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Ein Bischof, der die Leiden kennt

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Am kommenden Sonntag wird Alfred Kostelecky in Wien zum Bischof geweiht. Zum Militärbischof.

Ein Mann, der sichtbar und schwer an den Folgen eines unmenschlichen Krieges trägt. Ein Mann, in dessen Wahlspruch Frieden vor Gerechtigkeit reiht.

Er tritt sein Amt in einer Zeit an, in der nicht wenige Christen diese Militärseelsorge in Frage stellen. Die der apostolischen Konstitution über die Militärseelsorge ablehnend gegenüberstehen und in ihr eine „religiöse Legitimierung“ der Landesverteidigung sehen. Die diese kategoriale Seelsorge zugunsten der territorialen eliminiert wissen wollen.

Spricht daraus Sorge um die Seelen? Eine Sorge, die sich — ebenso kategorial — aber sehr wohl, Hochschülern und Gefangenen annehmen muß und darf?

Umgekehrt gefragt: Dürfte die Seelsorge gerade den Soldaten in Stich lassen? (

Die zeitlos aktuellen Diskussionen um Pflicht und Pflichterfüllung lassen vielmehr darauf schließen, daß der Soldat besonderer Zuwendung bedarf. Weü er mit seinem Gewissen in Konflikt geraten, weil seine wertbestimmte und sittliche Gesinnung schwer zu verkraftenden Belastungen ausgesetzt sein kann.

Um den Anforderungen gerecht zu werden, bedürfen viele der Kraft aus dem Glauben. Dann erst recht, wenn er in entscheidenden Stunden mit seinem Gewissen allein ist. Ist die Aufgabe, es schärfen und formen zu helfen, nicht ein wesentlicher und unabschieb-barer Auftrag, dem sich die Seelsorge verpflichtet fühlen muß?

In den glücklichen Zeiten des Friedens mag verzichtbar erscheinen, was in den Stunden der ernsten Bewährung unverzichtbar ist.

Doch auch dieser Schein trügt. Man muß den Alltag in den Kasernen kennen, die Probleme, die heute junge Männer im Feldanzug bewegen. Es sind nicht nur Fragen des Dienstbetriebes, Aufgaben für Soldatenvertreter.

Militärseelsorge läßt sich nicht nur auf den sogenannten lebens-kundlichen Unterricht reduzieren. Die jungen Menschen brauchen eine An- und suchen die Aussprache. Der Priester wie der Laie in Uniform müssen hier ihren persönlichen Präsenzdienst leisten, müssen die Voraussetzung schaffen, daß Kirche den Menschen begegnet.

Diese Begegnung findet heute erst beschränkt statt, bleibt zu formal, hängt am Organisatorischen.

Hier wartet auf den neuen Militärbischof ein hartes Stück Arbeit, harren aber auch viele Mißverständnisse, die es erst auszuräumen gilt.

Dabei kommt ihm aber sein persönliches Schicksal zugute, das ihn in seinem Dienst für den Frieden glaubwürdig macht.

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