Fritz Messner: "Die Ortskaiser sterben aus"
Für den Salzburger Kabarettisten und "Querschläger"-Kolumnisten Fritz Messner ist der größte Vorteil des Salzburger KPÖ-Spitzenkandidaten, dass ihn alle anderen Parteien als „Gottseibeiuns“ hinstellen würden. DIE FURCHE hat ihn gefragt, wie er das meint.
Für den Salzburger Kabarettisten und "Querschläger"-Kolumnisten Fritz Messner ist der größte Vorteil des Salzburger KPÖ-Spitzenkandidaten, dass ihn alle anderen Parteien als „Gottseibeiuns“ hinstellen würden. DIE FURCHE hat ihn gefragt, wie er das meint.
Der Lungauer Musiker und Kabarettist Fritz Messner zählt als „Querschläger“ zu den pointiertesten Salzburg-Kommentatoren. Den Bodenfraß nennt er als größtes Problem; und er fürchtet, dass der Marsch des k.u.k. Regiments Erzherzog Rainer das Land zusammenhält.
DIE FURCHE: Herr Messner, in Ihren Querschläger-Kolumnen in den "Salzburger Nachrichten" kommentieren Sie die Salzburger Politik meist sehr kritisch – gelobte Ausnahmen finden Sie vor allem auf lokaler Ebene. Warum?
Fritz Messner: Ich ziehe den Hut und bedanke mich bei allen, die sich in der Gemeindepolitik engagieren. Als Gemeindepolitiker bist du der erste Ansprechpartner und musst den Kopf hinhalten. Lob hingegen gibt es selten. Wenn sich gute Leute zur Verfügung stellen, dann ist die Gemeinde wirklich noch ein Forum, wo Politik sehr gut funktionieren kann, wo man zusammenarbeitet, wo der politische Gegner nicht immer echogleich alles ablehnt.
DIE FURCHE: Gleichzeitig ist Ihre Heimat Lungau jener Salzburger Bezirk, in dem es die meisten Gemeinden gibt, wo nur ein Bürgermeisterkandidat antritt.
Messner: Bei uns ist die ÖVP dermaßen stark, dass sich die Opposition in einigen Gemeinden schwertut, jemanden zu finden, der antreten will, da sie oder er keine Chance sieht. Demokratiepolitisch ist das natürlich bedenklich. Gibt es keine Auswahl mehr, ist es keine Demokratie mehr, …
DIE FURCHE: … und die Ortskaiser regieren?
Messner: Ich glaube eher, dass der Ortskaiser eine aussterbende Spezies ist, weil es selbst ohne Opposition im Gemeinderat viel mehr Kontrolle als früher gibt. Die Leute sind kritischer geworden, wissen, wo sie sich für Kontrollen hinwenden müssen. Auch die gesetzlichen Vorgaben sind strenger, sodass viele Dinge nicht mehr nach den Vorstellungen einzelner durchgezogen werden können.
DIE FURCHE: Trotzdem geht Ihnen der Stoff für Ihre Querschläger-Kolumnen nicht aus.
Messner: Weil, um nur ein Beispiel zu nennen, viele in der Politik und auch in der Bevölkerung noch nicht verstanden haben, dass die Naturflächen, unsere wichtigste Ressource, nicht unendlich sind. Es gibt wenige so dermaßen zersiedelte Länder wie Salzburg. Wer von Bayern kommt, sieht genau, wo die Staatsgrenze ist: Da fängt die Zersiedelung an. Gemeindepolitiker stehen oft vor einer Quadratur des Kreises: Einerseits sollen sie Infrastruktur und Wohnraum schaffen, ihren Ort wirtschaftlich weiterentwickeln und gleichzeitig möglichst wenig vom Naturraum versiegeln. Da gibt es ganz viele Begehrlichkeiten von Firmen, von der Bevölkerung, und der Bürgermeister braucht einen breiten Buckel, wenn er dagegenhalten will. Oft behalten dann kurzfristige Argumente wie Arbeitsplätze und Steuereinnahmen die Oberhand, und wieder ist ein Fleck Boden weg.
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