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Die Finanzierung von Aufständen ein Geschäft

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Jahrelang waren die Attacken gegen Spaniens Franco-Regime nirgends heftiger als bei Schwedens Publizisten und Politikern. Nun, als sie Gelegenheit bekamen, ihren Worten Taten folgen zu lassen,, steckten die Schweden zurück. Die Regierung lehnte es ab, den baskischen Gefangenen, denen zuvor soviel Mitgefühl gegolten hatte, Einreise und Aufenthalt zu gewähren.

Norwegen und Dänemark erklärten sich dagegen rasch bereit, einige der freigelassenen Basken aufzunehmen. Die unterschiedliche Behandlung der spanischen Anfrage läßt sich nicht einfach damit erklären, daß Dänemark und Norwegen sozialdemokratisch, die Schweden hingegen seit dem Vorjahr bürgerlich regiert werden. In Norwegen etwa meinte auch Lars Korvald, der Chef der Christlichen Volkspartei, es sei eine demokratische und christliche Pflicht, in Not Geratenen zu helfen.

Schwedens Presse nahm die ablehnende Haltung ihrer Regierung kaum zur Kenntnis. Während früher Verhaftungen und Gerichtsverfahren gegen baskische Extremisten die Titelseiten gefüllt hatten, meldete nun „Dagens Nyheter” die Weigerung, die Entlassenen aufzunehmen, in einem kümmerlichen Zweispalter auf Seite 20. Nicht nur Schweden muß sich dem Vorwurf aussetzen, nur verbal um das Schicksal Verfolgter besorgt zu sein. Vor einem Jahr hat Dänemark seine Grenzen für Flüchtlinge des libanesischen Bürgerkrieges geschlossen, um seinen Arbeitsmarkt nicht zu überlasten.

Dennoch ist Skandinavien nach wie vor der angesehenste Dialogpartner für die Länder der Dritten Welt. Tan- zanias Regierungszeitung „Daily News” schrieb in ihrem Kommentar zu den mageren Ergebnissen des Pariser Nord-Süd-Dialoges, unter den Industriestaaten seien es nur die skandinavischen Staaten, die den Versuch, den Ländern der Dritten Welt zu helfen, auch ernst nähmen.

Daß solohė politische Hilfe sich freilich später in klingender Münze in skandinavischen Kassen niederschlägt, konnte man kürzlich in Kopenhagen fahren. Dort zog Henrik Hjerl, führendes Mitglied der Industriellenvereinigung, Bilanz. Er hatte im November den dänischen Außenminister K. B. Andersen nach Angola begleitet. „Dänemarks Hilfe für die Befreiungsorganisation MPLA hat ohne Zweifel ein gutes Klima für däni sche Firmen geschaffen.” Während ihres Kampfes gegen Portugal hatte die MPLA aus Dänemark 8,8 Millionen Kronen für den Bau einer Schule sowie den AnkaufWon Saatgut, Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten erhalten.

Die angolanische Strategie wird von Dänemark auch weiterhin verfolgt. Moęambiques Präsident Samora Mache! nahm kürzlich von seinem Staatsbesuch das Versprechen eines dänischen 30-Millionen-Kronen-Kre- dits mit nach Hause. Und soeben Unterzeichnete Vietnams Ministerpräsident Pham Van Dong in Kopenhagens Regierungssitz Christiansborg einen „gegenseitigen Hilfsvertrag”.

Dänemark leistet sich seit der letzten Regierungsumbildung nach den Februar-Wahlen sogar eine eigene Mini sterin für Fragen der Kooperation mit den Entwicklungsländern. Die Psychologin Lise 0stergaard, Präsidentin der dänisdhen’f’lüchtltogShilfSörgäiti-’ sation, bekleidet - obwohl als Ministe? ohne Portefeuille geführt - in der Praxis den Posten eines Vizeaußenministers mit eindeutiger Ausrichtung auf die Länder der Dritten Welt. Ihre erste Reise führte sie schon eine Woche nach Antritt ihres neuen Postens auf Staatsbesuch nach Vietnam: als erstes westliches Regierungsmitglied seit den Pariser Friedensverhandlungen.

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