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VON NEUEN BÜCHERN

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Von der Sprache zu den Sprachen. Von Dr. Helen H o m e y e r. Vorlag Otto Walter AG., Ölten, Schweiz. 470 Seiten. Geb. Fr. 14.20.

Wem immer die Sprache nicht bloß ein Instrument ist, das er mehr oder weniger gedankenlos gebraucht, wem es vielmehr Bedürfnis ist, auf das Wort hinzuhorchen und es nach Geburt, Verwandtschaft und Lebensschicksal genau zu besehen, dem wird das neue Buch von Helen Homeyer ein willkommener Gast sein. Die Verfasserin ist mit ihren klassisch-philo-logisdien, lexikographischen Arbeiten als eine Kennerin des Wortes bereits bekannt. Nicht zuletzt sei verwiesen auf die feine, geschmackvolle „Auswahl aus den griechischen Dichterinnen“. Im vorliegenden Buch ist das weite Feld der abendländischen Sprachen zu einer übergreifenden Einheit verarbeitet. Es gliedert sich in drei Teile: Sprachphilosophie, Sprachlehre und die Sprachen Europas. Im ersten Teil ist eine grundlegende Philosophie des Wortes geboten. Das Wort ist ja nicht bloß ein im Winde verwehender Hauch, ein deutlicher formulierter Laut eines höher entwickelten Animals, das Wort bekommt seine letzte Prägung von der Geistseele des Menschen. Vom Geist her wird die Sprache erst möglich. Mit dieser Auffassung steht Homeyer auf gut abendländischem Boden. Ohne dieses Bekenntnis zur sprachsdiaffenden Geistseele bleiben ja alle abendländischen Sprachen im tiefsten Unverständich. — Der zweite Teü handelt von den Strukturclementen der Sprache, angefangen von der Phonetik, Grammatik, Morphologie, Syntax, Etymologie und Lexikographie bis zur lebendig gesprochenen Sprache. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Darlegung jener dynamischen Kräfte, die besonders heute in den Sprachen wirksam sind. Denn gerade die deutsche Sprache steht infolge der Um-und Aussiedlungen, wodurch die deutschen Stämme wie noch nie in der Geschichte durcheinandergewürfelt wurden, am Beginn einer ganz neuen Entwicklung. — Der dritte Teil bringt einen Aufriß über den heutigen Stand aller germanischen, romanischen und slawischen Sprachen. — Der schwierige Stoff ist in einer edlen, einfachen Sprache durchgeführt.

Dr. Karl Lueger. Von Rudolf Kuppe. Verlag Brüder Hollinek, Wien. 196 Seiten.

Die vorliegende Schrift ist im Wesen eine verkürzte Ausgabe der von demselben Autor stammenden verdienstvollen, 1933 erschienenen Materialiensammlung „Karl Lueger und seine Zeit“, eines Werkes, das heute vergriffen ist. Deshalb kommt dieser Auszug zurecht, wenn er auch den Wunsch nach einer umfassenden geistesgeschichtlichen Arbeit über jenen bedeutsamen Abschnitt österreichischen Geschehens, in dessen Mitte der große christlichsoziale Volksführer und Bürgermeister der stolzen Reichs-hauptstadt Wien stand, naturgemäß nicht erfüllen kann. Der Wunsch nach einer solchen Arbeit ist um so dringlicher, weil diese das Verständnis für ein Kapitel österreichischer Geschichte erschließen würde, für die heute schon die lebendigen Zusammenhänge verlorenzugehen drohen. Ein Versuch, die Gestalt Luegers für Zwecke des Nationalsozialismus umzudeuten, der während des verflossenen Systems mit einer großen Publikation gemacht wurde, ist literarisch ebenso eine lächerliche Verfälschung geworden wie das damalige Buchbildnis, das Lueger als einen germanischen, blauäugigen Blondkopf darstellte. f.

Festung Vorarlberg. Ein Bericht über das Kriegsgeschehen 1945 in unserem Lande. Von Georg Sendling. Verlag J. N. Teutsch, Bregenz 1947.

Ein dokumentenreicher und vorbildlich objektiver Tatsachenberidit über die dramatische Endphase des Krieges im westlichen „Alpen-Redout“ und ein hohes Lied wahrer Heimatliebe, wagemutiger Tapferkeit und opfervoller Einsatzbereitschaft echter Vorarlberger und Österreicher. Damit hat der Verfasser nicht bloß der engeren Heimat, sondern auch dem ganzen Vaterland einen wertvollen und notwendigen Dienst geleistet. Möditen Berufene auch in den anderen Teilen Österreichs solche Darstellungen für die spätere, abschließende Geschichtsschreibung schaffen. Univ.-Doz. Dr. Franz Loidl

Rilke und die bildende Kunst. Von Dr. W. S c h n e d i t z. Verlag J. A. Kienreich, Graz. 128 Seiten.

Versuch einer Deutung nennt der Verfasser das Buch, das die dichterische Formung Rainer Maria Rilkes von einer neuen Seite betrachtet. Es ist nicht das erstemal, daß das entscheidende Erleben des Dichters, seine Begegnung mit der Malerei während seines Aufenthaltes in der Künstlerkolonie Worpswede, der Eindruck der gewaltigen Bilderwelt Cezannes sowie der starke Einfluß des großen Bildhauers Rodin gewertet und gedeutet wird. In der Reihe der mannigfaltigen Veröffentlichungen über Rilke kann dieses Buch jedoch zu den gültigen zählen, denn Schneditz hat es verstanden, das Lebenswerk Rilkes so zu beleuchten, daß das Werden des Dichters in seinen engen Zusammenhängen mit der Natur und vor allem mit der bildenden Kunst deutlich erkennbar wird. E. L o r b e k

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