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Äußere Zeichen?

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Zu den kritischen Fragen Ihres anonymen Verfassers der Glosse „Äußeres Zeichen“ in der Ausgabe vom 18. Oktober sind — hoffentlich ebenso im Sinne der Ansprache Bischof Mosers — auch einige kritische Bemerkungen notwendig:

Ihr Kritiker nimmt Anstoß an den vier modernen Meßgewändern und ist offenbar der Ansicht, die konzele- brierenden Bischöfe hätten vier ganz verschiedene barocke Kasein tragen sollen, da es bekanntlich keinen alten Ornat gibt, der dem anderen gleicht. Ob dies geschmackvoller gewesen wäre, darf ich wohl bezweifeln. Warum ärgert er sich weiters über das „reichlich“ vertretene Bischofsviolett und warum dürfen moderne Meßgewänder und und Mozart-Messe einem heute lebenden Menschen nicht gleichzeitig gefallen? Stecken da etwa Komplexe dahinter? Außerdem: Die beiden vom Volk gesungenen Kirchenlieder sind nicht an die Stelle von Teilen der Krönungsmesse getreten, son- Propriumsgesänge, die den sonst üblichen Choral ersetzt haben. Von einer Reduktion kann daher nicht die Rede sein. Auch wird schon lange genug darüber gepredigt, daß Lieder im Gottesdienst nicht „dargeboten“, sondern von Chor und Volk gesungen werden sollen. Dies scheint Ihr gläubiger Glossist bis jetzt überhört zu haben. Zur „gestörten Harmonie“ der Verbindung deutscher und lateinischer Gesänge sei bemerkt, daß der gregorianische Choral stilistisch doch viel weiter von der Polyphonie entfernt ist als unser Kirchenlied. Ja, ja, die Macht der Gewohnheit hindert am Denken! Das einzige zur Verlesung bestimmte Dokument war leider nicht in einer „Hülle aus Klarsichtplastik“, sondern in einem Lederumschlag. Da es zur Zeit noch keine liturgischen Bücher für die vor kurzem erneuerten Weiheriten gibt, mußten die deutschen Texte behelfsmäßig untergebracht werden — oder hätte alles lateinisch gesprochen werden sollen? Fliegende Blätter wären vielleicht wirklich schöner gewesen! Eine bescheidene Frage: Wenn die Mitra zu verdammen ist, welche bischöfliche Kopfbedeckung paßt besser zu „musikalischen Schnörkseln“? Ob die Überkompositionen der Kirchenlieder wirklich so schlecht waren, kann ich als Nichtmusiker nicht beurteilen. Mir haben sie jedenfalls gefallen und wenn Ihr Kritiker von der Musik ebensoviel versteht wie von der Liturgie, dann braucht sich der Domkapellmeister keine grauen Haare wachsen zu lassen.

Die Anonymität Ihres Kritikers hat auch eine gute Seite: Es fällt mir leichter zu gestehen, daß mir bei der Lektüre seiner Glosse der Ochse xn den Sinn kam, der sich ans Klavier setzte

Dr. Fritz Dollmanits Wien

Der „Querschnitt" betreffend die Ausgestaltung der Bischofsweihe des von uns allen hoch geschätzten Prälaten Moser war mir aus der Seele gesprochen. Es ist einfach nicht einzusehen, warum sich mehr und mehr die Auffassung verbreitet, eine von echter Gläubigkeit und Gebetsgemeinsamkeit getragene liturgische Feier könne ‘ nicht gleichzeitig auch künstlerisch erstklassig gestaltet, sein. Was die „Krönungsmesse“ begrifft, mag es sein, daß der Wegfall des „Credo“ in der Bischofsmesse auch die Auslassung des musikalischen „Credo“ bedingt, was der. Ordnung halber zu ergänzen wäre — aber deswegen muß nicht auf die Steigerung vom Kyrie zum Gloria verzichtet werden. Da ja die Liturgiefeier in deutscher Sprache abgehalten wurde, war die aktive Beteiligung der Gläubigen durchaus gegeben und es bedurfte nicht der so gar nicht passenden beiden Lieder.

Aber über Geschmack läßt sich eben nicht streiten, auch wenn es zu bedauern ist, daß Versuche, modern zu sein, bei uns (fast hätte ich geschrieben „in Maronien“, aber „Die Furche“ ist ja nicht das „Freie Wort“!) so häufig am untauglichen Gegenstand und mit untauglichen Mitteln unternommen werden!

A. Exn er, Wien XXIII

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