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Am Rütli oder: Zum August

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Am 1. August 1291 soll es gewesen sein, daß sich die Vertreter von Schwyz, Uri und den Waldstätten auf der Rütliwiese getroffen haben - so weiß es die Schweiz seit Schillers „Wilhelm Teil”, und seither brennen an jedem 1. August (eindrucksvoll) die Höhen-feuer.

Ja, es ist durchaus gut sein bei unseren westlichen Nachbarn, mit etwas Nachdenklichkeit und etwas Lächeln zugleich.

Röse Zungen behaupten, der Nationalfeiertag wäre mit Absicht in den Sommer gelegt worden: Viele sind da ohnehin in den Ferien, und jene, die doch zu Hause sind, haben nur halbtags frei... Denn genau und arbeitsam sind sie, die Schweizer; auch heute ist die Wochenarbeitszeit noch mindestens 42 Stunden - in Zeiten wie diesen können wir uns eine Reduktion nicht leisten, hört man dazu.

Das könnte einem Volksentscheid standhalten, fallen diese doch des öfteren gegen die unmittelbaren Interessen einzelner aus: Der Staat ist keine Melkkuh, der Staat sind wir selbst, wir finanzieren ihn. Gratis gibt es nichts, für manches erhalten Bedürftige Unterstützung - von

Kanton zu Kanton verschieden, versteht sich. Ein soziales Schlaraffenland ist die Schweiz mitnichten (der Mutterschaftsurlaub zum Beispiel ist auf wenige Wochen limitiert), nach Absicht des Volkes eher weiterhin eine Insel in Europa, ob eine der Seligen, wird sich auf lange Sicht zeigen.

Daß Begierung und Parlament in dieser Frage seit Jahren anders denken als das Volk, erscheint kurios. Die meisten sind hier tatsächlich gleich. Auch das Begierungsmitglied fährt mit Bus und Straßenbahn; eine ganze Kantonsregierung kommt mit einem (!) Dienstwagen aus ... Erzbistümer (und Erzbischöfe) darf es keine geben, nur gleiche Bistümer, Kardinäle sind ein Zugeständnis der jüngsten Vergangenheit. Orden, Auszeichnungen, Titel - nein, die gibt es nicht, entscheidend sind Name und Person. Manche sind auch hierzulande gleicher, andere deutlich ungleich: Ich möchte weder Asylbewerber noch einfacher Gastarbeiter sein - aber da kehren wir Österreicher wohl besser vor der gleichen eigenen Tür.

Irgend etwas muß also doch passiert sein damals, am Rütli. Ob man Schweizer und Österreicher nicht kreuzen sollte?

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