Erfolgskultur: Die Lügen vom Glück
Wer glaubt, dass sein Wohlbefinden unabhängig von äußeren Faktoren ist, liegt einem gefährlichen Missverständnis auf.
Wer glaubt, dass sein Wohlbefinden unabhängig von äußeren Faktoren ist, liegt einem gefährlichen Missverständnis auf.
Aus dem Posteingang eines Wissenschaftsredakteurs: „Erfolg auf Knopfdruck? Für David JP Phillips ist das möglich. In ‚High on Life‘ zeigt der Bestseller-Autor, wie man die körpereigenen Hormone Dopamin, Oxytocin, Serotonin, Kortisol, Endorphine (…), die das emotionale Wohlbefinden beeinflussen, gezielt steuern kann, um glücklicher und erfolgreicher zu werden. Anders gesagt: Es gibt eine Methode, die Ihnen erlaubt, gewisse Stimmungen gezielt herzustellen. Drehen Sie auf dem Mischpult der Neurotransmitter an den richtigen Reglern!“ Wie um Himmels Willen soll das funktionieren? „Wenn Sie beispielsweise vor einer schwierigen Aufgabe stehen, erledigen Sie sie morgens, denn da haben Sie ein natürliches Sterotonin-Hoch. Außerdem ist man danach erleichtert, und der Rest des Tages wird sich ganz wunderbar anfühlen (…).“ So einfach kann es sein! Aber es wird noch besser: „Und schließlich können Sie noch eine Prise Endorphin dazutun, indem Sie einfach lächeln.“ Klingt nach einem Rezept, das sich zu Gold machen lässt – kann man das irgendwie zusammenfassen? „Nicht externe Faktoren, sondern allein Sie bestimmen, wie Sie sich fühlen.“ Na also! Sagen Sie das ihren psychisch angekränkelten Mitmenschen am besten direkt ins Gesicht. Sie können damit auch gleich jede Form von psychosozialer Hilfestellung in Frage stellen. So leisten Sie sicherlich einen wertvollen Beitrag für die Gesellschaft.
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