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IM STREIFLICHT

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Wf ÄHREND vor kurzem die Nachricht ” durch die Presse ging, daß die Fresken, die Boeckl derzeit für das Stift Seckau schafft, von der zuständigen kirchlichen Stelle verboten worden wären, erreicht uns nun erfreulicherweise das offizielle Dementi. Wir konnten die Nachricht von der „Verhängung" der neugeschaffenen Fresken — von denen in der „Furche" schon Abbildungen erschienen sind — von Anfang an nicht recht glauben. Nun liegt die Erklärung des Abtes Dr. Benedikt Reetz OSB. vor: „Von einem Verbot der Fresken Herbert Boeckls im Seckauer Stift ist weder der Abtei noch dem Meister selbst etwas bekannt." Weiter erklärte Abt Reetz, er hoffe, daß mit dieser offiziellen Stellungnahme die offenbar auf einem Mißverständnis beruhende Diskussion um die Seckauer Fresken ein Ende finden werde. Das Mißverständnis scheint darauf zurückzuführen zu sein, daß das bedeutende Werk erst nach seiner Fertigstellung allgemein zugänglich sein wird. Nichts wäre verständlicher als der Wunsch Boeckls, bis dahin im Interesse eines raschen Vorwärtsschreitens des Werkes ungestört von Neugierigen arbeiten zu können.

JVfIT dem Tode Sidonie Gabrielle Colettes in Paris verliert der-Typus der modernen Schriftstellerei, den wir etwa in der Mitte zwischen Dichtung und Journalismus zu suchen haben, seine ausgeprägteste europäische Repräsentantin. Ihre Bücher Cheri, Gigi, La Vaga- bonde, La Seconde, Die Fessel, Mitsou, Die Andere u. v. a. waren Welterfolge und gelten seit Jahrzehnten als Inbegriff gallischer Grazie. Ihre Freimütigkeit in der Darstellung der Beziehungen von Frau zu Mann war weit von Pikanterie entfernt, gleich weit allerdings auch von der moralischen Peitsche Nietzsches und Wedekinds. Sie wollte die Welt nicht verbessern, sie „nahm" sie so wie in ihrem Leben die Männer. Vielleicht wollte sie das Leben, das sie früh und auch später zeitweise hart angepackt hatte, leichter, schöner machen. Mehr als die Menschen liebte sie dabei die Tiere, vor allem — und hier war die Burgunderin ganz Pariserin — die Katzen. Es gibt ein Tierbuch von ihr, in dem sich Dämonisches und Sentimentales, Gewichtloses und Tiefsinniges geradezu genial vermischen. Sie war keine Kost-, keine Menschen- und keine Tierverächterin. Eher eine parfüm- und scharmumhüllte „Priesterin" eines ganz weltlichen, neuheidnischen Eros. Und vielleicht charakterisiert nichts so deutlich die Hartnäckigkeit, mit der sie diesen säkularisierten Kult praktizierte, als die Tatsache, daß sie den Katzen auch dann noch die Treue hielt, als sie eipmal von „ihrem" Kater angefallen und lebensgefährlich verletzt wurde. Sie starb, 81 Jahre jung, im Rollstuhl. Mit ihr zerbricht ein Spiegel, in dem sich Millionen gesehen, wenn auch nicht immer erkannt haben.

EREHRTES Publikum! Wir bitten höf- ?? ‘ liehst, von einem Besuch des Belvedere womöglich Abstand nehmen zu wollen." Es würde uns nicht überraschen, eine Tafel dieses Inhalts beim nächsten Besuch in der Oesterreichi- schen Galerie vorzufinden. Denn die Besuchszeiten sind so kurz festgesetzt, als handelte es sich beim Belvedere um ein Krankenhaus und nicht um ein Museum. Außerdem ist es uns unmöglich, die mittelalterliche Kunst, das Barockmuseum und die Galerie des 19. und 20. Jahrhunderts an einem Tag zu besichtigen. Hat die eine Abteilung offen, müssen die andern schließen. Ueberhaupt sind die Besuchszeiten unserer Museen ein Kapitel für sich. Das Weltgerichtstriptychon in der Akademie am Schillerplatz kann nur zwischen 10 bis 14 Uhr besichtigt werden, und das nicht jeden Tag. Die anderen Ausstellungen in der Akademie haben wieder andere Besuchszeiten. Das Kunsthistorische Museum erklärt diesen Uebelstand wie folgt: „Wegen des würgenden Mangels an Aufsichtspersonal, der sich infolge der kürzlich erfolgten Eröffnung der Gemäldegalerie noch drückender auswirkt als schon bisher, müssen die Sammlungen zeitweilig geschlossen bleiben.. Es wird daher geraten, sich beim Vorliegen spezieller Interessen vor dem Besuch telephonisch… zu erkundigen."

CINE Fahrt nach’München ermöglicht den Be- “‘ such folgender Ausstellungen: Herbert Boeckl. aus Anlaß seines 60. Geiftirtstages; Malerei und Plastik der letzten 50 Jahre; Deutsche Graphik des 20. Jahrhunderts; Die Expressionisten; Xaver Fuhr; Alfred Kubin; Leo Maillet; Redon — Chagall — Braque — Matisse — Pie — Dufy — Leger; Antike Plastik und Kleinkunst; Karl Blocherer; Karl Hofer. Sind denn in München Festwochen? fragt sich der Wiener unwillkürlich. Nein; München feiert jetzt keine Festwochen. Die Ausstellungen, die zu sehen sind, erfolgen im Rahmen der normalen Ausstellungstätigkeit.

ZAHNE Anteilnahme breiterer Kreise erschien vor eineinhalb Jahren „Die Schau". Sie war von Anfang an ein schwächliches Kind, wechselte mehrmals Redaktion und Verlag und verschied vor kurzem unter Ausschluß der Oeffentlichkeit. Wenn man die erschienenen Hefte durchblättert, erinnert man sich nur noch dunkel, daß die Gemeinde Wien einmal, lang, lang ist’s her, davon gesprochen hatte, sie werde eine repräsentative Kulturzeitschrift herausgeben. Trau, schau, wem…’

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