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Die Kräfte des Alters

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Im Jahr 2030 sind etwa eine Milliarde Menschen 60 und älter. Zwei Drittel dieser Mil- liarde älterer Menschen werden in den Entwicklungsländern le- ben", so Leopold Rosenmayr, Leiter des Ludwig Boltzmann- Institutes für Sozialgerontologie und Lebenslaufforschung in Wien, in seinem jüngst erschie- nenen Buch „Die Kräfte des Alters".

„Die Kräfte des Alters" zu er- kennen und zu aktivieren gilt es, denn „der Mensch ist seinem Altern nicht hilflos ausgeliefert. Er bleibt, wenn nicht wie in der Dritten Welt Krankheit und Armut ihn erdrücken, entwick- lungsfähig bis ins höchste Al- ter".

Das Wissen um die Chancen dieses Lebensabschnittes sollte ein neues Selbstwertgefühl her- vorbringen, das es möglich macht, zu seinem Alter zu ste- hen. Angst vor Krankheit, Ge- brechlichkeit und damit Abhän- gigkeit und Einsamkeit wird nicht kleiner, wenn sie verdrängt wird. Da ist es schon besser „den Stier bei den Hörnern zu pak- ken", die Herausforderung an- zunehmen.

Schon in frühen Jahren wird der Grundstein für die Gesund- heit gelegt. In mittleren Jahren mögen 15 Kilo Übergewicht noch zu verkraften sein, im Alter sind sie ein Problem. Bewegungsmangel in der Jugend trägt auch nicht dazu bei, im Alter gelenkig zu sein. Und selbst von den 30 Prozent der Vier- zigjährigen, die regelmäßig Sport betreiben, bleiben mit 55 nur mehr zehn Prozent übrig. Der Medika- mentenkonsum allerdings verdrei- facht sich. Werden diese Fehler möglichst früh vermieden, ist die Chance groß, die späten Jahre in guter Gesundheit zu erleben.

Die Auseinandersetzung mit dem Altern bleibt jedoch niemandem erspart. Wer sich dieser Herausfor- derung stellt, wird sein „spätes Leben" sinnvoll und erfüllt gestal- ten. Ein eigener Abschnitt ist der Pflege alter Menschen gewidmet. Hilfe für hilflose Alte aber auch Hilfe und Verständnis für deren Helfer wird angeboten.

Interessant auch die „große Al- ternative" zu Spital und Pflege- heim. Die diskutierten Modelle zeigen, wie alten, hilfsbedürftigen Personen die allein leben, geholfen werden kann, aber auch die in ihren Familien lebenden bedürfen der Stütze und Sorge.

Die Gegenüberstellung der Rolle der Alten in den afrikani- schen und asiatischen Kulturen und ihre Situation in der euro- päischen Geschichte, ermöglicht die Auseinandersetzung mit die- sem wichtigen Abschnitt außer- halb der eigenen Betroffenheit. „Aus der Zusammenschau von Denken und Leben, quer durch Zeiten und Kulturen, kann erst- mals ein Entwurf einer Geronto- philosophie vorgestellt werden". (Klappentext)

„Die Kräfte des Alters", ge- genwartsbezogen, zukunftsorien- tiert, aber auch den Blick in die Vergangenheit nicht meidend, versteht sich als umfassendes Werk, das das Älterwerden zum Erlebnis werden läßt.

Die Fülle neuer Erkenntnisse ist für jeden einzelnen, ob jung oder alt, zugleich Anregung und Hilfe. Das übersichtlich gestal- tete Werk, mit Zitaten und Tex- ten berühmter Schriftsteller, Dichter und Denker, vermittelt neben fundiertem Sachwissen, unterhaltende Lektüre.

DIE KRÄFTE DES ALTERS. Von Leopold Rosenmayr. Edition Atelier. Wiener Journal Zeitschriftenverlag, Wien 1990. 394 Seiten, Ln., öS 340,-.

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