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„Herrliche Zeiten“
Vor achtzig Jahren, am 4. August 1914, begann mit der britischen Kriegserklärung an Deutschland der Erste Weltkrieg. Dieser Tag erschien den meisten Österreichern, darunter sogar dem Chefredakteur der „Arbeiter-Zeitung“, Friedrich Austerlitz, der einen berühmt berüchtigten Leitartikel voll der Begeisterung schrieb, umso mehr natürlich der großen Mehrheit der Deutschen, als „l ag der deutschen Nation“, als ein Freudentag, der getreu dem Motto Wilhelm II. „herrlichen Zeiten“ entgegenführen sollte. Es gab damals wenige, die sich der allgemeinen Kriegsbegeisterung entziehen konnten, die selbst Dichter von Rang und Namen mitriß. Nun, der Erste Weltkrieg sollte länger dauern und anders ausgehen, als es sich die Kriegstreiber und die Kriegsenthusiasten von 1914 vorstellten.
Nach dem Ersten Weltkrieg hieß es „Nie wieder Krieg!“, bis im September 1939 zwar ohne die Massenbegeisterung von 1914, aber mit Zustimmung der Mehrheit der Bevölkerung, wieder vom deutschen Militarismus angestiftet, der Zweite Weltkrieg begann. Er sollte Deutschland und die Menschheit noch weiter von den „herrlichen Zeiten“ wegführen, die der deutsche Kaiser einst verheißen hatte und einen Trümmerhaufen mit Millionen Toten hinterlassen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg glaubten viele, daß nun das Maß der kriegerischen Auseinandersetzungen endgültig voll sei und die Menschen den Krieg ein für allemal verabscheuen gelernt haben. Doch wir wurden und werden gerade heute eines Besseren, beziehungsweise Schlechteren belehrt, der Krieg als Mittel der Konfliktaustragung ist auf nicht-atomarer Ebene keineswegs überwunden und gehört nach wie vor der bitteren Gegenwart an.
Trotzdem dürfen wir die Hoffnung nicht aufgeben und keine Anstrengung scheuen, den Traum vom „ewigen Frieden“ wenigstens teilweise Wirklichkeit werden zu lassen und den Krieg auch mit konventionellen Waffen aus der irdischen Wirklichkeit zu verbannen, obwohl wir aus dem Glauben heraus wissen, daß den letzten Frieden, der auch das Herz des Menschen bekehrt und erlöst, diese Welt nicht zu geben vermag.
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