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Banksystem im Umbruch

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Die Frage des Wettbewerbs im Bankwesen sollte zunächst prinzipiell Umrissen werden: Es besteht ein eminentes gesamtwirtschaftliches Interesse an der vollen Funktionsfähigkeit des Kreditapparates als Transformator von Geld und Kapital und damit von Vertrauen.

Von Geldinstituten darf man oder soll man einerseits volle Sicherheit der Einlagen für den Sparer, andererseits risikobewußte und für längere Frist gesicherte Ausleihungen an den Kreditnehmer erwarten. Diese Transformationsfunktion wird heute von der Zinsspanne ungenügend abgedeckt.

Daneben sollten allerdings die Servicefunktion der Geldinstitute bei Beratung und Abwicklung und ihr Preis beachtet werden. Erinnern wir uns an die Diskussion über Dienstleistungsentgelte vor Jahr und Tag: Ein Finanzminister Androsch sogar hatte den Kreditapparat zu einer richtigeren und verursachergerechteren Preispolitk ermutigt; doch ein schlecht koordinierter Kreditapparat stolperte geradezu tölpelhaft über die von Politik und öffentliche Meinung gestellten Fallstricke.

Wir finden dieses Problem des „Nulltarifs“ bekanntlich auch in vielen Bereichen der öffentlichen Verwaltung, im übrigen auch bei Umweltproblemen, und sehen, daß Steuerungsmaßnahmen erforderlich sind.

Die Gebührenepisode zeigte wie auch so manches andere Scharmützel über die Zinspolitik oder die Sparförderung deutlich, wie tief verankert und von der Politik willfährig aufgenommen das schlechte Image der Banken als „ugiy monster“ (häßliches Monster) ist; wie leicht der Volkszorn in Bewegung zu bringen, wie schwer eine sachliche Darstellung des Geschäfts und der Funktion der Banken heute ist.

Unterschwellig kommt dadurch zum Ausdruck, daß man die Banken eigentlich nicht als Wirtschaftsunternehmungen ernst nimmt, sondern ihnen bis zu einem gewissen Grad eine „Ämterfunktion“ zumißt.

Der Kreditapparat befindet sich in einer Image- und einer Identitätskrise. Die Funktion der Banken ist im Umbruch und muß in der Öffentlichkeit besser ver

ständlich gemacht wer

den …

Mit dem Ende der fetten Jahre hat sich natürlich auch für den Kreditapparat die ehemals reichlicher gedeckte Tafel geleert. Die schlechtere wirtschaftliche Lage und die Auswirkungen des Wettbewerbs haben schmale Margen, ein höheres Risikoniveau und verstärkten politischen Druck auf das Bankgewerbe mit sich gebracht.

Neue bankpolitische Zielsetzungen und Strategien sind geboten. In meinen Augen gehören dazu folgende wesentliche Grundsätze:

• Die Ertragskraft und Eigenmittelausstattung des Kreditapparats muß als ein wichtiges wirtschaftspolitisches Ziel akzeptiert werden.

• Im Kreditapparat kann der Wettbewerb nicht ohne jegliche Schranken und vor allem nicht mit ungleichen Waffen erfolgen. Die Sicherung des Vertrauens {in das Geldinstitut erfordert Vowus- sehbarkeit und Kontinuität für die investierenden Unternehmungen und den Sparer. Die Liberalisierung durch das KWG (Kreditwesengesetz) hat zudem die ausreichende Begebung eigener Wertpapiere, aber auch andere nur für Techniker des Kreditwesens nachvollziehbare Privilegien eben nicht liberalisiert.

• Die öffentliche Hand muß in Sach- waltung der Bankenaufsicht für Rahmenbedingungen sorgen, innerhalb de-

rer eine bankwirtschaftlich vernünftige Politik des einzelnen Instituts unter Wahrung der gesamtwirtschaftlichen Interessen möglich ist. Dazu gehören neue Regelungen über die Risiko

streuung im Kreditgeschäft ebenso wie die riskenbezogene Vorschreibung der Ausstattung mit eigenen Mitteln und die echte „Chancengleichheit“.

• Der Kreditapparat sollte als von politischen Einwirkungen relativ unberührter Teil einer pluralistischen Wirtschaft und Gesellschaft erhalten und geschützt bleiben. Insbesondere sollte die schon sehr weitgehende Kreditlenkung, aber auch neue drohende Eingriffe in die Kapitalaufbringung in die Schranken gewiesen werden.

Aus einer Rede von Generaldirektor Dr. Haumer anläßlich der Vereinsversammlung der Ersten österreichischen Spar-Casse.

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