6663082-1960_18_11.jpg
Digital In Arbeit

Rückblick in die Vergangenheit

Werbung
Werbung
Werbung

Die mannigfachen Verflechtungen Bayerns mit der europäischen, mit der abendländischen Geschichte kommen in den hier vereinigten Lebensbildern bedeutender Gestalten aus der Zeit vom 12. bis zu unserem Jahrhundert immer wieder zum Ausdruck. Dargestellt sind unter anderem Konradin von Hohenstaufen, Ludwig der Strenge, Martin Behaim, Erasmus Grasser, Orlando di Lasso, Jakob Bidermann, Adelheid von Savoyen, Cosmas Damian, Asam, Wilhelmine von Bayreuth, Franz Xaver von Baader, Josef Frauenhofen Albert Weisgerber, Richard Strauss, Michael von Faulhaber.

Das Eigentümliche dieser Bände ist die Tatsache, daß jeder Lebenslauf von einem eigenen Autor verfaßt ist. Das hat leicht faßliche Vorteile; man entgeht den Gefahren der trockenen Lexikonsund Zettelkastentechnik und ebenso den Versuchungen der oberflächlich-gefälligen, populären Geschieht- und Geschichtenschreibung. Es hat aber anderseits die Folge, daß kein einheitlicher Geist das Buch leitet. In einzelnen Beiträgen kann man traditionalistische oder progressistische Orientierung leicht feststellen, und das mag zunächst manchen Leser verwirren. Jedoch das gemeinsame hohe Niveau aller Beiträge verbürgt ihm, daß hier überall zuverlässige Geschichte geschrieben wird.

Auch inhaltlich ist freilich keine Einheit des Buches wahrzunehmen. Nur eine chronologische Ordnung der dargebotenen Lebensläufe ist zu sehen; sonst aber stehen da nebeneinander Personen, deren Ruhmestitel auf den allerverschiedensten Gebieten liegen, deren Leben in allerverschiedensten Kreisen verlaufen ist. Fast ist man versucht zu fragen, was denn eigentlich der Zweck eines solchen Buches wäre. Wenn ich mit der Schere interessante Lebensläufe von Steuern oder von Litauern aus allem erreichbaren Schrifttum herausnehme und sie in eine Pappschachtel werfe, werde ich auch so ein Buch hergestellt haben... Das wäre aber ein verständnisloses und ungerechtes Urteil. Das Buch will sehr wohl etwas Faßbares aussagen: den Reichtum eines bestimmten altdeutschen Landes. Das ist denn gewiß wissenswert.

Nur ist eine Kritik eines solchen Sammelbandes unmöglich. Kein Rezensent wird über all die verschiedenartigen Großen Bescheid wissen, die da besprochen werden; — weit entfernt, die Angaben der Autoren nachprüfen zu können, wird eigentlich jeder durchaus Neues erfahren — was ja nun freilich den Wert des Werkes ausmacht. Ebenso wird niemand ein Recht haben, die Aufnahme dieser, den Ausschluß jener Persönlichkeit den Herausgebern vorzuwerfen. Und endlich versteht es sich, daß jeden Leser ein anderer Abschnitt des Buches interessieren wird.

Da wird man es gegenwärtigem Rezensenten nicht übelnehmen, wenn er zuerst nach dem Lebenslauf des Ritters v. Lang gegriffen hat — jenes aufgeklärten Staatsdieners, der mit den Beamten meines Wallersteiner Urahns und mit diesem selbst so ergötzliche Streitigkeiten hatte. Diesen Lebenslauf hat Franz W e y r verfaßt — man darf wohl sagen, durchaus im Sinne Längs selbst... Das wäre also mehr die Rückseite des bayrischen Gepräges; den Avers, die Leistung Bayerns, zeigen eher die Lebensläufe der Kurfürstin Adelheid und des Bildhauers Hildebrand — des großen Künstlers, der am Ende der mäzenatischen Epoche Wittelsbachs steht. Am Ende — bis auf weiteres, muß man sagen: denn am Ende des Bandes steht das Bild des Kardinals Faulhaber, des großen Getreuen bayrischer Tradition.

Eine gar bunte Blütenlese ist es, die hier locker gebunden erscheint. Loben wir noch die Ausstattung des Buches! Bildnisse der Besprochenen schmücken das Werk, und im Text machen gefällige 'Zeichnungen die Schauplätze des Geschehens sichtbar.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung