben, genießen nichit das Vertrauen der sowjetischen Berater und Militärs in den arabischen Ländern. Die Waffen der El-Fatah-Kommandos stammen aus dem Besitz der arabischen Armeen — aber auch aus den Lieferungen Rot Chinas.

Rotchina sucht heute im arabischen Raum einen verläßlichen Stützpunkt. In der Auseinandersetzung mit den Sowjets geht es Mao Tse-tung um den Nachweis, daß Moskau für die Länder der Dritten Welt ein unsicherer Partner ist — der dann mit dem „Imperialismus“ verhandelt, wenn es Rußland einen konkreten Vorteil bringt. Der Nahe Osten ist Aufmarschfeld der rotchinesischen Propaganda geworden. Der Irak und auch Syrien hören bereits die neuen Worte aus Peking — und die Taktik der Guerillas folgt den Thesen vom „Volksbefreiungskrieg“ — vor allem dann, wenn sie Aufgaben in arabischen Ländern erfüllen. So versuchen seit mehreren Monaten die Terroristen verschiedener Organisationen, im Libanon Fuß zu fassen. Nach dem Vergeltungsschlag der Israeli auf dem Flughafen von Beirut wurde der Libanon von mehreren Krisen erschüttert. Die Regierung versuchte zuerst, gegen die Organisationen vorzugehen, um weitere Vergeltumgsschläge zu verhindern. Doch die öffentliche Meinung der mehrheitlich arabischen Bevölkerung der „Schweiz des Orients“ neigte den Befreiungsparolen der El-Fatah-Propaganda zu. Die Regierung trat zurück und hinterließ Uneinigkeit, wie man die systematische Unterwanderung unterbinden könne. Heute operieren bereits so viele Terroristen im Land der Zedern, daß die kleine Armee des Libanon völlig beansprucht ist, die Kontrolle über das eigene Land zu behalten.

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