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Heimkehr zur Kirche

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Konvertiten der 2 0. Jahrhunderts. 1. Band. 256 Seiten. Herausgegeben von F. Lelolle. Aus dem Französischen ins Deutsche übertragen. Rex-Verlag, Luzern und München. Preis kart. 10 DM, Ganzleinen 12.30 DM.

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Konvertiten der 2 0. Jahrhunderts. 1. Band. 256 Seiten. Herausgegeben von F. Lelolle. Aus dem Französischen ins Deutsche übertragen. Rex-Verlag, Luzern und München. Preis kart. 10 DM, Ganzleinen 12.30 DM.

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In diesem ersten Band einer Sammlung von Konvertitenprofilen ist der französische Anteil etwas überdimensioniert geraten. Von sechzehn Konvertiten sind zehn Franzosen. Aber es handelt sich eben um eine französische Sammlung, und die Rücksicht auf eine ursprünglich wohl rein französische Leserschaft wird diese Auswahl bedingt haben. Auch die Literaten und Künstler sind etwas zu reichlich vertreten und unter den sechzehn „Heimgekehrten” findet man nur zwei Frauen: die Philosophin Edith Stein und Raissa Maritain. Doch das sind Disproportionen, die sich in Auswahlsammlungen selten vermeiden lassen, zumal es dem Herausgeber, einem französischen Jesuitenpater, auch darauf angekommen zu sein scheint, besonders die spektakulären Figuren zu sammeln, einerseits die aufsehenerregenden, wie den „ avantgardistischen Maler-Dichter und Bohemien Max Jacob und die abgesprungenen Kommunisten Douglas Hyde und Fred Copeman, anderseits die Repräsentativen, wie Leon Bloy, Edith Stein, die beiden Maritains und Francis Jammes.

Zu den einzelnen Beiträgen verschiedenster Autoren aber wäre nun zu sagen, daß sie — von zwei oder drei abgesehen — das mögliche geleistet haben, wenn man in Betracht zieht, daß auf zwanzig Seiten kaum mehr als Allgemeines gesagt werden kann und daß das etwas zu konservative Schema einer Kurzbiographie wenig Gelegenheit bietet, auf die manchmal doch sehr komplexen Situationen in Konvertitenleben einzugehen. Das Schema und der verfügbare Raum erzwangen denn auch fast immer eine Geradlinigkeit und Abbreviatur, die aller Problematik auszuweichen hat und sich damit begnügen muß, direkt ans Ziel zu kommen. Es ist denn auch alles so eingerichtet, daß die Konversion wie etwas Unausweichliches erscheint und daß die Motive ungefähr immer dieselben bleiben und in den meisten Fällen auf Emotionen beschränkt werden. Aber mit dem „Hunger nach Gott und nach Frieden und Ruhe” ist eben meistens noch nicht viel gesagt und mehr eine Wortchiffre eingesetzt als das, um was es geht; wie denn überhaupt katholische Konver titengeschichten immer wieder dazu neigen, in einem frommen Quietismus zu versickern. Es ist auch hier zum Teil so, und von den Schwierigkeiten nach der Konversion, die doch nur in den seltensten Fällen ausbleiben und besonders nicht bei Gebildeten und Intellektuellen, wird Abstand genommen. Nur dort, wo sie einfach nicht mehr zu umgehen waren, wie bei Bloy, bei Jacob, bei Jacques Riviere sind sie vorsichtig angedeutet.

Daraus ergibt sich, daß sich diese Sammlung von Konvertitenleben aus dem 20. Jahrhundert an ein Leserpublikum wendet, das nicht zu hohe Ansprüche stellt und mehr geistlich erbaut werden möchte. Man spürt die Bemühungen (offenbar des Herausgebers und seiner Direktiven), die Tiefe nie zu tief werden zu lassen und in jedem Fall zum glücklichen Ende zu kommen. Bezeichnend dafür ist der Beitrag über Max Jacob, der zwar vielen Unbekanntes bringt und auch ganz munter geschrieben wurde, aber zu elegant an den Abgründen vorbeigeht, die das Leben aufriß. Wir wollen zwar zugeben, daß es sehr schwierig ist, über den „neuen Lelian” Gültiges auszusagen; denn dieser Typus Konvertit entzieht sich noch unseren gängigen Kategorien und gutbürgerlichen Vorstellungen von „Heimgekehrten”; aber etwas mehr Ernst wäre hier doch angebracht gewesen. Weitaus seriöser ist das, was Marie-Joseph Lory über Leon Bloy geschrieben hat; nicht nur zuverlässig in den biographischen Fakten und ziemlich ungeniert in bezug auf gewisse Fatalitäten in Bloys Entwicklung und Charakter, sondern auch in der Schreibweise nüchtern, klar und energisch.

Lassen wir es damit genug sein. Man wird dieses Buch jenen empfehlen dürfen, die mehr verlangen als die leider zu oft noch übliche Salbaderliteratur über Konvertiten (denn über dieses Niveau ragt es immerhin beträchtlich hinaus), die sich aber aus irgendwelchen Gründen doch wieder scheuen, den manchmal harten und schweren Problemen einer Konversion (vorher und nachher) standzuhalten.

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