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Prognose von Krisenherden

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Zwei amerikanische Wissenschaftler, Marvin Cetron und Au-drey Clayton, haben ein Modell zur Vorhersage der politischen und sozialen Stabilität von 26 Ländern entwickelt.

In einem Artikel in der amerikanischen Zeitschrift „Futurist” weisen sie auf die Erfolge ihres Prognoseverfahrens hin: Mit diesem Ansatz hätten sie nicht nur den Umsturz im Iran, sondern auch die Probleme in Polen und Afghanistan drei bis fünf Jahre vor ihrem Eintreten vorhergesehen.

Nun, wie funktioniert dieses „Wunderinstrument”, das sicher jeden Politiker und jeden im Export tätigen Unternehmer interessieren müßte?

Es verknüpft auf der einen Seite eine Fülle von statistischen Daten und stützt sich andererseits auch auf das Urteil von Fachleuten in Bereichen, in denen Information schwer meßbar ist.

Die Liste der miteinbezogenen Daten ist recht aufschlußreich: Maßzahlen über die Qualität der Ernährung und über das durchschnittliche Bildungsniveau werden in Beziehung gesetzt mit Daten über die Fruchtbarkeit der Bevölkerung, die Energieabhängigkeit, die Handelsbilanz, den Anteil an Gastarbeitern, die Bedeutung des Waffenhandels, die Entwicklung der Gehälter der Soldaten, die Einkommensunterschiede zwischen Armen und Reichen, die Zahl der jungen Arbeitslosen, usw....

Ebenfalls mitberücksichtigt sind die Auswirkungen, die verschiedene weltweit feststellbare Trends im Bereich von Energie-und Rohstoffversorgung, Inflation, usw.... auf einzelne Länder haben könnten.

Was sind nun die Ergebnisse dieser Modellberechnung unter

Berücksichtigung der neuesten zur Verfügung stehenden Daten (aus dem Jahr 1980)?

Der Prognose entsprechend erweisen sich die folgenden Länder als die stabilsten: Allen voran Australien, gefolgt von Kanada, Großbritannien, Deutschland und Frankreich. Am anderen Ende der Skala rangieren Bolivien, Indien, Italien, Spanien und Pakistan, deren Instabilität in den achtziger Jahren dramatisch ansteigen sollen. Eine deutliche Verschlechterung der Situation wird auch für Polen und Israel vorhergesagt, ohne daß sie jedoch zu den instabilsten Ländern gerechnet werden. i

Erwähnt werden sollte auch, daß mit einer deutlichen Destabi-lisierung in Japan gerechnet wird.

Die überraschend ungünstige

Beurteilung der Situation Spaniens wird beispielsweise auf die hohe Arbeitslosigkeit, die wirtschaftliche Stagnation, die enorme Außenverschuldung, auf die starke Abhängigkeit seiner Versorgung mit Energie, Rohstoffen und Kapital vom Ausland, sowie die starke Separatistenbewegung im Baskenland und Katalonien zurückgeführt.

Bei diesen und ähnlichen Modellen stellt sich die Frage der Gewichtung der einzelnen Variablen. Sie bleibt letztlich im Ermessen des Modellbauers, also einer subjektiven Einschätzung unterworfen. Damit ist dieser Ansatz wohl kein Stein der Weisen, wohl aber ein interessanter. Versuch, wichtige Beurteilungskriterien systematisch darzustellen.

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