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Mit Sanftmut und Ehrfurcht

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JESUS. Von Jean G u i 11 o n. Übertragung aus dem Französischen. Styria-Verlag, Graz-Wien-Köln. 431 Seiten. Preis 136.50 S.

Der berühmte Pariser Universitätslehrer unternimmt es, sich in einem engagierten, wahrhaft umfassenden, die Wege des menschlichen Geistes betrachtenden Gespräch fundamentaltheologischer Natur mit seinen Zeitgenossen über die Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die für den Glauben an die Realität des auferstandenen Gottmenschen Jesus Christus inmitten des 20. Jahrhunderts maßgebend sind. Das geschieht ausdrücklich mit den Mitteln eigenen persönlichen Nachdenken („Mein Wunsch war es, den gesunden Menschenverstand in den Bereichen zu gebrauchen, die bis jetzt entweder der Fachwissenschaft oder der Bejahung des Glaubens vorbehalten waren“. Seite 401), um so den Menschen zu zeigen, wessen sie, eben kraft eigenen Denkens, selber fähig wären.

Als ein mit allen Wassern der (nicht bloß heutigen) Theologie, Philosophie. Naturwissenschaften und Zeitgeschichte gewaschener Laienapologet geht er „mit Sanftmut und Ehrfurcht“ jeder noch so einleuchtenden Skepsis nach, woher sie auch komme, um dann um so strahlender die Wahrheit und Wirklichkeit des Jesus der Evangelien aufleuchten zu lassen. Keine Haltung bleibt unberücksichtigt, auch nicht mögliche Verbindungen und Interferenzen dieser Haltungen, keine Zwischenlösung. Und doch lassen sie alle, die sämtlich ui der Beseitigung des auf Zeugnis beruhenden Mysteriums münden, ich, wie schlüssig gezeigt wird, letztlich auf die zwei äußersten Gegensatzpole, reiner kritischer Historismus und ungeschichtlicher, bloß erdichteter Mythos, zurückführen. Indem die brennenden Fragen der Exegese hineingestellt werden in die wissenschaftliche und existentielle Problematik der Zeit, in der wir leben, wird deutlich, wie sehr diese nicht Ende einer Epoche, sondern privilegierter Anfang eines ganzen Zeitalters ist, vergleichbar nur dem ersten christlichen Jahrhundert.

Gerade der endzeitlich ausgerichtete Blick dieser unserer Zeit erzeugt (wie keine andere vor ihr) mit Notwendigkeit das Interesse für den Ursprung und die Chance der Nähe zu ihm. Guitton weiß, daß das chalzedonensische Problem das Problem unserer Tage ist. angefangen von den Studierstuben der Gelehrten bis zu den gebildeten (und ungebildeten) Laien und den ringenden einzelnen, die alle und u n-verkürzt anzusprechen das Ziel dieses lebendigen, verantwortungsbewußten, liebenden und profund wissenden Geistes ist.Dieses Ziel hat er über die Grenzen seines Landes hinaus erreicht, und die dargestellten Spiegelungen im wissenschaftlichen Betrieb der französischen Universitäten integrieren nur den Aufweis der weltweiten Tatsache, auf die es ihm ankommt: daß gerade die Forschungen des 20. Jahrhunderts in einem Maße auf das Mysterium hin konvergieren, daß den solcherart an dessen Schwelle geführten Menschen, auch und gerade den Zweifelnden, heute mehr denn je die Chance seliger Ausweglosigkeit geboten ist. — Herzerfrischend und beherzigenswert die Zugabe, demonstriert zu bekommen, wie dank der Erleuchtung des b o n s e n s und der ehrte latine auch so respektablen „Mythen“ wie Hegel und Bultmann standgehalten wird.

MARIA UND DIE KIFCHE. Zehn Kapitel über das geistliche Leben. Von Hugo R a h n e r SJ. 2., verbesserte Auflage.

Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien-München. 155 Seiten. Preis 36 S.

Das Büchlein will „keine“ theologische oder patristische Abhandlung sein, sondern ein Wort der Frömmigkeit, eine Wegweisung in die Geheimnisse des geistlichen Lebens an Hand der tiefen Gedanken der Kirchenväter“ (Seite 7). Es will dazu beitragen, daß wir wieder lernen, was die Ur-kirche vermochte: Maria in der Kirche zu sehen und die Kirche in Maria. In unserer Zeit, da das „Erwachen der Kirche in den Seelen“ sich begibt und die Dogmatik sich auf neue Weise mit der Mutter Jesu befaßt, wollen die zehn Kapitel dieses Buches zur rechten Zeit ein gewichtiges und helfendes Wort sagen. Dies tun sie, indem sie, gestützt auf die Theologie der Kirchenväter, zeigen, wie unzertrennlich das Mysterium der Mutter Kirche verbunden ist mit „den abgründigen Geheimnissen der Mutter Jesu“, wi das ganze Leben Marias Typos, Vorbild, Inbegriff, Kurzabriß des Wesens und Geschicks der Kirche und unseres eigenen geistlichen Lebens ist — indem sie also zeigen, was im Heilsplan der Typologie auf Christus, auf die Kirche hin, Maria, die zweite Mutter der Lebendigen, dieser Brennpunkt zwischen dem Alten und Neuen Bund, bedeutet. Und sie tun dies nicht nur durch die wundervollen erleuchtenden Zitate, mit denen die Gelehrsamkeit des Verfassers uns beschenkt, sondern durch dessen eigene spürbare und unweigerlich mitreißende Liebe und Begeisterung.

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