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Die Bank als Berater und Animator

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Die Aufgaben, die die Banken heute zu erfüllen haben, um den wirtschaftlichen Kreislauf durch Geldversorgung in Gang zu halten, haben sich grundlegend geändert und auch erweitert.

Die ursprüngliche Bankleistung, die Summe der Spareinlagen zu bündeln, dafür angemessene Zinsen zu zahlen, um dann dieses Geld den Unternehmen zur Verfügung zu stellen, wenn sie es entsprechend besichern können, entspricht nicht mehr den heutigen Anforderungen.

Fremdgeld in Anspruch zu nehmen, ist nicht mehr eine Frage der Sicherheiten, der Besicherung schlechthin, sondern eine Frage des „Bedienen-Könnens”. Für Kredite sind Zinsen zu bezahlen, Kredite sind wieder zurückzuzahlen. Das alles ist nur möglich, wenn die Ertragskraft des Unternehmens ausreicht, weil sonst zu-lasten der Substanz gewirtschaftet wird.

Unternehmer — und damit Bestandteil der Gesamtwirtschaft — sind wir alle. Auch der Konsument, so seltsam das klingen mag, hat unternehmerisch zu denken, nämlich in der Form, daß seine monatlichen Ausgaben in Einklang mit seinem monatlich frei disponierbaren Einkommen zu bringen sind. Dazu kommt noch, und das wäre ein wesentliches unternehmerisches Element, daß er diese Ausgaben-Einnahmen-Rechnung nicht nur von Monat zu Monat anstellt, sondern langfristig überlegt, weil unvorhergesehene Ereignisse — im familiären Bereich, im Bereich des Arbeitsplatzes oder auch in der gesundheitlichen Sphäre — nicht immer kalkulierbar sind.

Diese Überlegungen müssen von den Financiers mehr als bisher in die öffentliche Verwaltung eingebracht werden. Auch dort sollten die Entscheidungen vermehrt auf einer Kosten-Nutzen-

Rechnung beruhen und die aktenmäßige Erledigung sich nicht ausschließlich vom Stufenbau der Rechtsordnung ableiten.

Vom Unternehmer (Gewerbetreibender, Industrieller, Spitzenmanagement und auch Arbeitnehmer im Sinne einer betrieblichen Partizipation und nicht im falsch verstandenen Klassenkampfdenken) sind die gleichen Überlegungen anzustellen. Die Ertragskraft des Unternehmens ist allein ausschlaggebend für die mögliche Fremdfi-nanzierungsquote.

Diese Betrachtungsweise zeigt, daß eine erfolgreiche Bankpolitik umfangreicher und weittragender gesehen werden muß. Die zukunftsorientierte Bank hat daher

# den unternehmerisch denkenden Menschen so zu begeistern, daß er in die eigene Leistungskraft Vertrauen hat,

# beizutragen, daß betriebsinterne Gegensätze und Reibungsflächen weitgehend vermieden werden,

• Einfluß zu nehmen, daß nicht am Markt und an den naheliegenden Bedürfnissen der Menschen — einen Konsens über die Grundwerte voraussetzend — vorbeiproduziert und laufend Marktpflege betrieben wird und vor allem

• bei Klein-und Mittelbetrieben die Rolle des Finanzberaters zu übernehmen. Sie hat darauf zu achten, daß Betriebsmittelkredite auf erforderliche Lagerhaltung, Halbfertigfabrikate und Außenstände abgestimmt werden.

Investitionen sind so zu finanzieren, daß sie einerseits durch die vorhandene und zu erwartende Ertragskraft des Unternehmens bedient werden können und andererseits die Finanzierungsdauer mit der Lebensdauer des Investitionsgutes übereinstimmt.

Es sollte aber auch keine öffentliche Verwaltung geben, die versucht, das Wirtschaften zu ersetzen. Die öffentliche Verwaltung hat vielmehr die Aufgabe, wirtschaftliche Prozesse zu unterstützen, Rahmenbedingungen auszubauen, innerhalb derer diese Prozesse ablaufen können.

Die immer wiederkehrende Analyse ist entscheidend dafür, Fixkostenbelastungen in Grenzen zu halten, das betriebliche Geschehen auf vorhandene Märkte und Absatzchancen abzustimmen, betriebliche Delegationsbereiche — was die Verantwortung anlangt - zu schaffen und ein Betriebsklima zu erhalten, das vom Miteinander und nicht von den Gegensätzen getragen wird.

Als Finanzberater hat die Bank auch die Aufgabe zu übernehmen, dem Unternehmer geeignete Instrumente zu liefern, damit er in Abständen die Ertragskraft, die Finanzierungsstruktur und die Zahlungsmoral seiner Kunden beobachten, erfassen und wenn notwendig beeinflussen kann.

Derartige Instrumente sind: Bewegungsbilanzen, das heißt in Abständen wiederkehrende Saldenaufstellungen zur Beobachtung der Ertragskraft durch Mittelherkunft und Mittelverwendung, Finanzpläne zum Uberwachen der momentanen und zukünftigen Liquidität, Investitionskalkulationen, um bei jeder Investition eine einigermaßen klare Kosten-Nutzen-Uberlegung anstellen zu können sowie Überwachung der Forderungs- und Um-. satzstruktur durch Zessions- und Factorfinanzierungen.

Je dynamischer, das heißt in je kürzeren Abständen diese Instrumente funktionieren, desto besser wird bei sämtlichen Unternehmen unternehmerisches Handeln zum Tragen kommen.

Die Bank erfüllt nämlich im feingesteuerten Wirtschaftsmechanismus ihre Funktion nur, wenn es ihr gelingt, in möglichst alle Bereiche unserer Gesellschaft unternehmerisches Denken und unternehmerisches Handeln einzubringen.

So gesehen, haben die Banken nicht nur Zahlungsströme zu steuern, das Zinsniveau in Grenzen zu halten und Kredite zu geben, solange die Sicherheiten reichen, sondern das unternehmerische Element in allen Bereichen der Wirtschaft zu fördern.

Der Autor ist Generaldirektor-Stellvertreter der oberösterreichischen Raiffeisen-Zentralkasse.

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