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Zurechtgestutzte Österreicher

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(fmg)- Wir Österreicher entrinnen den Deutschen nicht. Das macht Andreas Razumovsky (siehe Seite 2), Österreich-Korrespondent der konservativen „Frankfurter Allgemeinen”, seinen deutschen Lesern deutlich. Wenn Deutsche ihre Nachbarn betrachten, spielt nicht selten Wunschdenken mit. Und es war' nicht deutsch, artete dieses nicht in Belehrungen aus.

Was nicht ins deutsche Kastelhim paßt -Staatsvertrag, Neutralität, österreichisches Nationalbewußtsein, kulturelle Eigenständigkeit, Patriotismus - ,wird zur Formel umgedeutet: So wird österreichische Identität zur frommen Fiktion, mit der manche Deutsche leben können, weil sie mit der andersgearteten Wirklichkeit nicht leben wollen.

Worauf s wirklich hinausläuft, wird unge-schönt anvisiert: Unter dem EG-Dach finden wir Österreicher zurück zur deutschen Geschichte, und zwar als - von wem? - Zurechtgestutzte. Manche sehen uns nach der Vereinigung der beiden Deutschländer offenbar zum „zweiten deutschen Staat” aufgestiegen. Das ist für uns Österreicher der Ehre zuviel. durchzusetzen. Der in der westlichen Welt als Sozialdemokrat gefeierte Nehm ging gegen seine Laridsleute in Kaschmir mit Gewalt vor, wie ein Kolonialist. In der Folge kam es darob zu drei Kriegen mit Pakistan.

Islamabad kann die Kaschmir-Frage auch in Zukunft nicht einfrieren lassen, weil zu viele Kaschmiris in Pakistan leben und die Politik des Landes mitbestimmen. 1990 nahmen die Kaschmiris ihr Schicksal in die eigene Hand und begannen einen allgemeinen Volksaufstand gegen die indischen Besatzer. Neu Delhis Tmppen gingen mit einer Grausamkeit vor, hinter der sich die Israelis mit ihrer bmtalen Niederknüppelung der palästinensischen Intifada verstecken könnten. Dennoch gelang es nicht, die Volkserhebung in Kaschmir zu zerschlagen. Wäre Rajiv Gandhi nicht ermordet und gar wieder Ministerpräsident geworden, hätte er als Nehm wahrscheinlich erleben müssen, daß Kaschmir doch noch „verloren geht”.

Hindu-Imperialismus

Die imperiale Haltung der Nehms zeigte sich nicht nur in Kaschmir, sondern mndum. Sie waren davon beseelt, daß Indien eine Großmachtrolle zufallen müsse. Indien bedeutete für sie Großindien, ein Indien größer noch als das von den Briten geschaffene Anglo-Indische-Vizekönigtum.

In der Frühzeit, unter dem buddhistischen Kaiser Ashok, dehnte sich ein indisches Großreich bis nach Kabul aus. Sri Lanka gehörte ebenfalls dazu. Die Nehms als selbsternannte Erben dieses Hindu-Imperialismus betrieben gegenüber den kleinen Nachbarstaaten stets eine Politik der Einschüchterung. Das bekamen speziell Sikkim und Butam sowie Nepal zu spüren. Die Nehms fanden sich aber auch nie mit der Abspaltung Pakistans ab. Für sie stand fest, daß die Pakistani eines Tages heim ins Reich kommen müßten. Und zwar betrieben sie das durch Fördemng separistischer Bewegungen in den verschiedenen Provinzen Pakistans.

Dank der ethnischen Vielfalt war das ein leichtes. Und in Ost-Pakistan gelang der indische Plan durch Ausmfung eines unabhängigen Staates Bangladesch, der seit Beginn seines Bestehens 1971 nie einen nennenswerten Machtfaktor darstellte, von indischem Territorium eingeschlossen ist und damit gewissermaßen den Rang eines Vasallenstaates wie Nepal genießt.

Die indische Einmischung in die Politik Sri Lankas ist ebenfalls als nur eines von vielen Indizien dieses generellen Hegemonialstre-bens zu sehen. Der Fall veranschaulicht nun auf besonders krasse Weise die Bumerang-wirkung dieses indischen Großmachtdünkels. Die Anführung separatistischer Bewegungen in Pakistan hat bereits zur Folge gehabt, daß Indien nun selbst von separistischen Strömungen zerrüttet wird. Die Versuche einer militärischen Vorherrschaft über Sri Lanka war der wahrscheinliche Gmnd für die Ermordung Rajiv Gandhis. Mit seiner Großmachtpolitik hatte Neu Delhi unter den südindischen Tamilen Hoffnungen erweckt, Teile Sri Lankas an sich reißen zu können. Da dies von Rajiv Gandhi jedoch nicht mit der konsequenten Haltung von Großvater und Mutter zu Ende geführt wurde, richtete sich die Enttäuschung der Tamilen gegen ihn persönlich.

Er hätte aber auch ebensogut einem Anschlag hinduistischer Fanatiker zum Opfer fallen können. Denn die von seiner Familie betriebene hinduistische Hegemonialpolitik führte zum Erstarken eines hinduistischen Fundamentalismus, der nunmehr zum stärksten Einzelfaktor der politischen Parteienlandschaft geworden ist. Nach außen hin scheint es, als stünde solch ein religiös verbrämter Fundamentalismus im Gegensatz zu dem von den Nehms propagierten sozialdemokratischen Säkularismus. Doch der Schein trügt, denn beim Fundamentalismus der Hindu-Fanatiker handelt es sich letztlich doch mehr um eine lokale Form des Faschismus und weniger um religiöse Erneuerung, also eine Parallele zum Fundamentalismus der islamischen Welt.

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