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Sieg der Auferstehung

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Der Grundgedanke dieses anregenden und zündenden Buches ist die Frucht eines Einfalls beziehungsweise einer Erleuchtung, die jedoch ohne langjährige Bibelstudien nicht möglich gewesen wäre, die Idee nämlich, daß die Erlösung sich nicht mit der Menschwerdung, dem Leben, Leiden und Tod Christi erschöpft, sondern gerade in der Auferstehung ihr Ziel und ihren eigentlichen Sinn findet, während die Parusie die letzte Entfaltung und Krönung bildet. Damit ist die Bedeutung des Lebens und Todes Christi nicht herabgemindert, nur wurde durch die Betonung der Auferstehung als Zentralmysterium der innere Zusammenhang des ganzen Erlösungskomplexes und die wesentliche Rangordnung der Heilsfakten ins richtige Licht gestellt. Dodds begrüßenswerte Auffassung, daß „Auferstehung, Himmelfahrt und Parusie drei Aspekte ein und desselben Gedankens“ sind, gilt mutatis mutandis auch für Leiden, Tod und Auferstehung, und gerade diese Parallele zeigt, daß die Auferstehung den zentralen Platz einnimmt.

Es gibt in der neueren theologischen Literatur nur wenige Werke, die einen so großen Zuspruch und eine so starke Begeisterung gefunden haben, wie dieses Buch, das zwar keine ganz neue Idee entdeckt, aber eine wiedergewonnene Erkenntnis in un-nachfolgbarer Weise erläutert und konsequent ausgearbeitet hat. Nachdem die französische Originalausgabe bereits in drei Auflagen erschienen ist, verfügen wir jetzt über eine technisch einwandfreie und stilistisch ausgezeichnete Uebertragung. Das Werk ist ein besonders gut gelungener Versuch zu einer wirklich biblischen Theologie, die nicht nur eine versplitterte Auslegung einzelner Texte bietet, sondern durch die gegenseitige Beleuchtung des Sinngehaltes 'der Texte eine Synthese ergibt, die weder im Ausdruck noch in der Vorstellung des Bibelverfassers bewußt vorlag, dennoch im Mysterium selbst und in seiner organischen Durchdenkung mitgegeben ist, ohne daß es jedoch notwendig war, auf das Gebiet der spekulativen Theologie überzugreifen. Der Verfasser hat schwere, aber fruchtbare Arbeit geleistet und darüber hinaus ein Beispiel theologischer Exegese gegeben, das besonders von fachwissenschaftlichen Werken Nachahmung finden sollte. Wie aus den ausführlichen Anmerkungen hervorgeht (S. 375 bis 431), ist das Werk wissenschaftlich ausgezeichnet unterbaut, aber es geht über die engeren wissenschaftlichen Interessen weit hinaus und ist vor allem eine Quelle der Besinnung für Seelsorger und Prediger sowie für gebildete katholische Laien, die dieses zentrale Mysterium besser verstehen und durch diese Erkenntnis ihr Seelenleben befruchten und vertiefen wollen. Von aktuelle! Bedeutung ist die Tatsache, daß durch die Betonung der positiv-bejahenden, siegreichen Auferstehung der Akzent nicht einseitig auf das bedrückende, etwa verneinende Leidens- und Todesmoment gelegt wird und die Nachfolge Christi ihren letzten Sinn nicht im Leid und in der Abtötung, sondern in der bejahenden und beglückenden Vereinigung mit dem Auferstandenen findet, so daß hier nicht eine falsch verstandene Theologia crucis, sondern eine echte Theologia gloriae angebahnt wird.

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