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Kennedy und das andere Kuba

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Politische Emigrationen können gelegentlich — insbesonders wenn sie zahlenmäßig ins Gewicht fallen — ihren Gastländern recht unbequem werden. Das deutsche Exil der Hitler-Zeit hat davon ein Lied singen können. Seinen Publikationen und Organisationen, vor allem seinen Kontakten mit der innerdeutschen Illegalität, sind von den Ländern, in denen seine Repräsentanten Zuflucht gesucht hatten, immer wieder weitgehende Begrenzungen auferlegt worden. Den Grad von Freundschaft, Skepsis oder latenter Gegnerschaft zu einem Nachbarland läßt sich keine Regierung gern von den Emotionen ihre Gastfreundschaft genießender Ausländer vorschreiben. Die Vereinigten Staaten beherbergen heute zirka 220.000 kubanische Flüchtlinge, von denen viele sich in politischen Gruppen (es gibt deren 88!) zusammengeschlossen haben. Weitere 180.000 noch in Kuba befindliche „Innere Emigranten“ hahen amerikanische Eintrittsvisa.

Die größten zwölf dieser Organisationen haben sich zu einer Föderation zusammengeschlossen, deren Spitze der „Kubanische Revolutionäre Rat“ bildet. Mit den anderen werden ständig Verhandlungen über eine breitere Einheitsfront geführt. Die beiden aktivistischen Gruppen, die bisher außerhalb des Rates standen und verantwortlich waren, für die Attacken auf russische und kubanische Schiffe, und für Aktionen gegen das Festland im letzten Jahr, die „Kubanische Revolutionäre Bewegung“, bestehend aus der Terrorgruppe „Alpha 66“ und der „Zweiten nationalen Front von Escambray“, die sich als Außenvertretung innerkubanischer Partisanen bezeichnet, sollte ebenso wie das „Revolutionäre Studenten-Direktorium“, als die USA sich unmißverständlich gegen isolierte Aktionen der kubanischen Exilgruppen wandte, inzwischen ihren Beitritt erklärt haben.

Waffenhilfe zugesichert

Die psychologische Situation der Kennedy-Regierung gegenüber dem „anderen Kuba“, das heißt den Exilpolitikern gegenüber, ist sehr schwierig. Erbe der noch unter der Eisen-hower-Regierung vorbereiteten Invasion der von der CIA (Central Intel-ligence Agency) ausgebildeten AntiCastro-Freiwilligen, die Kennedy vor zwei Jahren unfroh ablaufen ließ.

hat die Regierung der USA durch den Mund ihres Präsidenten den mit großzügigem Lösegeld ausgelösten Kubanischen Freischärlern bei ihrem Empfang in den USA scheinbar so etwas wie zukünftige Waffenhilfe zugesagt. Zumindest hat man die Reden des Präsidenten und der „First Lady“ so auslegen können.

Die Folge waren die mannigfachen „Kommandoaktionen“ der kubanischen Exilaktivisten, nur unterbrochen in den kritischesten Tagen der Krise, die sich aus der Anwesenheit russischer Raketen auf Kuba ergab.

Als die Festigkeit Kennedys und die Vernunft Chruschtschows zu deren Eliminierung führte, sah sich Kennedy

der Notwendigkeit gegenüber, nun bei aller weiteren militärischen Wachsam-keitgegen über verbleibenden russischen Militärpersonen auf Kuba die mehr oder weniger bindend gegebene Zusage an Castro (vielmehr vor allem dem Kreml gegenüber!), keine Invasion gegen Kuba vorzubereiten, einzulösen.

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