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HANNS KOREN / EIN SCHRITT VORWÄRTS ZUM GUTEN

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Im zweiten Stockwerk des Landhauses in Graz, dem Haus der mittelalterlichen Landstädte mit den vielbewunderten Arkaden im Geviert, „amtiert“ Landesrat Universitätsprofessor Dr. Hanns Koren als Kulturreferent der Steiermärkischen Landesregierung seit fetzt über fünf Jahren. Von hier geht seit dieser Zeit eine neue Art von Kulturpolitik aus, die das steirische Land spürbar befruchtet und in vielen Werken sichtbar geworden ist.

Schon als Abgeordneter zum Nationalrat, wo der Universitätslehrer, Sohn eines Gewerbetreibenden im weststeirischen Köflach, als verantwortungsvoller, redegewandter Mandatar der Regierungspartei, vier Jahre hindurch, von 1953 bis

1957, für Österreich gewirkt hatte, war er als weitherzig denkender Politiker neuen Stils aufgefallen, dem auch die Mandatare der anderen Parteien die Achtung nicht versagen konnten. Der Ruf seiner Partei im Jahre 1957, das Amt des Kulturreferenten in der geliebten Steiermark zu übernehmen, kam ihm sehr gelegen. Jetzt konnte er seinen Plan, den er schon ein Jahr vorher als Obmann des Steirischen Volksbildungswerkes vortrug, verwirklichen: die 100. Wiederkehr des Sterbejahres Erzherzog Johanns, des „steirischen Prinzen“, sollte als ein Jahr der Besinnung, der Rechenschaft und der Taten begangen werden. Im Vertrauen auf die guten Kräfte der Heimatwelt, gelang es, im Steirischen Gedenkjahr 1959 tatsächlich, breite Volksschichten zu gemeinsamen Taten zu veranlassen: Der Siedlungsraum wurde allenthalben verschönert, neue soziale Taten und kulturelle Einrichtungen und Stiftungen entstanden im ganzen Land, und alles, was begonnen wurde, war nur ein Anfang, der weiter wirkt und zeugt. So entsteht erst jetzt zum Beispiel eine Frucht des Gedenkjahres: die Heimschule für gehbehinderte Kinder in Graz-Wetzelsdorf.

Seine Kulturpolitik wird getragen von der Erkenntnis, daß die Geschichte eine Wirklichkeit ist, die in die Gegenwart hineinreicht, in ihr lebendig ist und sie verpflichtet. Sie wird getragen von der Erkenntnis, daß in der Volkskunde nicht die Gegenstände die Tradition ausmachen, sondern daß die Tradition vom Menschen ausgeht und mit ihm jung bleibt, und daß Volksbildung im Sinne einer Zusammenordnung und geistigen Durchdringung aller Lebensbereiche zu aktivieren ist. Sie wird schließlich getragen von der Erkenntnis, daß der einzelne Mensch zuerst in seinem eingeborenen Bereich, der engeren Heimat, mit den Dingen der der Welt, mit den Fragen und Aufgaben die das Leben stellt, fertig werden muß.

Der Steiermark als dem Land der Grenze, stellt sich eine österreichische Sonderaufgabe. Von ihr sagt Koren: „Grenzen sind jedem Volk heilig. Sie verpflichten nicht nur zu besonderer Besinnung auf eigenen Wert und eigene Bestimmung. Die Grenze ist auch über die Enge der eigenen Welt hinaus die Lehrmeisterin zur Kenntnis der anderen, zum Respekt und zur Einordnung in den Bereich des menschlichen, in dem es keine trennenden Grenzen geben kann ...“

Die zielbewußte Kulturpolitik zeigt sich in einigen besonders markanten Gründungen und Aktionen: in der seit drei Jahren abgehaltenen Steirischen Sommerakademie, die unter dem Leitwort „Die Steiermark — das Land der Begegnungen“ steht und 1963 mit einem Kunstsymposion, an dem die Nachbarländer Jugoslawien und Italien teilnehmen, erweitert werden soll, weiters in der Errichtung einer neuen Joanneum-Abteilung, der „Landesstelle für Bild- und Tondokumentation“, in der ersten Einführung einer allgemeinen Impfung gegen

Poliomyelitis im ganzen Land sowie in der Gründung des gesamt-österreichischen Freilichtmuseums vor den Toren von Graz.

Ordentlicher Universitätsprofessor für Volkskunde an der Karl-Franzens-Universität in Graz, erster Nachfolger und Inhaber des Lehrstuhls seines Lehrers Victor von Gerambs, Mann der Wissenschaft, dessen Publikationen in der Fachwelt geschätzt sind, ist Koren dennoch ein Mann des Volkes, der mit Vorliebe das „steirische Ehrenkleid“ trägt. Er versteht es, bei den verschiedensten Anlässen, vor sehr unterschiedlichem Publikum, in freier Rede den jeweils richtigen Ton anzuschlagen, der Herz und Verstand des Zuhörers trifft, sei es im Landtag, im Parteigremium, bei Volksbildnern, vor Arbeitern, Akademikern, Maturanten, Sportlern oder als sachkundiger Einführer zu Dichterlesungen und Kunstausstellungen. Ganz besonders weiß er die Jugend für die bleibenden Werte und Ideale zu begeistern, und hier kommt ihm zugute, daß er selber der katholischen Jugendbewegung entstammt und Vater von sechs Kindern ist.

Ist es zu verwundern, daß seine Partei ihn jetzt an die erste Stette in der Kandidatenliste zur bevorstehenden Wahl des Grazer Gemeinderates gesetzt hat, als einen Mann, der — um mit den Worten des steirischen Prinzen zu sprechen — „einen Schritt vorwärts zum Guten“ für die Steiermark und damit für Österreich getan hat?

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