Im Angesicht der Tiere
Andrea Stift-Laube vermisst in „Schiff oder Schornstein“ Mensch-Tier-Beziehungen.
Andrea Stift-Laube vermisst in „Schiff oder Schornstein“ Mensch-Tier-Beziehungen.
Bücher wachsen nicht auf Bäumen, im Normalfall ist eine ganze Reihe von Leuten daran beteiligt, die wenig Aufmerksamkeit bekommen, aber Wesentliches beitragen, vom Lektorat über die Graphikabteilung bis hin zum Marketing. Das sei hier explizit erwähnt, weil Andrea Stift-Laube im kleinen, aber feinen Literaturprogramm des Wiener Verlags Kremayr & Scheriau erscheint, der sich durch eine mutige, nonkonformistische Programmgestaltung auszeichnet, in der gerade junge Autorinnen und ausgefallene, engagierte und anspruchsvolle Texte eine Chance bekommen.
Da passt Andrea Stift-Laube perfekt hinein. Ihr neuer Roman „Schiff oder Schornstein“ erzählt von den zwei Schwestern Franziska und Ila. Die beiden wachsen auf dem Land mit einem despotischen Vater und einer untertänigen Mutter auf. Für Ausgleich sorgt nur die liebevolle Großmutter mit ihrem Bauernhof voller Tiere, zu der Ila irgendwann ganz zieht. Ein schwerer Schlag für die zurückbleibende kleine Schwester. Franzi wird später Tierschützerin und Umweltaktivistin, bis sie plötzlich spurlos verschwindet. Auf der Suche nach ihr trifft Ila Konstantin, Franzis unglücklich in sie verliebten Mitbewohner und Mitstreiter. Teil der gemeinsamen Trauerarbeit ist ein schräges Kunstprojekt: Sie gründen einen OnlineVersandhandel für Katzenfleisch, die ultimative Provokation für das Gros der Fleischesser, die beim Schnitzelessen ihre Augen vor der grausamen Massentierhaltung verschließen, während die geliebte Hauskatze als in Watte gepacktes Familienmitglied verhätschelt wird.
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