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„Begrenzte Atmung“

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Im Jahre 1970 erschien in den Vereinigten Staaten das Buch „Trieste 1941 bis 1945, ein politischer, ethnischer und ideologischer Kampf“ von Bogdan C. Novak, einem slowenischen Experten. Er war vor Titos Partisanen nach Triest geflohen, lehrte dort an den slowenischen Schulen in der Zeit der anglo-amerikanischen Besetzung der Stadt samt der Zone A, und übersiedelte nachher in die Vereinigten Staaten, wo er an der Universität von Toledo (Ohio) den Lehrstuhl für Geschichte übernahm.

Heuer erschien in Mailand die italienische Übersetzung des besagten Werkes und löste nicht durchwegs zustimmende Kommentare in der italienischen Presse aus. So stellte der römische „Messaggero“ fest, daß nach 1970 (dem Erscheinungsjahr des Buches in den USA) die Archive des britischen Foreign Office geöffnet wurden; hätte sich Bogdan Novak dieser Quellen bedient, so hätte er hinsichtlich der Beziehungen zwischen den Allüerten und Marschall Tito feststellen müssen, daß nicht nur die amerikanische, sondern auch die englische Regierung nicht die Absicht hatten, Triest den Jugoslawen zu übergeben.

Bogdan Novak glaubt jedoch, daß eine politische Krise in Jugoslawien nach Titos Tod die Triester “Präge neuerlich aufwerfen könnte. Um eventuelle extreme Lösungen in der Zukunft zu vermeiden, wäre eine freundschaftliche und fruchtbare Mitarbeit beider Adriastaaten von gemeinsamem Vorteil.

Im September 1973 feierte man in Istrien und im jugoslawischen Küstenland das dreißigjährige Jubiläum des Aufstandes im Julischen Raum und des Anschlusses an Jugoslawien. Feierliche Reden hielten aus diesem Anlaß der kroatische Parteichef in Pazin (Pisino) Vladimir Bakaric, der Vizesekretär des jugoslawischen Exekutivrates (Regie-

rung) Dr. Anton Vratusa in Köper (Capodistria) und der slowenische Parteisekretär Franc Setinc in Cerkno. Die Redner unterstrichen die Fortschritte des Küstenlands und Istriens unter Jugoslawien und betonten die gute Nachbarschaft und friedliche Zusammenarbeit mit Italien, die aber durch Provokationen nationalistischer Kreise in Italien gestört würden. (Diese verhindern nämlich schon seit dem Londoner Abkommen von 1954 die rechtliche Anerkennung der jugoslawischen Besitznahme der Zone B, des Gebietes zwischen Köper und Novigrad, durch das italienische Parlament. Anderseits scheint aber die Nichterfüllung der aus dem gleichen Abkommen stammenden Verpflichtungen der italienischen Regierung gegenüber der slowenischen Minderheit in Triest die jugoslawische Diplomatie nicht allzusehr zu bekümmern.) In Erinnerung an den Anschluß der Zone B wurden im Bundesparlament und in den Parlamenten der Teilrepubliken Slowenien und Kroatien feierliche Sitzungen abgehalten. Als Anschluß des Küstenlandes und Istriens betrachtet man in Jugoslawien die An-sohlußerklärungen des „Souveränen Plenums der slowenischen Befreiungsfront“ vom 16. September und des (kroatisch-) „Istrianischen Rates“' vom 25. September 1943, die nach der Kapitulation Italiens feierlich bekanntgegeben wurden.

In der Laibaoher Zeitung „Delo“ erwähnte Branko Babic, der langjährige Sekretär der KP im anglo-amerikanischen „Freien Territorium Triest“, daß der Befreiungskampf unter der italienischen Herrschaft in Istrien und Küstenland schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg begonnen habe und von der geheimen Organisation TIGR (Triest, Istrien, Görz, Rijeka) geführt worden sei. TIGR sei (nach Babic) unter „bürgerlicher“ und nationalistischer Füh-

rung gestanden, doch seien seine Anhänger zum größten Teil Sympathisanten der KP gewesen. Sie seien denn auch nach 1941 au den von der KP geführten Partisanen übergegangen.

In Triest sind heute die politische Atmosphäre und die öffentliche Meinung nach wie vor von den istriani-sohen und dalmatinischen Flüchtlingen beherrscht. Diese, vereint in der „Associazione Nazionale Profughi Venezia Giulia e Daknazia“ tagten im September und schickten eine Petition an den italienischen Ministerpräsidenten Rumor, in der sie neuerlich die Nichtanerkennung der Zone B verlangten. „La Voce Giu-liana“, ihr Organ in Triest, empfahl überdies dem Außenminister Moro, dem „entschlossenen Verteidiger der italienischen Interessen in der Zone B“, keine Änderung der internationalen rechtlichen Situation dieses Stückchens Istrien (der Zone B), das Triest wenigstens „eine begrenzte Atmung“ ermögliche, zuzulassen.

Die politisch und wirtschaftlich unstabile Lage und die zweifelhaften Ergebnisse der „Selbstverwaltung“ in Jugoslawien erwecken in den Kreisen der julischen und dalmatinischen Flüchtlinge vielleicht manche Hoffnungen und warnen die italienische Regierung vor jeder Übereilung in dieser Sache.

Innerhalb der slowenischen Minderheit in Triest ist man aber in der letzten Zeit sehr skeptisch geworden gegenüber dem „guten Willen“ der in der Region herrschenden „Cen-tro-Sinistra“ und damit der führenden Parteien der Democrazia Cri-stiana und der Sozialisten. Symbolische Förderung der kulturellen Tätigkeit der Minderheit bedeuten da wenig. Dagegen wird die Lebensbasis eines großen Teiles der slowenischen Bevölkerung um Triest und Görz durch Zwangsenteignungen von Grundstücken mit geringfügiger Entschädigung zugunsten der angeblich unvermeidlichen Industrialisierung gefährdet. Es erhebt sich darum auch ein gewisses Mißtrauen gegenüber der jugoslawischen Diplomatie, die nichts im Sinne des Londoner Abkommens von 1954 zu unternehmen scheint.

Vereinigten Staaten zu schaden, deshalb bewaffnet es, zugleich mit einer ideologischen Beeinflussung der öffentlichen Meinung, die arabischen Staaten. Das Ergebnis war der Krieg des Jahres 1967 und ist der Kippurkrieg.

Man sollte diese Auseinandersetzungen nicht als arabisch-israelischen Krieg bezeichnen. Beide Kriege mit Israel führt der Kreml mit arabischen Soldaten, sowjetischen Waffen und sowjetischen Militärausbildern. Die Araber dienen als Kanonenfutter für die strategischen Ziele der UdSSR. Sie begannen den Krieg an einem hohen jüdischen Feiertag und an dieser Tatsache allein schon erkennt man den Einfluß Breschnjews. Es ist schwer, in der ganzen Kriegsgeschichte ein Beispiel größerer Hinterhältigkeit zu finden. Ich lasse den Gedanken nicht zu, daß die mohammedanischen Führer Ägyptens und Syriens von selbst einer so niederträchtigen Handlung fähig gewesen wären, die ihnen zur Schande gereichen würde.

Breschnjew gab mit Hilfe Algeriens den Befehl zur Mobilisierung aller Kräfte der arabischen Welt; den Kippurkrieg hatte man schon längst vorbereitet. Die arabischen Länder waren mit sowjetischen Panzern, Flugzeugen und Raketen der neuesten Typen ausgerüstet. Mehr als 50 Millionen Menschen wurden in den Konflikt hineingezogen. Der Mangel an technischen Einrichtungen wurde, wo er auftrat, unverzüglich von Breschnjew ausgefüllt. Sowjetische Transportflugzeuge bildeten eine Luftbrücke Moskau—Ägypten—Syrien—Irak. Die Brücken über den Suezkanal reparierte man mit sowjetischem Material unter der Anleitung von sowjetischen Fachleuten.

In Israel leben weniger als drei

hafte, tapfere Männer, denen man vertrauen konnte. Persönlich kenne ich keine Araber, aber ich bin ihnen zugeneigt und voll Mitgefühl mit ihren Leiden. Für ihre Bestrebungen, Israel zu vernichten, habe ich jedoch nichts übrig. Gesetzt den Fall, die Araber würden sich in der Lage der Juden befinden und von 50 Millionen Israelis angegriffen werden — dann würde ich eben für die Rettung und Verteidigung von drei Millionen Araber aufrufen.

Der Kreml führte den Krieg mit dem Ziel, Israel zu vernichten. Die Führer Sowjetrußlands vernichten aber auch die Freiheit inmitten ihres eigenen Staates: Bürger, die mit dem Regime nicht einverstanden sind, gelangen in Kerker, Straflager oder in „Nervenheilanstalten“. Neun mitteleuropäische Länder wurden zu Kolonien der UdSSR. Die Welt hat noch nicht die Intervention von 1968 in der CSSR, mit 600.000 Soldaten und 5000 Panzern, vergessen. Jetzt ist der freie Staat Israel an der Reihe, vernichtet zu werden. Breschnjew geht daran, noch eine Flanke seines Machtbereiches zu sichern.

Man kann nicht die Vernichtung eines schwergeprüften Volkes und seines Staates zulassen, ohne damit ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu begehen.

Feindliche Gefühle gegen die Araber braucht man nicht zu hegen, aber wenn die pausenlosen Angriffe von Soldaten aus verschiedenen arabischen Ländern nicht aufhören, sollte man mit der Anwerbung von Freiwilligen für internationale Brigaden beginnen, deren Aufgabe es wäre, die freie Welt und die Demokratien zu verteidigen, indem man Israel vor der Gefahr, die es bedroht, schützt.

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