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Ein langer Weg

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Die österreichische Bundesregierung hat ja bekanntlich im Zuge des Investitionsförderungs-programmes beschlossen, in den nächsten Jahren insgesamt 1,7 Milliarden Schilling Budgetmittel für Zinsstützungen an Industrie und Gewerbe für durch Kreditunternehmungen zu gewährende Investitionskredite bereitzustellen.

Die Schwerpunkte dieser För-derungsmaßnahnaen sind auf das Ziel ausgerichtet, die darniederliegende österreichische Handels-büanz nachhaltig aufzubessern, aber auch Strukturveränderungen herbeizuführen, zum Beispiel im Bereich Rohstoffe und Recycling. Alle Richtlinien, die zur Erlangung der staatlichen Zuschüsse einzuhalten erforderlich sind aufzuzählen, dazu ist hier zu wenig Raum, und zu näheren Auskünften sind die Kredituntemehmun-gen zuständig, aber wir wollen hier die wichtigsten Schwerpunkte herausgreifen.

Als antragsberechtigt gelten jene Wirtschaftsunternehmungen, die in Österreich Betriebsstätten für Produktions- oder Forschungszwecke errichten oder solche erwerben, beziehungsweise diese erweitern, umbauen, rationalisieren oder auf andere Produktionszweige umstellen. Weiters werden Investitionen finanziert und damit gefördert, die eine der folgenden Auswirkungen erkennen lassen:

• Anwendung neuer Produktionsverfahren und Technologien

• Herstellung neuer Produkte, insbesondere solcher, die im beträchtlichen und steigendem Maße nach Österreich importiert werden, und bei denen im gleichem Umfang Exporte erwartet werden können

• Erschließung heimischer Rohstoffvorkommen und Recycling

• Erschließung heimischer Energiereserven

• Realisierung von Forschungsund Entwicklungsaufgaben

• Beseitigung oder Minderung schädlicher oder störender Einflüsse auf die Umwelt

• Kosteneinsparung, insbesondere auf dem Energie- und dem Rohmaterialsektor

• Schaffung neuer oder Erhaltung bestehender Arbeitsplätze.

Schon aus diesem Programm ist leicht erkennbar, daß der Akzent auf der Energie, Rohstoffe und Umweltschutz liegt. Daß das Inve-stitionsförderungsprogramm hier einen entsprechenden Anreiz bietet, zeigt das starke Interesse, das bis jetzt eingesetzt hat. Es zeigt

aber auch, daß ein Umdenkprozeß stattgefunden hat, der in seinen Auswirkungen hoffentlich bis zum Endkonsumenten reicht. Allerdings offenbart sich hier auch ein Teufelskreis. Auf der einen Seite sollen Arbeitsplätze geschaffen, beziehungsweise erhalten werden, auf der anderen fordern gerade diese Arbeitsplätze ihren Tribut von der Energiewirtschaft. Doch dieses Problem zu lösen, ist noch keiner Regierung von der ganzen Welt gelungen. Die „Alternativenergien“ stecken in den Kinderschuhen - was man auch vom Atomstrom behaupten kann, denn das Endlagerungsproblem ist nun mal nicht gelöst - und in Zukunft ist, von Forschungsprojekten abgesehen, keine Lösung in Sicht. Das Zauberwort mag Recycling heißen, doch auch hier scheint es noch ein weiter Weg zu sein, aber immerhin scheint er der realste. Denn daß man Rohstoffe nicht verschleudern muß, ist bewiesen. Doch bedarf es hier ein Zusammenspiel von Seiten der Industrie mit dem Handel und den Endverbrauchern. Doch es ist wie bei einer Maschine. Fällt ein Rädchen aus, so steht alles still. Vielleicht werden auch hier eines Ta-

ges Regierungsmaßnahmen notwendig sein - unter dem Zwang der Notwendigkeit. Es ist zu hoffen, daß es nicht so weit kommen muß.

Die Abwicklung der Investitionsförderung erfolgt über das Kreditinstitut und eine zentrale Evidenzstelle beim ERP-Büro der Sektion IV des Bundeskanzleramtes. Das Ausmaß der Förderung beträgt bei Krediten ab fünf Millionen Schilling mit einer Laufzeit bis zu zehn Janren eine Zinsstützung von drei Prozent p. a. für die Dauer von fünf Jahren, jeweils vom aushaftendem Kreditbetrag. Für Verzugszinsen werden keine Zinsenzuschüsse gewährt. Als interessant ist zu werten, daß die ersten zwei Jahre tilgungsfrei sind.

Sicher ist, daß diese Investitionsförderung nur die Spitze eines Eisberges ist, denn es muß für die österreichische Wirtschaft auch in Zukunft viel getan werden, - das Handelsbüanzdefizit spricht eine deutliche Sprache -, und es soll nicht als Ausrede gelten, daß auch andere Länder in einer ähnlichen Situation stehen. Denn daß es Wege gibt, liegt auf der Hand. Wie sie beschritten werden, ist Sache von Experten - die wir ja haben. Eines soll keinesfalls aus den Augen verloren werden: Wirtschaft - das sind wir alle.

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