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Heinrich Benedikt - 85 Jahre

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Am 30. Dezember feiert der bekannte Historiker em. Urriv.-Prof. Dr. jur. et phil. Heinrich Benedikt in bewundernswerter körperlicher und geistiger Frische seinen 85. Geburtstag.

Den Lesern der „Furche“ ist Heinrich Benedikt vor allem als Verfasser geistvoller, aber stets wohlwollender Rezensionen bekannt, den Freunden des Verlags „Herold“ durch drei in diesem Verlag erschienene, der großen Vergangenheit Österreichs gewidmete Bücher: „Die wirtschaftliche Entwicklung in der Franz-Joseph-Zeit“ (1958), „Kaiseradler über dem Apennin“ (1964), „Als Belgien österreichisch war“ (1965). Ihnen und den zahlreichen anderen Publikationen Benedikts seit seinen historischen Erstlingsarbeiten über den böhmischen Grafen Franz Anton von Sporck (1923) und das Königreich Neapel unter Kaiser Karl VI. (1927) ist die überwältigende Materialfülle, der schier unerschöpfliche Reichtum an interessanten Einzelheiten, Anekdoten, bisher unbekannten Zusammenhängen gemeinsam, der unverwechselbare, nur ihm eigene Stil eines „historischen Pointiiiismus“, bei dem sich aus den unzähligen kleinen bunten Pünktchen und Flecken ein höchst einprägsames Bild der Vergangenheit ergibt. Daß dabei die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte stets eine aus intimer Kenntnis des Wirtschaftslebens schöpfende Berücksichtigung finden, ist bei einem Manne, der ursprünglich Wirtschaftstreibender war und erst spät, nach einem bewegten Leben in anderen Berufen, zum akademischen Lehramt kam, eine Selbstverständlichkeit. Dabei verkörpert Benedikt geradezu den Idealtyp des Historikers, für den die Geschichtswissenschaft keine tragische, sondern im Gegenteil eine fröhliche und lächelnde Wissenschaft ist, denn er schreibt Geschichte, oder, wie er selbst allzu bescheiden zu sagen pflegt, „Geschichten“, in erster Linie zur eigenen Unterhaltung; was dann die beste Garantie dafür bietet, daß sich auch seine Leser bei der Lektüre köstlich unterhalten und erst nachher bemerken, wieviel sie gelernt haben. Dabei ist immer die warmherzige, menschliche Güte eines Mannes spürbar, der sich auch in schweren Zeiten stets seinen köstlichen Humor und seine philosophische Gelassenheit bewahrt hat, e'nes wahrhaft Weisen, dem man in dem von ihm so geschätzten 18. Jahrhundert den Ehrentitel eines „philosophe chretien“, eines christlichen Philosophen, gegeben hätte.

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