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Steirischer Lobgesang

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Hanns Koren, von Beruf Universitätsprofessor für Volkskunde, heute Präsident des Steirischen Landtages, gibt in einem kleinen Band fünf seiner Reden gesammelt heraus.

Der Rezensent muß zunächst seine Reverenz der Sprache des Autors erweisen. Der Verfasser bedient sich einer sehr gepflegten, noblen und deshalb einfachen Sprache. Es ist die Sprache eines echten Humanisten. Wenn ein gesprochenes Wort gedruckt wird, besteht immer die Gefahr, daß dieses Wort, entkleidet vom Klang der Sprache und der Wirkung der Persönlichkeit, an Ausdruck verliert. Wenn ein gesprochenes Wort gedruckt dennoch seine Bedeutung beibehält, dann ist dies ein sehr starker Hinweis, wie gehaltvoll die Rede des Verfassers ist.

Alle Reden, die hier veröffentlicht sind, strahlen die große Liebe des Verfassers zu seiner steirischen Heimat aus. Es ist keine chauvinistische Liebe, wie sie oft auch kleinen Ländern eigen ist, sondern eine Liebe, die auch anderen eine echte Daseinsberechtigung zugesteht. Diese Art der Liebe des Verfassers zu seiner Heimat läßt ihn das Grenzschicksal der Steiermark richtig erkennen. Sie wurde zwar als eine Mark errichtet, also als eine Art Grenzwall, wurde aber durch die Geschichte gezwungen, mit südlichen Nachbarn — konkret: mit slowenischen und italienischen Ländern — zu leben. Die politischen Folgen des ersten Weltkrieges haben diese Länder, die mit der Steiermark einst sehr starken Kontakt hätten, von ihr getrennt. Aber die Lebensgewohnheiten dieser Länder zeigten sich stärker als jede politische Grenzziehung. Nach Jahren der Trennung sind die Kontakte der Steiermark zu den benachbarten Ländern intensiver denn je.

Die fünf Reden, die veröffentlicht sind, wurden aus den verschiedensten Anlässen gehalten: Zur Eröffnung der Steirischen Akademie, zur Eröffnung des österreichischen Freilichtmuseums (eines Museums ganz eigener Art, denn in ihm wird die gesamte bäuerliche Welt Österreichs, die im Untergehen begriffen ist, noch einmal dargestellt). Eine andere Rede beschäftigt sich mit dem steirischen Volksbildungswerk, eine besonders schöne mit dem Bischöflichen Knabenseminar in Graz, das der Verfasser knapp nach dem Ende des ersten Weltkrieges, als noch Hunger in ganz

Österreich herrschte, besuchte (Auch Dr. Funder besuchte dieses Gymnasium). Von ganz eigenem Reiz ist wieder die Rede über den Steirischen Herbst. Damit ist nicht diese Jahreszeit gemeint, die allerdings die Steiermark immer im besonders schönen Licht erstrahlen läßt, sondern eine Veranstaltung gleichen Namens, die eine Art wissenschaftlicher und künstlerischer Festwochen darstellt, von der Steiermark für die eigenen Bewohner veranstaltet.

Die wiedergegebenen Reden sind im besten Sinne traditionsverhaftet. Sie stützen sich auf die Vergangenheit ohne diese zu verherrlichen. Sie weisen einen Weg in die Gegenwart und bauen eine Brücke in die Zukunft.

VERWANDLUNG DER HEIMAT. Von Hanns Koren. Verlag Styria, Graz. 135 Seiten.

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