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Zu Unrecht im Abseits

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Auf 3.171 Milliarden Schilling ist das Factoringvolumen in den letzten zehn Jahren gestiegen, um durchschnittlich 18 Prozent pro Jahr.

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Auf 3.171 Milliarden Schilling ist das Factoringvolumen in den letzten zehn Jahren gestiegen, um durchschnittlich 18 Prozent pro Jahr.

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Die herrschende Rezession hat auch im vergangenen Jahr unsere Wirtschaft hart getroffen. Fast alle Branchen mußten Umsatzrückgänge in Kauf nehmen. Zahlungsausfälle durch Konkurs oder Ausgleich, Umsatzeinbrüche, Verteuerungen im I'Linkauf, Lohnerhöhungen, setzen Gewerbe und Industrie verstärkt unter Druck und führten 1993 zur höchsten Insolvenzrate seit Kriegsende.

Staatliche Lenkungsmaßnahmen können nur unterstützend wirken und sind hauptsächlich für die Industrie konzipiert. Klein- und Mittelbetriebe müssen die Lösung ihrer Probleme individuell suchen und aus eigener Kraft bewältigen. Besonders in wettbewerbsintensiven Branchen benötigen Betriebe außergewöhnliche Instrumente, um erfolgreich bestehen zu können.

GENÜGEND SPIELRAUM

Factoring möchte allen Unternehmern einen maximalen Beitrag zur Lösung einiger Probleme anbieten:

■ Mit einer auf den Bedarf angepaßten Umsatzfmanzierung reagiert der Factor auf die Anforderungen des Unternehmens. Eine ergänzende Be-triebsmittelfmanzierung bietet genügend finanziellen Spielraum, um Lieferantenrechnungen mit Skonto zu begleichen.

■ Die Übernahme des Debitorenwesens durch einen Factor führt unmittelbar zu wesentlichen Einsparungen im Verwaltungsbereich.

■ Besonders risikobewußte Unternehmer vertrauen noch auf eine zusätzliche Ausfallsversicherung, die debitorenseitig das Insolvenzrisiko abdeckt.

Factoringfinanzierung orientiert sich ausschließlich an der tatsächlich erbrachten I^istung. Die verfügbare Liquidität ist der Schlüssel für den Betriebserfolg. Auch für rezessionsbedingt in Schwierigkeiten gekommene Betriebe eignet sich das Angebot eines Factors. Bei gesunden Unternehmen erholt sich das Geschäft schneller als die Bilanzen dokumentieren können. Die Bewertung muß daher am gegenwärtigen Zustand erfolgen. In diesem Zusammenhang hat der Factor zwei überlegene Vorteile gegenüber konservativen Bankkrediten:

■ Factoringinstitute sind immer ins laufende Geschäft eingebunden;

■ die Finanzierung ist daher flexibel auf den momentanen Umsatz abgestimmt.

Im internationalen Vergleich erkennt man, daß primär strategisch

denkende Unternehmer ihre finanzielle Beweglichkeit durch Zusammenarbeit mit einem Factoringinstitut vergrößern. Auf unterschiedliche Kapitalanforderungen kann flexibel reagiert werden.

Nach einer Studie der „Factor Chain International" stieg das weltweite Factoringvolumen in den letzten zehn Jahren von 735 MiUiarden Schilling (1982) auf 3.171 MiUiarden Schilhng (1992). Die durchschnittlichen Zuwachsraten betrugen in den letzten zehn Jahren fast 18 Prozent pro Jahr.

Trotz der enormen Steigerung und zunehmenden Bedeutung dieser Finanzdienstleistung ist die Akzeptanz bei den österreichischen Unternehmern nach wie vor gering.

Diese Ignoranz ist traurig, und gefährlich für die, die sich in einer Liquiditätszwickmühle befinden. Einerseits braucht ein Betrieb steigende Umsätze - andererseits benötigt man dafür einen erhöhten Kapitaleinsatz. 23 Prozent aller neugegründeten Unternehmen scheitern wegen zu geringer Kapitalausstattung. Eine iristenkonforme Finanzierungsstruktur gehört zu den Grund-anforderungen eines stabilen Unternehmens.

EINFACHES VERFAHREN

Die Vorgangsweise bei einem Factoringinstitut ist denkbar einfach: Sie fakturieren wie bisher und gewähren die vereinbarten Zahlungsziele (bis zu 180 Tage). Eine Kopie der Rechnung wird an den Factor geschickt. 80 Prozent des Fakturen-bruttowertes werden sofort auf Ihr Konto überwiesen, die resthchen 20 Prozent bei Zahlung des Abnehmers.

In der Realität entspricht das beinahe einem Barverkauf - hohe Außenstände, die Ihre Liquidität belasten, gehören der Vergangenheit an. Die Vorauszahlung orientiert sich einzig und allein an der Größenordnung Ihres Umsatzes ~ Kreditrah-nien, die Ihre Expansion beschränken könnten, sind Geschichte.

Auf der Debitorenseite erledigt eine Factorgesellschaft sämtliche administrative Arbeiten für Ihr Unternehmen:

■ Debitorenbuchhaltung und analytische Auswertung Ihres Kunden-Stocks;

■ ständige Bonitätskontrolle Ihrer Abnehmer durch ein bewährtes internationales Frühwarnsystem;

■ konsequente Betreibung der überfälligen Rechnungen.

MANGELNDES WISSEN

Obwohl Factoring seit mehr als 25 Jahren in Osterreich präsent ist, weiß nur ein Bruchteil der Wirtschaftstreibenden über die Einsatzmöglichkeit Bescheid. Besonders in schwierigen Zeiten können Sie mit dieser Finanzierungsform, unabhängig von traditionellen Banksicher-leiten, rechnen.

Als Service steht dem Unternehmer das Debitorenmanagement durch einen professionellen Dienstleister zur Verfügung. Geeignet erscheint dies für Betriebe, die in ihrer Organisationsstruktur eher klein und flexibel bleiben wollen und aktive Kostendegression mittels Outsourcing betreiben. Ergänzend zum Factoringangebot wirkt eine Ausfallsversicherung, bei ungünstiger Debitorenstreuung, risikominimierend.

Gesamtheitlich betrachtet sollte jeder Unternehmer die Anwendbarkeit des Factoring für das eigene Unternehmen prüfen und in einer individuellen Kosten-Nutzenrelation die Vorteile erkennen.

Die Autorin ist Mitarbeiterin der Intermarket Factoring AG.

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