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Im Zeichen des „Anno santo“

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Biographien lebender Personen zu schreiben, ist mit besonderen Schwierigkeiten verbunden. Denn entweder ist der Autor ein Anhänger seines Helden, dann kommt es nur zu oft zu einer unerträglichen Verhimmelung. Oder der Schreiber ist ein Gegner der darzustellenden Persönlichkeit, dann wird dessen Porträt leicht total verzeichnet. Oder der Verfasser will möglichst objektiv sein und beschränkt sich deshalb nur auf die Aufzählung rein äußerlicher Tatsachen, dann übergibt er der Leserwelt meist ein Buch, dessen Inhalt von tödlicher Langweile ist.

Papst Pius XII. jehört heute zu den verehrtesten und beliebtesten Persönlichkeiten, die die Welt besitzt, verehrt nicht nur von Katholiken, sondern auch vielfach von der nichtchristlichen Welt. Die Gefahr, daß somit ein Katholik und Anhänger des Papstes eine byzantinische Schilderung dieser Persönlichkeit gibt, liegt nur zu nahe. Das Buch von Bargellini umgeht diese Gefahr vollständig. Obwohl er ein glühender Anhänger des Papstes ist, enthält sein Buch keine Spur eines - Byzantinismus. Und trotzdem er sich aufs äußerste bemüht, das Leben des jetzigen Papstes bis ins Detail zu schildern, ist er nie langweilig und ermüdend. Im Heiligen Jahr spielt die Wallfahrt nach Rom bei vielen Christen eine große Rolle, und innerhalb dieser Wallfahrt der Besuch des Papstes als Zeichen der Treue und Ergebenheit zum Apostolischen Stuhl. Kaum ein Christ ging oder wird ohne Erschütterung an dieser Begegnung vorbeigehen. Dank diesem Buche wird sich jetzt jeder Romfahrer auf diese Begegnung vorbereiten können und sie dadurch noch intensiver erleben können.

Auf einem Hflgel der Ewigen Stadt. Erlebter Vatikan. Von Herbert Tichy. Verlag Ullstein, Wien. 221 Seiten.

Silvio Negrellis Buch „Der unbekannte Vatikan“, Areiches eine ausgezeichnete Einführung in das Leben und in die Geschichte des Vatikans gab, ist schon lange vergriffen. Glücklicherweise wird dieses Manko durch das neuerschienene Buch von Tichy weitgehend wettgemacht. Der Autor, bekannt durch seine asiatischen Reiseschilderungen, gibt auch in diesem Buch eine Probe seiner starken Darstellungskunst. Der Leser kann durch dieses Buch weitgehend einen Blick hinter die Kulissen dieses kleinen Staats machen, von dem aus eine geistige Welt regiert wird, und lernt gleichzeitig am heutigen Vatikan die so reiche geschichtliche Entwicklung dieses Staatswesens mit seiner für die Gesamtkirche so großen Bedeutung kennen. Einige kleine Fehler (nicht Pius VI., sondern Pius IX. regierte bisher am längsten die Kirche, der Kirchenstaat besteht nicht schon 2000 Jahre usw.) können bei einer Neuauflage leicht behoben werden.

Führer durch Rom Von Dr. Eduard Stom-mel. Verlag Herder, Wien. 274 Seiten.

Die Besonderheit dieses kleinen, sehr gut ausgestatteten Bändchens liegt darin, daß es kein Führer zu den Sehenswürdigkeiten Roms ist, sondern ein Führer des Pilgers durch die Ewige Stadt. Ein Führer, in dem das religiöse Erleben des Romfahrers im Vordergrund steht.

Rom In vier Tagen. Ein Pilgerführer. Von L. Voelkl. Wiener Domverlag. 176 Seiten.

Acht Halbtagsprogramme, die sich sogar noch verkürzen lassen, geben dem Pilger, der1 nur wenige Tage in der Ewigen Stadt bleiben kann, die Möglichkeit, die wesentlichen Teile des antiken, mittelalterlichen und modernen Rom kennenzulernen. Eine große Anzahl von gut reproduzierten Bildern erleichtert die Orientierung

Das Heilige Jahr 1950. Von Pfarrer Franz W e n i n g e r. Es-Verlag, Wien. 36 Seiten.

Die bisher einzige Publikation, die nicht nur Rom und den Heiligen Vater, sondern die Feier des Heiligen Jahres und seine Bedeutung für den Christen zum Inhalt hat. Leider ist die Ausstattung nicht die geschmackvollste.

Das antike Rom. Eine Einführung in das Wesen seiner monumentalen Kunst. Von Alfons Wotschitzky. Verlag Felizian Rauch, Innsbruck. 104 Seiten.

Das alte Rom lebt in vielfachen Formen in der katholischen Kirche weiter. Man denke an die Sprache, das Recht, die Meßgewänder. Es ist deshalb für jeden gebildeten Christen gut, wenn er sich mit der antiken Welt und insbesondere mit dem Mittelpunkt derselben, mit dem antiken Rom, bekanntmacht. Viele Rompilger werden ja anläßlich des Besuches der Ewigen Stadt mit dieser antiken Welt zum erstenmal in unmittelbare Beziehung treten. Das vorliegende Buch, welches sich bescheiden nur einen Führer durch das antike Rom nennt, gibt auf knappstem Raum nicht nur eine Darstellung der römischen Kunst, sondern auch der römischen Geschichte und des römischen Lebens. Von Seiten des Autors stellt das kleine Werk eine ausgezeichnete Leistung dar, die durch die schöne Ausstattung nur noch unterstützt wird.

Die römischen Katakomben und ihre Märtyrer. Von Ludwig H e r 11 i n g S. J. und Engelbert Kirschaum S. J. Verlag Herder, Wien. 274 Seiten.

Ein hervorragendes Buch. Vielleicht das beste, das in deutscher Sprache anläßlich des

Heiligen Jahres erschienen ist. Hervorragend in seiner strengen Wissenschaftlichkeit, hervorragend in seiner Darstellungskraft. Der Titel ist etwas irreführend. Denn es schildert nicht nur die altrömischen Begräbnisstätten, sondern, von diesen ausgehend, das ganze Leben der Urkirche mit ihrer Liturgie, ihrer Kunst, ihren Päpsten, Märtyrern, Priestern, Anhängern und Gegnern, ihren Verfolgungen, ihren Versagern und ihrer Glorie. Die beiden Verfasser, zwei deutsche Jesuiten, haben mit diesem Buch bestes Zeugnis für die christliche Wissenschaft abgelegt

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