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Für diese Erde ohne Licht

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Friede den Menschen! Friede den Menschen auf Erden?

Nicht Friede ist auf Erden, sondern Unterdrückung und Ungerechtigkeit, Krieg und Terror, Streit, Elend und Leid.

Frieden, das ist etwas, was wir keinen Tag im Jahr erleben, auch nicht in diesen Tagen. Die Menschen zerstreiten sich im Kampf um Macht und Besitz, in der Auseinandersetzung um Gesetz und Paragraphen. Gegenseitiges Mißtrauen macht destruktiv und aggressiv. Gewalt wird mit Gegengewalt beantwortet, Andersdenkende werden zu Feindbildern.

Feindbilder bestimmen die Politik im großen wie im kleinen, zwischen Ost und West ebenso wie zwischen Kraftwerksbefürwortern und Kraftwerksgegnern. Immer sind es die anderen, die bedrohen, die Unruhe stiften.

Aber alle befürworten und bejahen Verständigungsbereitschaft und Versöhnungswillen. Und alle wollen den Frieden, betonen ihre Friedfertigkeit.

Gerade auch die jüngsten Ereignisse in unserem Land zeigen die Kluft zwischen dem Wollen und dem Sollen, dem alltäglichen Widerspruch, die Schwierigkeit aber auch, Gewaltlosigkeit zu leben.

Gewaltlosigkeit ist keine Nachgiebigkeit. „Sie ist vielmehr", hat es der Limburger Bischof Franz Kamphaus formuliert, „der Mut, gerade in Konflikten und in durchaus aggressiven Auseinandersetzungen standzuhalten und dadurch eine neue Haltung der Versöhnungsbereitschaft und der Friedensfähigkeit zu begründen."

Sind wir zum Frieden fähig? Verlangen wir nicht von den Mächtigen dieser Welt und dieses Landes etwas, was wir selbst nicht zu tun bereit sind?

Seit jener Nacht in Bethlehem wissen wir Christen, daß die Konflikte in dieser Welt nicht durch Macht und Gewalt gelöst werden können, sondern durch die Bereitschaft des Menschen, sich zu ändern.

Friede den Menschen! Vielleicht können wir daher heute noch etwas, was unrecht war, in Ordnung bringen, damit wir selbst und damit auch andere etwas von dem Frieden verspüren, der von dieser Weihnachtsbotschaft ausgeht. Vielleicht kommt es gerade auf uns an, das erste Wort nach einem Streit zu sprechen, auf dieses erste, erlösende Wort, auf eine Geste der Versöhnung, die das Zusammenleben erhellt.

„Für diese Erde ohne Licht wird der Herr geboren. Um die Finsternis zu besiegen, wird der Herr geboren. Um unsere Welt zu verändern, wird der Herr alle Tage geboren. Um die Freiheit zu bringen, wird der Herr geboren. Um die Ketten zu zerbrechen, wird der Herr geboren. In jedem Menschen, der frei ist, wird der Herr alle Tage geboren."

So schlicht verkündet ein Katechismus peruanischer Campesi-nos die Frohbotschaft, alltäglich geradezu. Und tatsächlich soll sie unseren Alltag verändern.

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