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Als guter Zugführer ausgewiesen
Ein Fünftel der FuRCHE-Ge-schichte hat Hannes Schopf als Chefredakteur mitge-schrieben.Vergangenen Donnerstag haben ihm Redaktion, Herausgeber und „Ehemalige” ein Abschiedsfest bereitet.
Ein Fünftel der FuRCHE-Ge-schichte hat Hannes Schopf als Chefredakteur mitge-schrieben.Vergangenen Donnerstag haben ihm Redaktion, Herausgeber und „Ehemalige” ein Abschiedsfest bereitet.
In einer ungemein dramatischen Zeit hat Hannes Schopf (47) mit dem FURCHE-Schiff Klippe um Klippe umschifft, immer auf der Suche nach neuen Möglichkeiten und Lösungen bei dementsprechenden Herausforderungen - und es waren ihrer nicht wenige. Hannes Schopf im O-Ton bei der berührenden Feier im „Spatzennest”, einem bekannten Wiener Lokal gleich gegenüber der Ulrichskirche, einem wunderschönen Rarockviertel Wiens: „Es waren ungeheuer spannende, interessante Jahre. Jahre ungeheurer Umwälzungen außen- wie innenpolitisch, gesellschaftspolitisch, erst recht kirchenintern. Es waren auch die Jahre der technischen Umwälzungen in der Produktion der FURCHE. Es waren - manchmal durchaus Nerven fordernde - Jahre mehrfacher Rlattreformen. Und es waren auch nicht gerade leichte Jahre darunter.”
Wer Hannes Schopf kennt, weiß, wie sehr ihm das Schicksal unserer traditionsreichen Wochenzeitung am Herzen lag. Er wußte — es ist nicht leicht bei Hannes Schopf, diesem höchst agilen Journalisten, in der Mitverangenheit zu schreiben, so als ob es sich um eine Grabrede handelt -, daß Tradition allein nicht genügt, um voranzukommen. Deshalb sah man ihn auch ständig am Produkt herumfeilen, die verständliche Art der Aufbereitung in einem gefälligen, aber anspruchsvollen Äußeren war dauernder Auftrag für ihn.
Direkt in die momentane Situation der FURCHE hineingesprochen waren Wünsche Schopfs, nicht für sich, für uns „Hinterbliebene”, wie wir scherzhaft-sarkastisch sagen: „Ich wünsch' es Euch, daß bald die vielzitierten Sinnfragen rasch eine Antwort erfahren, wenn schon Studien nicht den Sinn erfüllen, der ihnen zugedacht war; daß die existen-zielle Absicherung und die Refriedigung der Grundbedürfnisse dort beginnt, wo nachher darüber geschrieben werden soll; und daß sich Rezie-hungsprobleme in Wohlgefallen auflösen.” Die FURCHE, mehr als eine Zeitung eine Institution (Schopf), kennzeichnete der „Alt”-Chefredakteur mit den Regriffen F wie fundiert, U wie unbequem, R wie redlich, C wie charaktervoll, H wie hochwertig und E wie engagiert. Er selbst verbindet damit auch etwas ganz Persönliches: F wie freundschaftlich, U wie ungezwungen, R wie reizend, C wie couragiert, H wie heimelig und E wie ehrenvoll.
FuRCHE-like war demgemäß auch die gesamte Abschiedsfeier. Und in die Lobreden für Hannes Schopf (Minister a. D. Wolfgang Schmitz und Felix Gamillscheg als Herausgeber) - „Rei solchen Abschieden ist es oft wie bei Grabesreden - mit dem entscheidenden Unterschied, daß man das, was einem nachgerufen wird, noch hören kann” (Schopf) -mischten sich ganz ungezwungen auch durchaus unbequeme Töne. Harald Klauhs, Feuilleton-Chef, als Retriebsrat Redaktionsvertreter, schöpfte aus der Geschichte und befand, daß es sich bei der Geschichte der FURCHE um eine Reihe von Letz-te-Hilfe-Aktionen gehandelt habe: „So gesehen war der längstdienende Chefredakteur gar kein so schlechter Sanitäter, da es unter seiner Herzmassage doch lange Zeit zu einer Stabilisierung des Herzrhythmus gekommen ist. Erst der Versuch, durch Rlutauffrischung, durch Verlegung auf eine andere Stiege sowie durch kosmetische Operation der alternden Patientin zu einem zweiten Frühling zu verhelfen, hat das Ausmaß ihres Siechtums sichtbar gemacht. Jetzt stehen wir vor der Situation, daß beim Anblick der alten Dame keiner so recht Lust verspürt, die lebensrettende Mund-zu-Mund-Reatmung durchzuführen.”
Die Menschlichkeit von Hannes Schopf war Kern der Elogen. Harald Klauhs: „Hannes Schopf hat sich, seinem Hobby gemäß, als guter Zugführer erwiesen: Er beachtete die Signale, vermied damit Kollisionen, reduzierte das Tempo bei Weichen, hielt bei Rausteilen an und begegnete Verspätungen mit Gleichmut. Manchmal tat er all dies so selbstverständlich, daß sowohl das Zugspersonal als auch die Fahrgäste vermeinten, der Zug könne auch ferngesteuert werden, doch spätestens seit seinem Abgang wurde spürbar, daß derjenige, der dem Prellbock am nächsten kam, fehlt.”
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