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Bedrohter Glaube

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AzVor Pfingsten traf Kardinal Joseph Ratzinger, der Präfekt der römischen Glaubenskongregation, mit den Vorsitzenden der Glaubenskommissionen der europäischen Bischofskonferenzen in Laxenburg zusammen. Erzbischof Alberto Bovone, Sekretär der Glaubenskongregation, umriß deren zweifache Aufgabe: jene, die irren, zu mahnen und jene, die das Evangelium verkünden oder aufnehmen, im Glauben zu stärken.

In der abschließenden Pressekonferenz hörte man fast ausschließlich die mahnende Aufgabe durch. Kardinal Ratzinger brachte die Schwierigkeiten des Glaubens heute auf diese kurze Formel: fast völliges Verschwinden der Schöpfungslehre in der Theologie; eine auf ein bürgerlich-liberales oder marxistischrevolutionäres Jesusbild verflachte Christologie; Ersatz der christlichen Hoffnung auf das ewige Leben durch innerweltliche Utopien.

Dasklingt, vielleicht durch die Medien stark verkürzt, nach einer Pauschalmahnung derer, die heute in der theologischen Lehreund Verkündigung stehen. Aber das trifft doch zumindest in Österreich gar nicht zu! Weder für unsere Theologischen Fakultäten noch für die offizielle Katechese und Verkündigung!

Ichglaube, daß heuteviele eher deshalb Schwierigkeiten mit ihrem Glauben haben, weil ihnen zu wenig gute, erneuerte Theologie nahegebracht wird, weil sie viel zu selten in den Glauben, in das Christentum dergestalt eingeführt werden, wie es uns die’damaligen Dogmatiker - inzwischen alle zu Bischöfen berufen - Ratzinger, Lehmann und Kasper nach dem Konzil in unvergeßlicher Weise gelehrt haben.

Ich meine ferner, daß viele heute mit ihrem Glauben in Schwierigkeiten kommen, weil sie den Eindruck haben, Theologie konzentriere sich mancherorts auf einige moraltheologische Fragen. Geschieht dies dann noch so, wie es unlängst Msgr. Carlo Caffarra in Rom tat, wird sogar der Glaube der Besten bedroht. (Und gerade dieser Theologe hat in derselben Pressekonferenz ein so mildes Urteil erfahren!).

Gleich zu seinem Amtsantritt hat der Präfekt der Glaubenskongregation von der Aufgabe gesprochen, bei der Entfaltung der Glaubenslehre mitzuhelfen. Dies würden wir uns auch heute viel öfter von der Glaubenskongregation erwarten. Vielleicht gehörte dazu auch, sich viel deutlicher hinter jene Theologen zu stellen, die uns heute im Sinne einer erneuerten Theologie über Schöpfung, Christologie und Eschatologieja doch viel Besseres zu sagen wissen, als wir seinerzeit als junge Theologen hörten.

Es haben wirklich viele Schwierigkeitenmitihrem Glauben. Aber wodurch?

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