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Stenogramm
Das ungarische Original dieses Romans erschien 1957. Es könnte auch 50 Jahre, früher erschienen sein. Denn die Gesellschaft, in der sich die Geschichte abspielt, ist unangefochten patriarchalisch, eine Gegenwart von gestern, gespenstisch irreal, im Stile eines bäuerlichen Realismus geschildert. Die junge Witwe eines reichen Bauern empfindet statt der Trauer, die sie nur heuchelt, mehr und mehr Kontaktarmut. Das Schicksal entreißt ihr auch das einzige Kind. Die Heldin endet in stolzem Schwachsinn. — Eine Probe möge die bedenkliche Nähe dieses Romans zum Kitsch erhellen: „Verspätete Vögel schwirrten durch das Dunkel. Der weiße Stein stand auf dem Grab wie eine erstarrte menschliche Gestalt, als stände sie selbst da und hütete, Stein geworden, das tote Kind.“ — Die hohen Auflagenziffern der Werke des Autors sprechen in diesem Falle nicht unbedingt für literarischen Rang.
MASKE DER TRAUER. Roman von Laszlo N emeth. Aus dem Ungarischen von Henriette Schade und Geza Engl. Im Goverts-Krüger-Stahlberg-Verlag, Stuttgart. 290 Seiten. DM 22.—.
Für die Zeit vor 1933 gibt es wenig authentische Äußerungen Hitlers über seine Zukunftspläne nach einer eventuellen Machtübernahme. Die vorliegende Dokumentation besteht aus den Niederschriften zweier Unterredungen, die Hitler 1931 dem Chefredakteur der konservativen „Leipziger Neuesten Nachrichten“, Richard Breiting, gewährte. Breiting mußte sich verpflichten, diese Unterredungen geheimzuhalten. Inhaltlich waren sie aber bestimmt, konservative Kreise anzusprechen. Die Breiting vorgetragenen Thesen umfassen alle Gebiete der Innen- und Außenpolitik und unterscheiden sich in nichts von ähnlichen Äußerungen, die Hitler nach 1933 getan hat. Interessant ist die Reaktion des Gesprächspartners, der trotz aller möglichen Vorbehalte auf dem Gebiete der Außen- und Innenpolitik in den entscheidenden Punkten eine bedingte Zustimmung ausdrückt und damit beweist, wie sehr Hitler Ideen, die bis weit hinein in das deutsche Bürgertum reichten, nur in einer anderen, praktikableren Form, vorzutragen wußte. Der sehr instruktive Kommentar des Herausgebers gibt dieser Quellenpublikation besonderen Wert.
Ludwig Jedlicka
OHNE MASKE. HITLER — BREITING. Von Edouard Calic. Socie-täts-Verlag, Frankfurt am Main.
Literaturbeflissene haben behauptet, bei Friedrich Georg Jünger sei die Welt „noch“ eine heile Welt. Als ob sie jemals heil gewesen wäre! Alle Himmelskörper unseres Sonnensystems sind, wir wissen es heute, mit Hilfe von Giftgasen und unvorstellbar extremen Temperaturen tadellos sterilisiert und dementsprechend problemlos, nur auf dem einen blauen Planeten Erde trat Infektion auf. Leben entstand und mit ihm alles Heil und Unheil von Anbeginn, wie schon die Genesis nicht ohne Grund behauptet hat. Aber den Dichtern und allen, die der Spache mächtig sind, wäre Gewalt gegeben, diese oder jene Wunde der unheilen Welt zu deren Heil zu heilen, indem sie Schöpfung und Geschöpfe beim Namen nennen. Wenn sie nur tun wollten, was Adam aufgetragen ist. Um Schöpfung und Geschöpfe kreisen Friedrich Georg Jüngers Erzählungen, bei denen es sich eigentlich Weniger um Geschehnisse handelt als um Querschnitte durch Zustände und Situationen, sehr unhaltbare Zustände und recht zwielichtige Situationen mitunter, deren Spannung Friedrich Georg Jünger mit der Kraft seines Wortes aufhebt, durchleuchtet und heilt. Mehr ist es nicht. Aber ist das nicht sehr viel?
E. T.
LAURA UND ANDERE ERZÄHLUNGEN. Von Friedrich Jünger. Carl Hanser Verlag München. Umschlag: Dieter Vollendorf. 409 Seiten, Leinen, DM 16.80
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