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Weltuntergang
„Der Weltuntergang droht: Ein Asteroid (kleiner Planet) rast auf die Erde zu." So las man 's dieser Tage in einer österreichischen Tageszeitung. Seltsamerweise ist der Welt- allflitzer nicht zum Tagesge- spräch geworden. Verdient er 's nicht? Doch. Aber im positi- ven Sinn.
Die moderne Naturwissen- schaft kann heute mit Ergeb- nissen aufwarten, die gläubige Menschen mit großer Genug- tuung erfüllen müssen. Am besten, man formuliert es gleich mit den Worten eines Wissen- schafters, der darüber in dem Buch „Die Geschichte des Universums" (Strom-Verlag, Zürich) berichtet hat. Der Re- ligions- und Naturwissenschaf- ter Günter Wurm hat dort eine Art,, Grundgesetz des Weltalls " formuliert.
Dazu gehört auch der Grund- satz, daß die Kräfte der Erhal- tung im All stets stärker als die Kräfte der Zerstörung sind. Im Kosmos regiert eine unglaubli- che Ausgewogenheit zwischen Bewahrung und Veränderung.
Seit vielen Milliarden Jah- ren läuft die Evolution in eine bestimmte Richtung ab, ganz offenkundig auf ein Ziel zu. Ein nur statisches All wäre tot, starr, sinnlos. Ein nur dynami- sches hätte längst im Chaos geendet. Alle Körper und Ge- bilde des Alls drehen sich um die eigene Achse und gleich- zeitig um die jeweils übergeord- neten Objekte: Monde um Pla- neten, diese mit den Monden um Sonnen, jene mit ihren Trabanten um ihre Milchstra- ßen, diese wieder um galakti- sche Haufen und so weiter.
Und trotz all dieser milliar- denfachen Umdrehungen gibt es keine Zusammenstöße, kei- ne Katastrophen im All, son- dern die Distanzen zueinander werden eher größer, nicht klei- ner. Und die großen Himmels- körper verschlucken keines- falls die kleinen, sondern leben in gewisser Weise sogar von ih- nen: Gleichberechtigung im Kosmos! Darwin wird im All widerlegt!
Der streunende Asteroid ist damit, das sei zugegeben, inso- fern noch nicht widerlegt, weil Ausnahmen von der Regel auch im Weltall vorkommen. Aber das Gesamtkonzept der Schöp- fung ist so atemberaubend majestätisch, daß die Vorstel- lungen eines Menschheitsendes durch einen Planetenzigeuner einfach absurd erscheint.
Fast so absurd wie die Tatsa- che, daß die Philosophie der Gegenwart die Welterklärung fast ganz den Naturwissen- schaftern zu überlassen scheint. Diese leisten Großartiges und präsentieren uns erstmals den Sinn des Kosmos. Aber sie werden von den Kirchen im Stich gelassen, die über Bana- litäten streiten. Auch das wird im Zusammenhang mit der „Neuevangelisierung Europas " zu bedenken sein.
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