Spritze - © Rainer Messerklinger

„Die Horrorzahlen stimmen nicht“

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Hauptverbands-Chef Alexander Biach über „Speed kills“, ­Privatisierungsgerüchte, „fatale“ Folgen für Versicherte, Mitarbeiter, die um Jobs bangen, und die Sozialpartnerschaft als Erfolgsmodell.

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Hauptverbands-Chef Alexander Biach über „Speed kills“, ­Privatisierungsgerüchte, „fatale“ Folgen für Versicherte, Mitarbeiter, die um Jobs bangen, und die Sozialpartnerschaft als Erfolgsmodell.

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Alexander Biach (45) ist seit 2017 Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger. Im Gespräch mit der FURCHE blickt er auf zwei ereignisreiche Jahre an dessen Spitze zurück, tritt weiterhin für einen starken Dachverband auf und sieht in der Sozialpartnerschaft ein Erfolgsrezept, das einzigartig ist.

Die Furche: Die Arbeiterkammer spricht von 2,1 Mrd. Euro Kosten, die die Reform verursachen wird.
Alexander Biach: Das sind Horrorzahlen, die ich nicht kommentiere, genauso wie die anderen kolportierten Zahlen. Es werden hier vage Annahmen aus einer WU-Studie zitiert. Wenn man das so sagt, glauben das auch die Versicherten. Was ich bedauere, ist dass die Reform zu einem Politikum wurde. Viele reden mit – wenige haben eine Ahnung davon. Das bremst die Dynamik.

Die Furche: Sie warnten nicht nur einmal vor einer Schwächung des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger, dessen Chef
Sie noch sind.

Biach: Die Politik wollte die Selbstverwaltung, also das Führungsprinzip der Sozialversicherung, in einem ersten Gesetzes­entwurf noch deutlicher schwächen und ein vom staatlichen Budget abhängiges Gesundheitssystem schaffen. Das konnte ich durch Verhandlungen erfolgreich verhindern. Die Folgen für die Versicherten wären fatal gewesen. Was wäre passiert? Fehlendes Geld für den Straßenbau hätte etwa aus dem Topf der Sozialversicherung genommen werden können. Ähnliches kennen wir aus anderen Ländern wie etwa Großbritannien.

Die Furche: War ein Umbau wie dieser notwendig?
Biach: Lange wurde darüber diskutiert, die Anzahl der Kassen zu reduzieren. Ob das neue System aber in Zukunft effizienter sein wird als das heutige, hängt davon ab, ob man zusammen dafür arbeitet. Da darf man sich auch nichts vorgaukeln. Der Vorteil einer zusammengeführten Kasse ist, dass es keine unterschiedlichen Leistungen mehr geben wird. Die Ungleichheiten werden damit beseitigt.

Die Furche: Welche Rolle spielt der künftige Dachverband?
Biach: Dieser wird redimensioniert. Die Führung setzt sich in Hinkunft aus den einzelnen Trägern zusammen. Diese Verkleinerung des Dachverbandes halte ich aber nicht für sinnvoll, da die Sozialversicherungsträger ein starkes Dach brauchen, um mit einer Stimme international zu sprechen.

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