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Weißes Haus und Intellektuelle

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Die Flitterwochen zwischen dem amerikanischen Präsidenten und der amerikanischen Inteüigentia — teilweise von vornherein auf einem Mißverständnis beruhend — haben den Tod Kennedys nicht überlebt.

Präsident Johnson hält offensichtlich weit weniger von „eggheads“, „Eierköpfen“, als sein Vorgänger. Was auf Gegenseitigkeit zu beruhen scheint.

Er hat, nicht ungern, scheint es, einen Teil der jungen Harvard-Leute gehen lassen, die Kennedys „Küchenkabinett“ bildeten, und zieht es vor, sich der bewährten alten Technik des erfahrenen Parlaments-Taktikers zu bedienen, die auf „Gib und nimm“ beruht, auch dann, wenn unumstößliche Grundsätze zelebriert werden.

Wird der Geist manipuliert?

Die amerikanischen Intellektuellen, haben heute nicht nur keinen Einfluß auf die Politik des Weißen Hauses — Adlai Stevenson vertrat zuletzt in den Vereinten Nationen Standpunkte, die ihm Pflicht und nicht Einsicht auftrugen, daß es manchmal peinlich wirkte...

Soweit sie nicht, wie z. B. auch Bundy, der wochenlang in Radio, Fernsehen und auf den Podien fast aller Universitäten die Vietnam- und San-Domingo-Politik der Administration „zu erklären“ versuchte, Disziplin halten, gibt es eine sich immer weiter ausbreitende Bewegimg der Opposition an den Stätten des amerikanischen Lebens und unter den „Geistigen“ des Landes. Das hat im übrigen nicht nur mit der Tagespolitik zu tun.

Die Intellektuellen, in steigendem Maße auch die Journalisten, haben das Gefühl, manipuliert zu werden: Berufs-Ressentiment spielt hier gelegentlich eine ebenso große Rolle wie sachliche Skepsis der offiziellen Politik gegenüber.

Präsident Johnson, obwohl er zumeist ausgezeichnet formulierte Reden hält — seine „Ghostwriter“ verstehen durchaus ihr Handwerk —, ist weit weniger als es JFK war, bereit, Probleme auf lange Sicht mit Fachleuten zu diskutieren; am wenigsten mit Leuten, die „Geduld“ anraten.

ger in Gaststätten usw. gingen, wo sie geduldig warteten, bis man ihre Bestellung entgegennahm — obwohl das ungewöhnlich war ... Die Professoren — es heißt, 300 unterschrieben — meinen im Grund das gleiche: sie möchten angehört werden. Man soll ihre Forderung als ebenso legitim anerkennen, wie die der Farbigen, die ein Recht auf Bedienung hatten ... Irgendwie koordiniert sich das mit der FSM. —

Die Intellektuellen — die jüngeren lieh über die Unrast an den Universitäten. Johnson läßt durch seine Emissäre den Akademikern recht deutlich sagen, sie sollten bei ihren Leisten bleiben: Vietnam, San Domingo, die Außenpolitik stehen nicht im Schulprogramm ...

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