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Für Einheit und Vielfalt

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Heinrich Fries tritt in seiner Synoden-Bilanz für eine' Publizierung der Länderberichte, ökumenische „Initiativen von unten“ und den Dialog von Theologen und Bischöfen ein.

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Heinrich Fries tritt in seiner Synoden-Bilanz für eine' Publizierung der Länderberichte, ökumenische „Initiativen von unten“ und den Dialog von Theologen und Bischöfen ein.

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„Nicht schlecht gelaufen“ ist aus der Sicht von Heinrich Fries, Fundamentaltheologe in München und Direktor des Instituts für ökumenische Theologie, die eben zu Ende gegangene Bischofssynode. Am Rande eines ProOriente-Symposions über die Situation der Ökumene zwanzig Jahre nach dem Konzil wies der bekannte Theologe in Wien erleichtert darauf hin, daß Geist und Impulse des Zweiten Vatika-nums nun revitalisiert und auf die weltkirchlichen Probleme von heute angewandt werden sollten. Einheit und Vielfalt seien seiner Meinung nach in der Kirche keine Gegensätze, der Dialog mit der Welt und die Zuwendung zu den Menschen würden weiter fortgesetzt werden.

Den Möglichkeiten und Aufgaben der Kirche in der Zukunft würde nach Kenntnis der unterschiedlichen Situationen in den einzelnen Ländern und Diözesen besser entsprochen werden können, daher trete er für eine Veröffentlichung der für die Bischofssynode erstellten Berichte der einzelnen Bischofskonferenzen ein. Die unterschiedlichen Voraussetzungen für die Seelsorge aufgrund der konkreten Lebenssituationen in den Ländern Europas, Amerikas oder der Dritten Welt würden dadurch deutlich.

Die Publizierung dieser Berichte würde stärker ins Bewußtsein bringen, daß bei der Verwirklichung der Konzils-Inspirationen Akzente unterschiedlich gesetzt werden müßten. Dem angekündigten weltweit gültigen Katechismus spreche er nur eine begrenzte Anwendbarkeit auf die Praxis zu, eine Vermittlung des Glaubens in unterschiedlichen Kulturkreisen sei seiner Meinung nach nicht uniform möglich.

Heinrich Fries begrüßte das von Papst Johannes Paul II. bekräftigte Engagement der katholischen Kirche für die Ökumene, betonte aber gleichzeitig, daß selbständige Initiativen der Gläubigen sehr notwendig seien. Die theologische Diskussion über das Amtsverständnis, die Kollegialität, das Verständnis der Ortskirche oder die Abendmahlsgemeinschaft mache gute Fortschritte.

Je größer die Einigkeit der Theologen, umso zögernder seien allerdings die Kirchenleitungen. Nichtreligiöse Faktoren mit psychologischen, soziologischen und kulturellen Wurzeln und die Tradition verschiedener Frömmigkeitsformen spielten nach Meinung von Fries daher eine nicht geringzuschätzende Rolle als Hindernis für die Einheit.

Das von Kardinal Willebrands, dem Präsidenten des Einheitssekretariates, ausdrücklich betonte Verbot der Interkommunion könne —so Fries—von einer im Gewissen einzelner erlaubten Abendmahlsgemeinschaft sehr wohl durchbrochen werden. Solche Ausnahmen seien unabhängig von allgemein gültigen Normen auch weiterhin möglich.

Gerade im Zusammenhang mit dem Fortschritt in der Ökumene tritt Fries für einen intensiveren Dialog zwischen Theologen und Bischöfen ein, der auch die Zeit des Konzils bestimmt hatte. Bischöfliche Autorität müsse heute transparent gemacht werden,, „Roma locuta, causa finita“ sei heute nicht mehr ohne Widerspruch möglich. Fries betonte, daß der Entwicklungsmöglichkeit theologischer Erkenntnisse auch in der Form Rechnung getragen werde, daß etwa vom Konzil von Trient verurteilte Lehrmeinungen heute zwar nicht ausdrücklich widerrufen würden, aber deren Unvereinbarkeit nicht mehr explizit hervorgehoben werde. Identität — auch die der Kirche - konstituiere sich aus bleibenden und sich verändernden Faktoren.

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