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Zeugnis des Dankes und der Freundschaft

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„Sage mir, was dir wertvoll ist, und ich sage dir, wer du bist!“ Festschriften werden nur Rang haben, wenn der Herausgeber weiß, was wertvoll ist an der Gestalt, am Werk eines Mannes von der Bedeutung Erich Przywaras. Und Siegfried Behn weiß das, und er weiß es auch zu sagen. So ist diese Festgabe zum 70. Geburtstag Przywaras nicht nur zu einem Zeugnis des Dankes und der Freundschaft geworden, sondern es ist darüber hinaus auch das Bleibende, das Bewundernswerte, das eigentlich Schöpferische erfaßt: der beständige Aufbruch.

KarL,Barth. bewunde „seine erstaunliche Kujist, de-t'Welt und; seiner Kirche - treu, Ultsein,allocurol; alles nicht nur zu verstehen, sondern seinem eigenen rastlos bohrenden und umfassenden Denken zu integrieren“. Gertrud von Le Fort findet an Przywara, der der Welt aus dem Übermaß schenkte, seine „geniale Betrachtung historischer Abläufe besonders ergreifend“.

Die Vielschichtigkeit seines Wesens wird uns auch erhellt durch den Einfluß, den er ausübte, obwohl er keine Lehrkanzel hatte, er, der eine philosophische, theologische, geisteswissenschaftliche mit Ruhm hätte innehaben können. Die bedeutsamen, oft schweren Beiträge etwa von Hollenbach, Sobolla, der von der „Anologia entis“ des Meisters angeregt ist, von Lötz, A. Dempf, Picard und vor allem den drei großartigen Vorlesungen Karl Rahners über den Begriff des Geheimnisses in der katholischen Theologie und Hugo Rahners Studie über Ignatius als Theologe bringen überraschende Querverbindungen und neue Erkenntnisse. Aber jeder wird auch vom Persönlichen berührt, das R. Adolph so anmutig darzustellen wußte, wie der Siebzigjährige ihm in strahlender Gesundheit, in sprühender Elastizität und Wärme begegnete, die oft souveräne geistige Menschen so wohltuend ausstrahlen. Man sieht ihn unter seinen Büchern — der selbst eine Bibliothek geschrieben hat. Er braucht keine Kartothek, weil er sie chronologisch geordnet hat, die Theologie vor allem, die 25 Bände der Werkausgabe von Newman, den er für uns neu entdeckt hat.

Aber -auch. seine 2000 handgeschriebenen' Gedichte■-sind da, in denen ebenso wie in der Theologie sprachschöpferische Kraft Triumphe feiert. Er hat in seinen Schriften nicht nur die scharfe Dialektik Kierkegaards, dem er eines der gültigsten Bücher gewidmet — er ist mit allen Großen des Abendlandes geistig verbunden —, sondern er hat in seinen geistesmächtigen Predigten auch gezeigt, was biblische Theologie auf der Kanzel sein kann. Wer schreibt ein Buch wie die „Humanitas“? Mit solcher Fülle und Farbe, und dabei aufgegliedert wie eine mittelalterliche Summe. Aber er ist ein moderner Mensch, einweisend in das Heute und schon prophetisch das Morgen verkündend: ein übervoller Becher an Wissen und Weisheit, an Glut und Beredsamkeit und Tiefe und Mystik, alles in allem: ein katholischer Kierkegaard.

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