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Christliche Zeitfragen

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Schleifung der Bastionen. Von der Kirche in dieser Zeit. Von Hans Urs v. Balthasar.Johannes-Verlag, Einsiedeln. 83 Seiten

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Schleifung der Bastionen. Von der Kirche in dieser Zeit. Von Hans Urs v. Balthasar.Johannes-Verlag, Einsiedeln. 83 Seiten

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Dieses Bändchen aus der zweiten Reihe der Sammlung „Christ, heute“, die sich bemüht, besonders aktuelle Fragen und Fragestellungen einem interessierten Leserkreis zugänglich zu machen, behandelt die Frage: „Welches ist die Situation und Aufgabe der Kirche heute?“ In vier Kapiteln: Der Aufstieg, der Abstieg, die Duldung, die Fühlung, stellt Balthasar den Werdeprozeß der Kirche dar und zeigt, wie die Kirche durch ihre äußere und innere Entwicklung mehr und mehr dazu gedrängt wurde, die Welt um sich herum auch als nichtchristliche Welt zu dulden, gleichzeitig aber doch mit ihr Fühlung zu nehmen und sie zu durchdringen. Dieser tatsächliche Zustand des Christentums und der Kirche muß dem einzelnen Christen auch bewußt werden und sein Denken und Handeln bestimmen. Das ist notwendig, damit die Kirche von der Welt überhaupt verstanden werden kann. Die Analyse der kirchlichen Selbstentfaltung erfüllt hiermit bis in unsere Zeit hinein auch eine moralische und erzieherische Aufgabe am Christen, und das ist wohl der Zweck, den Balthasar vor Augen hat.

Gespräche über Friedrich von Hügel, I.: Weltlose Religion und gottlose Welt. Von Maria S c h 1 fite r-Hermkes und Georg K. Frank. Werkbund-Verlag, Würzburg. 38 Seiten.

Die beiden Herausgeber der vermutlich als Schriftenreihe gedachten „Gespräche über Friedrich von Hügel“ versuchen, in Dialogform die Gedanken dieses bedeutendsten katholischen Religionsphilosophen für die heutige christliche Situation fruchtbar zu machen. Man ersieht auch aus dieser Publikation, wie sehr es heute ein Anliegen der ernstdenkenden Christen ist, das rechte Verhältnis zur Welt zu finden. Es hängt davon wohl immer in erster Linie ab, daß der Christ sich selbst in seinem innersten Wesen verstehe, daß er sein christliches Dasein nicht mißverstehe. Je mehr es ihm aber zum Anliegen wird, von der Welt nicht mißverstanden zu werden, desto mehr wird er auch darnach streben, sich selbst als Christ recht zu verstehen.

John Henry Cardinal N e w m a n, Geschichte meiner religiösen Ueberzeugungen „Apologia pro vita sua“. Nach einer englischen Ausgabe des Oratoriums (1904 ff.) übersetzt und eingeleitet von Dr. M. Brigitta Hilberling OP. Verlag Herder, Freiburg im Breisgau. 256 Seiten.

Es ist ein Verdienst des Verlages Herder, die vorzügliche Uebersetzung des so bedeutungsvollen Werkes Newmans herausgebracht zu haben. Wer die für die Neuzeit des Katholizismus so wichtige Erscheinung des Kardinals Newman verstehen will, muß zu diesem Werk greifen, das man die Selbstbiographie eines der größten katholischen Geistesmänner der Neuzeit nennen könnte. Gewiß ist es nicht ganz leicht, den sehr subtilen und tiefgreifenden Reflexionen Newmans zu folgen. Man muß sich vorerst ein wenig mit der Geschichte des englischen Schismas vertraut gemacht haben und auch die Zeitverhältnisse, in denen Newman lebte, kennen. Dazu verhilft die Einleitung der Uebersetzerin all denen, die mit ihnen nicht aus eigenen Geschichtskenntnissen vertraut sind. In diesem Werk enthüllt sich dem besinnlichen Leser ein gewaltiges geistiges Ringen, ein tiefes und schmerzliches seelisches Leiden, das aber mit dem Besitz der Wahrheit, mit der sicheren und frohen Ueberzeugung gekrönt wird, vor Gott und vor dem eigenen Gewissen das Rechte getan zu haben. In diesem Ernst spricht. Newman auch den Christen von heute an.

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