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Ein wenig bekannter Bach
Der dritte Teil von J. S. Bachs „Clavierübung” besteht aus zehn Choralvorspielen in je zwei Bearbeitungen (mit und ohne Pedal) und ist eingeschlossen von Präludium und Fuge in Es-Dur (BWV 552, III/l). Die Orgelfreunde kennen das stimmungsreiche Werk unter dem Namen „Orgelmesse”. Und in der Bearbeitung Wolfgang von Karajans hatte das schöne Werte tatsächlich sakralen Charakter selbst im Großen Musikvereinssaal: Drei Ongelpositive (Hedy und Wolfgang von Karajan, Hans Andreae) sorgten für plastische Ausarbeitung der Stimmen und wurden dabei — ein durchaus legitimes barookes Verfahren — van drei wunderbar weichen Barockposaunen (Siegfried Andraschek, Horst KübIböck und Hans Tsedem- nig) wechselweise und gelegentlich unterstützt. Die Überraschung aber lag darin, daß Karajan jedem Orgelsatz sein vokales Vorbild als gesungenen vierstimmigen Choral in der Art von Versetten voramgehen ließ. Das besorgte der „Singverein” und wetteiferte mit den edlen Instrumenten des „Karajan-Ensembles”. So entstand gewissermaßen ein neues Werk von bezwingender Sinnhaftigkeit. Dem lebhaften Temperament von Hans Andreae stand die tiefe Ruhe des ausgeglichenen Spiels Hedy von Karajans gegenüber, und der große, jeder Publicity abholde Bruder des ungleich berühmten Herbert von Karajan bewies als Leiter wieder einmal seinen hohen Rang als Bach-Kenner. Wir erinnern uns noch mit Freude an seine Bearbeitung von Bachs „Kunst der Fuge” vor vielen Jahren im selben Saal! Vielleicht läßt das gezeigte lebhafte Interesse des Wiener Publikums eine Wiederholung dieses und jenes musikgesohiohtlich interessanten Unternehmens erhoffen. Der inzwischen herangewachsene neue Teil der Musikfreunde könnte eine solche lebendige „Geschiohtsstunde” gut vertragen!
Wegen einer am gleichen Abend stattfindenden Uraufführung konnten wir das Konzert „In memoriam Franz Schmidt” im Großen Musikvereinssaal nicht besuchen. Außer den Fanfaren aus „Fredigundis” standen Orgelwerke des Jubilars, die „Fuga solemnis” sowie Kompositionen von Georg Pirckmayer, Theodor Berger und Cesar Bresgen auf dem Programm. — Die Besprechung des Konzerts der Bach-Gemeinde erfolgt in der nächsten Nummer.
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