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Sorgen mit den Kindern

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Oberösterreich kämpft — wie die anderen Bundesländer auch — mit starken Strukturverschiebungen der Bevölkerung. Nach den Berechnungen der Landesstatistiker wird Oberösterreichs Bevölkerung bis zum Jahr 2030 zahlenmäßig um rund 150.000 abnehmen und deutlich überaltern. Es wird, heißt es in einem Bericht des Landeshauptmannes, die Bevölkerung bis zum Jahr 2000 insgesamt zwar noch um 18.800 steigen. Dann fällt die Kurve aber steil nach unten, sodaß im Jahr 2030 mit einem Minus von den oben erwähnten 150.000 gerechnet werden muß.

Solche Zukunftsschauen sind natürlich spekulativ, und bis zum Jahr 2030 kann sich noch einiges

ändern. Trotzdem ist es interessant, zu sehen, wohin die Entwicklung geht, wenn die sinkende Geburtenrate weiter anhält. Es gibt beispielsweise kaum einen Wirtschaftszweig, der nicht in irgendeiner Form betroffen wäre.

So haben die Statistiker der Oberösterreichischen Landesregierung 1987 folgendes errechnet:1 • Bildungssystem: Die Zahl der Kinder im Hauptschulalter wird zwischen 1985 und 2000 von 90.000 auf 77.000 zurückgehen. Nimmt man an, daß eine Klasse im Durchschnitt aus 20 Kindern besteht, so heißt dies, daß bis zur Jahrtausendwende 650 Klassen weniger gebraucht werden. Nicht ganz so kraß fällt dieser Rückgang bei Volksschulen aus. Der zu erwartende Schülerrückgang bis zum Jahr 2000 würde jedoch auch hier 250 Klassen leeren.

• Arbeitsmarkt: Durch den Rückgang der Lehrlinge beziehungsweise Maturanten wird der Arbeitsmarkt erheblich entlastet. Unter der Annahme, daß der Lehrlingsanteil sich nicht verändert, wird es bereits 1990 statt der derzeit 9.500 Lehranfänger nur mehr 7.500 geben.

Probleme stecken auch in der zu erwartenden Uberalterung des Arbeitskräftepotentials. So ist zum Beispiel derzeit in Oberösterreich jeder dritte Arbeitnehmer zwischen 20 und 30 Jahre alt und nur jeder fünfte zwischen 50 und 60. In den nächsten 30 Jahren, heißt es in den Ausführungen der Statistiker, wird sich dieses Verhältnis umkehren.

• Konsumgüter: Die gesamte Freizeitindustrie, die ja auf jugendliche Käufer abzielt, wird das Schwergewicht ihrer Produktpalette der geänderten Nachfrage anpassen müssen. Dasselbe gilt im Produktionsbereich für langfristige Konsumgüter wie Möbel, Autos, Elektrogeräte. Auch der Bedarf an Neuwohnungen wird stark zurückgehen.

Oder: Wenn man annimmt, daß jedes Kind täglich einen halben Liter Milch mehr braucht als im Durchschnitt der Erwachsene, so hatte die Abnahme der Kinderzahl in Oö seit den sechziger Jahren bereits einen Minderverbrauch von 22.000 Tonnen Milch pro Jahr zur Folge. Dies entspricht einer jährlichen Produktion von 1.000 oberösterreichischen Milchbauern. Der Geburtenrückgang bis zum Jahr 2030 entspräche noch einmal diesem Minderverbrauch an Milch pro Jahr.

1 ..Bevölkerungsentwicklung in Oö“, Heft 1/1987, Hrsg. Amt der OO Landesregierung.

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