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Bayrisches Theater

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UNBEKANNTES BAYERN. Band 6: „Das Komödi-Spielen.“ Gestaltet nach einer Sendereihe des Bayrischen Rundfunks und herausgegeben von Alois Fink. Süddeutscher Verlag, München. 280 Seiten und 18 Photos. Preis 16.80 DM.

Alojs Fink ist (genauer gesagt: war — er ist jetzt zum Fernsehen abgewandert) der Mann des Feature, also jener Sendeform, die es beanspruchen kann, wirklich spezifisch „rundfunkisch“ zu sein. Bedeutet „feature“ die rundfunkgemäße Durchleuchtung eines Themas (oder eines Problems) von verschiedenen Seiten her, wobei alle zur Verfügung stehenden formalen Mitteln eingesetzt werden, so bedeutet eine Feature-Sendereihe eine maximale (und wenn die richtigen Mitarbeiter am Werke sind: eine optimale) Darstellung eines Themas. Dem Buch kommt es also nur zugute, daß es im Grunde genommen „nur“ der Abdruck (ein zweifellos sehr bearbeiteter Abdruck) von Rundfunkmanuskripten ist. Das bedeutet zwar gelegentliche Wiederholungen und Überschneidungen, doch will dies nicht viel besagen. Tatsächlich wird hier das Theater-sj>ielen In ' Bayern,'soweit' es in Sprache, Gewöhnung und Gesittung als bayrisch bezeichnet werden muß, in einem sehr farbigen Spektrum von siebzehn Beiträgen ungemein ansprechend dargestellt. Man liest jeden dieser Beiträge leicht und flüssig und ist bei der Lektüre vom Anfang bis zum Ende interessiert. Man erfährt gar nicht so weniges, von dem man bisher wenig oder gar nichts wußte. Dazu kommen reichliche Textproben (die ursprüngliche Rundfunkform macht sich da deutlich bemerkbar!) und gute, weil charakteristische Photos. Die Beiträge über Jakob Ayrer, Sebastian Sailen Emanuel Schikaneder. den Bauernshakespeare von Kiefersfelden, sind besondere Leckerbissen. Was man von dem Beitrag über „Strauss-Hofmannsthal“ nicht so

sehr sagen kann. Dagegen ist man von den Abschnitten „Thoma contra Ruederer“ oder „Alois Johannes Lippl“ wiederum sehr angeregt. Anregung zu geben ist überhaupt eine der verdienstvollsten Seiten dieses Buches. Und man bedauert, daß es nur ein „Register“ gibt (wobei verschwiegen wird, daß es nur ein Namens- und kein Sachregister sei) und keine (wenigstens ungefähre) Zusammenstellung der wichtigsten Literatur oder Quellen.

Im Vorwort erklärt Alois Fink: „Bai-risch bezieht sich in unserem Zusammenhang, wie schon aus der Schreibweise erkennbar ist, auf das alte bayerische Sprachgebiet, zu dem auch Österreich gehört.“ Das ist ein Satz, der sehr viele Aspekte hat — wahrscheinlich mehr, als Fink selbst bedachte. Man könnte aus diesem Satze auch rein logische Schlußfolgerungen ziehen, die Fink sicher nicht gemeint hat. Unter „bairisch“ auch Österreich zu subsumieren, geht nicht an. Und es entbehrt nicht der Ironie, daß Josef Martin Bauer in dem Abschnitt „Bauerntheater in der Großstadt“ mit dem Nachweis, daß Thoma und Ruederer nicht Fortsetzer und Vollender der „endogenen“ bayerischen Volksstückentwicklung, ' sondern direkt von dem Österreicher Anzen-gruber beeinflußt gewesen seien, nicht nur eine literarhistorische Entmythologisierung vorgenommen, sondern den zitierten Satz von Alois Fink ins richtige Lot gerückt hat. Schade, daß beim Österreichischen Rundfunk von keiner analogen Sendereihe, geschweige denn von einer analogen Veröffentlichung zu berichten istl

VOR BEGINN DER VORSTELLUNG wirft die Tänzerin einen kurzen Blick in den Spiegel: Selbst diese kleine Szene gehört zur kunstvollen Architektur aus Gebärden und Mimik der scheinbar frei und unkontrolliert gesetzten Ausdrucksformen balinesischer Tänzer. Denn das balinesische Theater besteht aus Tanz, Gesang und Pantomime, voll von erprobten und jahrtausendealten Effekten. Dieses mythische Theater in seiner Urform, beherrscht von Aberglaube, Angst und auf das „schützende Ungeheuer Barong“ bauenden Hoffnungen, versucht Henri Cartier-Bresson, Mitbegründer der Magnum-Photovereinigung und einer der hevorragendsten Ihotographen unserer Zeit, in seinem Bildband „Bali, Tanz und Theater“ (Roven-Verlag, Ölten, 82 Seiten, Preis 22.80 DA1) dem Europäer durch 46 großformatige Photographien näherzubringen. Der Begleittext von Antonin Artaud und Beryl de 7.0 et e, des surrealistischen Dichters wie des anerkannten Ethnologen, erläutert den sozialen und religiösen Hintergrund dieses in seinen Bewegungen an chinesische Schriftzeichen erinnernden, getanzten Theaters. Der Band mit seinen aussagestarken Bildern, die frei von jeder photographischen Spielerei sind, schildert Gehalt und Inhalt des „uns fremden Denkens und Fuhlens“ der Bewohner von Bali. Olinda Pawek

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